Silverstone: Lewis Hamilton siegt, Ferrari auf Podest
Mit einer cleveren Strategie sicherte sich Lewis Hamilton den Heimsieg in Silverstone
Den ersten Ausfall gab es im Grossbritannien-GP noch bevor die Boxenampel aus war. Felipe Nasr strandete mit seinem Sauber-Renner in der Stowe-Kurve, weil ein Getriebeschaden auftrat. Der Schaden war zu gross, um noch vor dem Rennstart behoben zu werden, weshalb der Brasilianer zuschauen musste.
Doch auch als der Rennstart erfolgte, wurde es alles andere als langweilig, schon in der ersten Runde musste das Safety-Car ausrücken, weil Romain Grosjean nach einer unliebsamen Berührung mit Sauber-Pilot Marcus Ericsson und seinem Teamkollegen Pastor Maldonado seinen Lotus am Streckenrand abstellen musste. Ericsson hatte zuvor noch ein kurzes Treffen mit Daniel Ricciardos Red Bull Racing-Boliden, konnte aber weiterfahren.
Für Grosjean und auch seinen Teamkollegen Maldonado war das Rennen hingegen in der ersten Runde schon vorbei, das Team wies den Venezolaner kurz nach Grosjeans Ausfall an, den E23 sofort abzustellen. Die erste Runde fuhr auch Jenson Button nicht zu Ende. Wie das Lotus-Duo schafften es auch die beiden McLaren-Honda-Weltmeister, einander in die Kiste zu fahren. Während Alonso an die Box steuerte, um sich einen neuen Frontflügel zu holen, blieb der Lokalmatador im Kies stecken und musste die Waffen strecken.
Spitzenkampf zwischen den Williams-Piloten
Kaum war das Safety-Car von der Strecke, folgte der nächste Ausfall: In der vierten Runde landete Formel-1-Neuling Max Verstappen nach einem Dreher im Kies. «Das war ein klassischer Anfängerfehler, die Reifen waren noch kalt», kommentierte Ex-GP-Pilot und Sky Sports F1-Experte Martin Brundle. Damit war schon nach den ersten fünf Minuten ein Viertel des Feldes ausgefallen.
Nach zehn Runden hatten sich die restlichen 15 Piloten eingereiht, an der Spitze zogen die beiden Williams-Piloten Felipe Massa und Valtteri Bottas mit den Silberpfeilen von Hamilton und Rosberg im Schlepptau weg. Dahinter reihten sich Force India-Hoffnungsträger Nico Hülkenberg, Ferrari-Star Kimi Räikkönen, Red Bull Racing-Pilot Daniil Kvyat, Sebastian Vettel im zweiten Ferrari, Sergio Pérez im Force India-Renner und Carlos Sainz im Toro Rosso-Auto auf den restlichen Top-Ten-Plätzen ein. Ricciardo, Ericsson, Alonso und das Manor-Marussia-Duo Will Stevens und Roberto Merhi komplettierten das Feld.
Die folgenden Runden wurden vom Spitzenkampf zwischen dem Williams-Duo bestimmt. Zuerst versuchte das Team vergeblich, Bottas via Boxenfunk von einem Angriff abzuhalten, doch der Finne wehrte sich entschieden dagegen und bekam schliesslich die Erlaubnis. «Aber nur, wenn es ein sauberes Manöver ist und du danach gleich davonziehen kannst», lautete die Kapitulationserklärung.
Williams: Kostet ein Strategie-Fehler den GP-Sieg?
Der Erste, der aus der Spitzengruppe zum Reifenwechsel an die Box abbog, war Champion Hamilton. Nach seinem Stopp in Runde 20 kam der Brite vor Pérez wieder auf die Strecke. Obwohl Massa und Rosberg gleich reagierten und eine Runde später zur Box abbogen, schaffte es Hamilton vor Rosberg wieder raus. Bottas, der das Rennen zu diesem Zeitpunkt anführte, wechselte die Reifen in Runde 22 – und fiel dabei hinter Hamilton und Massa zurück. «Das war nicht schlau», erklärte Brundle.
Nachdem alle Piloten bis auf das Manor-Marussia-Duo die Reifen gewechselt hatten, führte Hamilton das Rennen vor Massa, Bottas, Rosberg, Räikkönen, Vettel, KVyat, Hülkenberg, Ericsson, Sainz, Pérez, Alonso, Stevens, Merhi und Ricciardo an. Letzterer war durch ein Motorenproblem, das einen Re-Start an der Box nötig machte, zurückgefallen. Doch auch der Neustart nützte nicht viel und Ricciardo musste seinen Renner in Runde 22 in der Box abstellen.
Kaum schien das Rennen ruhiger zu werden, kündigten die Boxenmauer-Spezialisten Regen an. Tatsächlich hatten sich über dem altehrwürdigen Silverstone Circuit schwarze Wolken zusammengezogen. Doch noch bevor der erste Tropfen gefallen war, folgte eine virtuelle Safety-Car-Phase, weil Sainz seinen Toro Rosso in der letzten Kurve abstellen musste. Er sorgte damit schon für den siebten Ausfall des Rennens.
Regen sorgt für Spannung
Kaum war die virtuelle Safety-Car-Phase vorbei, kam der erste Regen. «Es regnet nur leicht», rapportierte Kvyat über Boxenfunk, trotzdem bekamen die vielen Zuschauer an der Strecke schon einige Rutscher zu sehen. Doch schon zwei Runden später erklärte Hamilton: «Es hat aufgehört zu regnen.» Kurz davor hatte Bottas noch vermutet: «Wir werden wohl Reifen wechseln müssen.» Die On-Board-Aufnahmen von Vettel bewiesen: In einigen Kurven fiel tatsächlich starker Regen.
Im Regen-Poker wechselten die Spitzenreiter erneut Positionen. Während die einen Piloten (Räikkönen, Ericsson, Alonso, Stevens und Merhi) auf Intermediates-Reifen wechselten, verzichteten die ersten Vier vorerst auf einen Besuch an der Box und sorgten trotzdem mit harten Duellen für Unterhaltung. Hamilton und Rosberg sicherten sich die Spitze, wobei der Champion die Führung übernahm, dahinter folgten Massa, Bottas, Vettel, Kvyat, Hülkenberg, Pérez, Räikkönen und Alonso auf den weiteren Top-Ten-Plätzen.
Der Regen wurde in den letzten Runden stärker, weshalb Hamilton sich Intermediates-Reifen holte und auf Platz 3 zurückfiel. Damit gab sich der Lokalmatador natürlich nicht zufrieden, schnell kam er an Massa vorbei auf Position 2. Auch Massa und Bottas bogen kurz darauf an die Box ab. Sieben Runden vor Schluss führte Hamilton das Feld vor Rosberg, Vettel, Massa, Bottas, Kvyat, Hülkenberg, Räikkönen, Pérez, Alonso, Ericsson, Merhi und Stevens an.
Sieg von Lewis Hamilton
Der grosse Pechvogel war Ericsson, der sich erst wieder Slicks geholt hatte, kurz darauf aber wieder auf Intermediates-Reifen zurückgreifen müsste. Auch die beiden Manor-Marussia-Piloten hatten kein Glück. Roberto Merhi beendete sein Rennen in Runde 48 nach der Brooklands in der Streckenbegrenzung.
Am Ende durfte sich Hamilton über seinen fünften Saisonsieg – dem 38. Triumph seiner GP-Karriere – freuen. Da Rosberg als Zweiter die Ziellinie kreuzte, durfte Mercedes den sechsten Doppelsieg im neunten Saisonlauf feiern.
Den dritten Platz sicherte sich Sebastian Vettel, der das Regen-Chaos geschickt nutzte, um die beiden Williams-Renner hinter sich zu lassen. Hinter dem Podest-Trio holten auch Massa, Bottas, Kvyat, Hülkenberg, Räikkönen, Pérez und Alonso WM-Punkte. Ericsson, Merhi und Stevens komplettierten die Rangliste.