Bernie Ecclestone: Imola als Druckmittel gegen Monza
Fernando Alonso gegen Michael Schumacher in Imola 2005
Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone kennt keine Gnade: er hat den Frankreich-GP abserviert, 2015 findet kein Grosser Preis von Deutschland statt, und er scheut auch nicht davor zurück, die heilige Formel-1-Kuh Monza zu schlachten. Den Betreibern der norditalienischen Traditionsbahn ging durch Mark und Bein, als der 84jährige Brite feststellte: «Aus kommerzieller Sicht ist der Monza-Vertrag eine Katastrophe. Ich glaube nicht, dass wir über 2016 hinaus einen neuen Vertrag mit Monza abschliessen werden.»
Monza hat Informationen aus Italien zufolge nicht einmal die Hälfte jener 20 Mio Euro zusammen, die für einen Grand Prix 2017 zu bezahlen sind. Aber nicht alle sind der Meinung, dass Finanzknappheit zum Aus eines solchen Rennens führen sollte.
Beim Besuch des Kanada-GP hat Ferrari-Präsident Sergio Marchionne auch über Monza gesprochen. Er sagte: «Ich kann mir nicht vorstellen, dass es einen WM-Kalender ohne Monza geben wird. Wenn es vonnöten wird, dass wir bei Bernie Ecclestone intervenieren müssen, um die Zukunft dieses Rennens zu garantieren, dann werden wir das auch tun.»
Eine Verlegung auf die Ferrari-Rennstrecke Mugello ist von Ferrari dementiert worden. Doch es gibt dennoch Konkurrenz aus dem eigenen Lande: Ecclestone hat in London eine Delegation der früheren Formel-1-Rennstrecke Imola empfangen, angeführt von Daniele Manca, dem Bürgermeister der Stadt Imola.
Imola ist seit 2006 ohne Grand Prix, damals war nach 26 Grossen Preisen von San Marino (die Bezeichnung Italien-GP gehörte Monza) Schluss. Es drängten zu viele neue Termine in den Kalender, mit erheblich moderneren Strecken.
Bürgermeister Manca: «Wir wollten Herrn Ecclestone einfach unsere Bereitschaft demonstrieren, dass Imola die Formel 1 wiederhaben möchte. Aber wir möchten auch das Unsere beitragen, dass der Italien-GP erhalten bleibt, vielleicht sogar abwechselnd mit Monza. Wir haben dargelegt, auf welche Art und Weise wir der Rennstrecke neuen Pfiff geben, was wir schon getan haben, in welchen Bereichen wir noch investieren wollen.»
«Herr Ecclestone hat gesagt, er habe eigentlich nie von Imola weggehen wollen. Nun müssen wir die wirtschaftliche Machbarkeit prüfen, im Hinblick auf einen Formel-1-Lauf 2017.»
Die Verhandlungen mit Imola passen wunderbar ins Konzept von Ecclestone: auf diese Weise kann er Druck auf Monza ausüben. Wir haben schon dutzendfach erlebt, wie Rennstreckenbetreiber oder Rennveranstalter gegeneinander ausgespielt werden.
Der Grosse Preis von Italien hat seit 1950 nur einmal nicht in Monza stattgefunden – 1980. Da trat die Formel 1 in Imola an.