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Formel 1-Sprintrennen: Genial oder kompletter Unsinn?

Kolumne von Mathias Brunner
Wird es künftig an einem Wochenende gleich zwei Starts geben?

Wird es künftig an einem Wochenende gleich zwei Starts geben?

Die Empfehlungen der Strategiegruppe geben zu reden. Die Frage ist, wie viel bleibt übrig, um vom FIA-Weltrat abgenickt zu werden? Vor allem über die Sprintrennen wird schon jetzt gestritten.

Sprintrennen in der Formel 1 am Samstag – das Thema wird derzeit kontrovers diskutiert. Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff fragt sich, wie das zur DNA der Formel 1 gehören soll, Nico Rosberg und Sebastian Vettel pochen auf die Rennhistorie, und Jenson Button will darüber nicht mal reden, «weil das sowieso nicht kommen wird».

Wenn es so weitergeht, wie bisher, dann wird der britische Weltmeister von 2009 Recht behalten. Denn selbst innerhalb der Strategiegruppe ist man sich nicht einig darüber wie vorgegangen werden soll.

Im Gremium aus den Vertretern von sechs Formel-1-Teams (Mercedes, Red Bull Racing, Williams, Ferrari, McLaren und Force India), FIA-Chef Jean Todt und Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone kursieren unterschiedlicher Versionen zum Aufpeppen des Grand-Prix-Wochenendes.

Ein Vorschlag: Freies Training am Freitag (wie bisher zwei Sitzungn zu je 90 Minuten), am Samstagmorgen dann aber eine Qualifikation für ein Sprintrennen am Nachmittag. Das Ergebnis vom Nachmittag würde dann die Startaufstellung vom Hauptrennen am Sonntag ergeben, und damit geht das Gezerre los.

Die Top-Teams sehen im Sprintrennen die Möglichkeit, ihre Test- und Nachwuchsfahrer an den Start zu lassen. Doch davon wollen viele Stars nichts wissen, und dies mit gutem Grund: Wenn ein Ersatzfahrer das Sprintrennen versemmelt, wieso soll der Stammfahrer dann darunter leiden?

Einige Teamchefs geben zu bedenken: die Unwägbarkeiten eines Spritrennens als Definition der Startaufstellung, das ist zu viel Gambling. Andere Teamchefs fürchten die Kosten eines zusätzliche Rennens, und keiner weiss zum heutigen Zeitpunkt, wie lange ein solcher Mini-GP überhaupt sein soll.

Die Top-Teams haben vorgeschlagen, die Ersatzfahrer in dritten Fahrzeugen einzusetzen. Das würde dem Spargedanken von Jean Todt widersprechen. Heute haben die Teams nur zwei Autos auf dem Rennplatz, mit einem Ersatzmonocoque, falls nach einem Unfall ein neues Auto aufgebaut werden muss.

Es gibt zwei Gründe fürs neue Wochenendformat: Der Freitag soll aufgewertet werden. Wenn eine Quali schon am Samstag ausgetragen wird, so die Denke, sind die Teams dazu gezwungen, am Freitag mehr zu fahren. Also erhielten die Fans mehr zu sehen.

Das Sprintrennen soll mehr Fans am Samstag auf den GP-Schauplatz locken und die Startaufstellung spannend gestalten.
Neu ist das alles nicht: die DTM trägt heute schon zwei Rennen aus, beim berühmten Formel-3-Rennen in Macau wird über zwei Läufe gefahren, in der GP2 gibt es am Wochenende ebenfalls zwei Rennen.

Das Format in der Formel 1 ist seit gut zehn Jahren unverändert: 2006 wurde die heutige Ausscheidungs-Quali eingeführt, denn das zuvor verwendete Einrunden-Format überzeugte niemanden.
Damon Hill, Formel-1-Champion von 1996, warnt: «Wir müssen aufpassen, dass wir hier nicht zu viel herummurksen. Ein Grand Prix sollte für sich alleine stehen. Wenn man die Fans fragt, welches nun das richtige Rennen in der GP2 sei, dann weiss das doch kaum einer.»

Die Strategiegruppe schweigt sich darüber aus, welche Vorschläge der Formel-1-Kommission weitergereicht werden.

Formel-1-Entscheidungsfindung: So geht es

Wie läuft das eigentlich mit Vorschlägen in der Formel 1? Die Ideen der Strategiegruppe gehen an die Formel-1-Kommission. Die hat nur die Möglichkeit, einen Vorschlag abzunicken oder abzulehnen. Über die gegenwärtige Zusammensetzung der Kommission ist interessanterweise im FIA-Reglement nichts zu finden. Einst bestand sie aus: einem Vertreter von «Formula One Management» (also Bernie Ecclestone) sowie der FIA (üblicherweise der Präsident), aus Vertretern aller Rennställe, aus sechs Rennpromotern (drei aus Europa, drei aus Übersee), die von FOM aufgestellt werden, aus zwei Vertretern von Rennstrecken (eine aus Europa, eine aus Übersee), von den Teams ernannt, dazu aus Repräsentanten des Reifenherstellers (also Pirelli), der Motorenhersteller sowie der Sponsoren (zwei, aus verschiedenen Marktbereichen). Somit kamen wir ungefähr (abhängig von der Anzahl Teams) auf ein Gremium von 24 Fachleuten.

Allerdings haben wir nicht eine Stimme pro Vertreter. Es gibt immer zwölf Team-Stimmen, ungeachtet dessen, ob wir nun zwölf Rennställe haben oder nur neun. Wenn von diesen neun eine interne Abstimmung zum Beispiel 5:4 ausgeht, so werden die restlichen drei Stimmen zur Mehrheit addiert (8:4).

Wir könnten auch sagen: Wenn die grössten fünf Teams zusammenhalten, dann haben die kleinen vier nichts zu sagen.
Auch die Formel-1-Gruppe ist machtvoll: kein Rennpromoter würde es sich mit jener Firma verscherzen, welche die Rennen vergibt! Die FIA hingegen hat hier so gut wie nichts zu melden.

Ist in der Kommission ein Vorschlag gutgeheissen, geht der zum Abnicken an den so genannten Weltrat der FIA, gebildet aus Vertretern der Autoklubs aus aller Welt. Hier könnte die FIA eine Idee blockieren. Die Ratsmitglieder stellen sich in der Regel hinter ihren Präsidenten, schliesslich wollen sie ihren feinen Posten nicht verlieren. ?

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