FIA und die Kosten: Wann zeigt Autoverband Rückgrat?
FIA-Präsident Jean Todt
Der Plan ist nicht neu, um die Kluft zwischen den grossen Formel-1-Teams und den Rennställen in Finanznöten zu verringern: eine Budgetobergrenze. Der Engländer Max Mosley, von 1993 bis 2009 Präsident des Automobilverbands FIA, hatte diesen Plan angeregt. Doch die Einführung eines Kostendeckels scheiterte bislang stets am Widerstand der Top-Teams.
Die neuen Rennställe HRT, Vigin Racing (heute Manor-Marussia) und Caterham wurden zur Saison 2010 hin in die Formel 1 gelockt unter dem Versprechen, dass ein solcher Kostendeckel eingeführt werde. Doch der kam nie. Ergebnis: HRT und Caterham gingen pleite, Marussia schlitterte in Konkurs und konnte erst in letzter Sekunde gerettet werden.
Mosley kam daraufhin auf die Idee einer Zweiklassengesellschaft: Jene Rennställe, die sich für ein Maximalbudget pro Jahr von beispielsweise 100 Mio Dollar entschliessen, erhalten mehr technische Freiheiten. Mosley ist überzeugt: «Die Freiheiten wiegen höher als ein unbeschränktes Budget, früher oder später würden alle auf diese Linie einschwenken.»
Der heutige FIA-Chef Jean Todt (69) hat Grundzüge von Mosleys Idee übernommen und will den kleineren Teams mehr Freiheiten einräumen – eta bei der Benutzung des Windkanals. Aber wieder steht sich das Reglement der Formel 1 dabei selber im Weg: die grossen Teams lehnen auch eine solche Einschränkung ab.
Jean Todt will den Hebel bei den Motorenkosten ansetzen: «Die Antriebseinheiten sind zu teuer. Wir haben es versäumt, bei der Einführung der Turbomotoren einen Maximalpreis für Kunden im Reglement zu verankern. Aber besser spät etwas ändern als gar nicht.»
Die Umsetzung ist schwierig: die meisten Rennställe haben Langzeitverträge mit ihren Motorenpartnern unterzeichnet.
Mindestens Mercedes ist verhandlungsbereit. «Jean Todt will die Kosten für die kleineren Teams senken, wir nehmen diesen Plan ernst», sagt Toto Wolff, Motorsportdirektor von Mercedes-Benz. «Also spitzen wir die Bleistifte und schauen uns an, wie wir dazu beitragen könnten. Leider haben wir in Sachen Motoren einen Geschäftsplan ausgearbeitet, der selbstverständlich auch die Entwicklungskosten berücksichtigt.»
Der Ball liegt bei den Herstellern. FIA-Chef Jean Todt hat von ihnen entsprechende Vorschläge verlangt, wie die Kosten für die Motoren gesenkt werden könnten. Pro Jahr bezahlen Kunden heute rund 20 Mio Euro jährlich für die Turbomotoren.
Für Todt geht es nicht nur ums Geld, es geht auch ums Prestige. In den vergangenen Monaten ist dem früheren Ferrari-Rennleiter vorgeworfen worden, er sei in Sachen Formel 1 so gut wie unsichtbar, ausgerechnet jetzt, wo der GP-Sport kriselt und eine gute Führung wichtig wäre. Todt will mit den Plänen zur Kostensenkung zeigen, dass die FIA nicht nur Zuschauer ist.