Mercedes: Manor-Marussia 2016 als B-Team?
Mercedes-Nachwuchshoffnung Pascal Wehrlein sammelt in diesem Jahr Erfahrungskilometer im Force India
Mit Haas F1 steht im nächsten Jahr ein neuer Rennstall in der Formel-1-Startaufstellung. Das US-amerikanische Team setzt bei seinem Debüt in der Königsklasse auf die Unterstützung von Ferrari. Die Scuderia liefert nicht nur die Antriebseinheiten für die Mannschaft von Gene Haas, sondern unterstützt ihn darüber hinaus – so weit es das Reglement zulässt – in allen technischen Belangen.
Kein Wunder, will Haas F1 auch bei der Fahrer-Wahl mindestens einen Ferrari-erfahrenen Piloten berücksichtigen. Der Mexikaner Esteban Gutiérrez, der zwei Jahre lang als Sauber-Pilot mit der Power aus Maranello antrat und in diesem Jahr als Testfahrer der Scuderia oft in deren Simulator sitzt, soll einer der Wunschkandidaten des Teameigners aus Kalifornien sein, genauso wie Jean-Eric Vergne, der auch zum Ferrari-Fahrerkader gehört.
Die enge Zusammenarbeit zwischen zwei Teams ist nichts Neues: Die Scuderia nutzte jahrelang den Sauber-Rennstall als Nachwuchsschmiede, in der die eigenen Talente platziert wurden, um GP-Erfahrung zu sammeln. Mit Erfolg – so gingen etwa Felipe Massa und Kimi Räikkönen durch die Sauber-Schule, bevor sie von Maranello ins rote Cockpit berufen wurden. Das funktionierte auch umgekehrt: So haben einige frühere Ferrari-Fahrer bei Sauber ihr GP-Gnadenbrot gegessen – man denke da nur an Nicola Larini, Gianni Morbidelli, Mika Salo oder Jean Alesi.
Glaubt man den neuesten Gerüchten im Fahrerlager von Monza, dann plant auch Mercedes den Aufbau eines B-Teams. Und zwar mit dem Schlusslicht Manor-Marussia. Das britische Team soll als Talentschmiede für die Sternmarke fungieren und die Silberpfeil-Nachwuchshoffnung Pascal Wehrlein im nächsten Jahr ins Rennen um WM-Punkte schicken.
Warum nicht Force India?
Das wirkt auf den ersten Blick unlogisch, schliesslich setzte Mercedes in der Vergangenheit auf Force India, wenn es darum ging, die eigenen Piloten in die Königsklasse zu befördern. so durfte der heutige DTM-Pilot Paul di Resta nach einer Lehr-Saison als Testfahrer drei Jahre lang für den Rennstall aus Silverstone antreten.
Warum also sollte Mercedes nicht auch Wehrlein durch die Force India-Schule schicken, zumal der 20-jährige DTM-Pilot schon heute als Testfahrer für das Team Erfahrungskilometer sammelt? Dagegen spricht etwa, dass sich das Team von Kingfisher-Mogul Dr. Vijay Mallya mittlerweile im vorderen Mittelfeld platziert hat und nun zwei gleich starke Fahrer braucht, die konstant WM-Punkte einfahren. Von einem Rookie kann das nicht erwartet werden – egal, wie stark er ist. Mit Le Mans-Sieger Nico Hülkenberg hat Force India denn auch einen starken Piloten für die Saison 2016 verpflichtet.
Viel weniger Druck würde auf Wehrleins Schultern lasten, wenn er seine ersten GP-Schritte beim Formel-1-Schlusslicht Manor machen könnte. Der Rennstall aus Sheffield ist weit von der Leistung der Mittelfeld-Teams entfernt, was dem jungen Deutschen den Vorteil bringt, abseits des Rampenlichts an seinen Fahrkünsten feilen zu können.