Teams buhlen: Wer holt sich Aserbaidschan-Millionen?
So aufregend soll die Baku-Rennstrecke aussehen
Selbst wenn Traditionalisten die Nase rümpfen: Der Grosse Preis von Europa findet 2016 in Baku statt, der Hauptstadt von Aserbaidschan. Das Rennen soll gemäss den Wünschen der Aserbaidschaner Ende Juni oder anfangs Juli 2016 stattfinden, im Anschluss an die erstmals ausgetragenen Europaspiele.
Aber Azad Rahimov, Sportminister des in Öl schwimmenden Landes, geht noch einen Schritt weiter: Der Politiker hat angedeutet, dass eine Kooperation mit einem Rennstall geplant ist. «Wir würden die Idee eines gewissermassen nationalen Teams begrüssen», meint er, wobei Rahimov auch das klassische Sponsoring nicht ausschliesst.
Der Schweizer Sauber-Rennstall war jahrenlang mit der staatlich malaysischen Öl- und Gasfirma Petronas liiert. Für die Malaysier war Sauber ihr Rennstall, so wie sie sich heute mit den Mercedes-Silberpfeilen identifizieren. Eine ähnliche Partnerschaft ist auch möglich zwischen einem Team und Aserbaidschan.
Allerdings soll ein solches Engagement durch private aserbaidschanische Firmen zustande kommen, «wir würden allerdings einen solchen Schritt unterstützen», sagt Rahimov weiter.
Die Marketing-Fachkräfte mehrerer Teams haben bereits ihre Antennen Richtung Aserbaidschan ausgefahren.
Atemraubende Strecke
Formel-1-Streckenarchitekt Hermann Tilke ist davon überzeugt, dass der GP «eine «spektakuläre Sache, mit wirklich einzigartigem Hintergrund wird. Das Boxengebäude liegt unmittelbar vor dem Regierungsgebäude. Ungewöhnlich ist auch der Weg hoch in die Altstadt, sehr eng, ein wunderbares Geschlängel, so eine Passage gibt es in der Formel 1 höchstens noch in Monaco. Die Piste führt an der alten Stadtmauer vorbei. Die Boxengasse wird die so genannten «flame towers» als Hintergrund haben – moderne Gebäude, welche die Symbolik und die Bedeutung der Flamme für das Land zeigen sollen. Hier fliesst ja seit 2000 Jahren Öl aus dem Boden, das haben schon die alten Griechen beschrieben.»
«Es ist ein sehr schneller Kurs. Es wird eine völlig neue Herausforderung, und die Strecke unterscheidet sich von jedem anderen Stadtkurs auf der Welt. Es wird anders als Monaco, anders als Singapur – es wird herausragend», so Tilke.
«Das Layout sollte anspruchsvoll werden und den Stil von Baku, in der Mischung aus historischen und ganz neuen Bauwerken, betonen. Das historische Stadtzentrum, die hübsche Promenade am Meer und das eindrucksvolle Regierungsgebäude bilden den perfekten Hintergrund.»
«Strassenkurse haben ihre ganz eigenen Anforderungen, aber ich schätze, wir konnten einige unverwechselbare Merkmale einbauen – so haben wir eine extrem schmale Bergaufpassage bei der alten Stadtmauer, die Präzision und Mut erfordern wird. Und wir haben eine Vollgaspassage von mehr als zwei Kilometern entlang des Meers, wo die Fans sehen werden, wie schnell diese Autos wirklich sind.»
Aserbaidschan wurde 1991 unabhängig (es gehörte zuvor zur Sowjetunion), im Land leben rund 9,3 Mio Einwohner, das Land fördert reichlich Erdöl und Erdgas.
Aserbaidschan ist bestrebt, sich westlich modern zu geben, in Baku wird heftig gebaut, in Form des Trällerwettbewerbs «Eurovision Song Contest» konnte man 2012 tüchtig Werbung machen, der nächste Coup wird der Formel-1-Lauf sein.
Der erste Aserbeidschan-GP sollte gemäss den Wünschen der Aserbaidschanern Ende Juni oder anfangs Juli 2016 stattfinden, im Anschluss an die erstmals ausgetragenen Europaspiele. Schon seit Jahren hatten die Europäischen Olympischen Komitees (EOK) geplant, eigene kontinentale Spiele auszurichten, vergleichbar mit den Asienspielen oder den Panamerikanischen Spielen.
Am 8. Dezember 2012 beschloss die Generalversammlung des EOK, die Europaspiele erstmals im Jahr 2015 auszutragen. Als einziger Ausrichter bewarb sich Baku.