Formel 1: Ohrfeige für Gegner von Verstappen

Ferrari: Kein Motor für Red Bull, Poker um Reglement?

Von Mathias Brunner
Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene und Firmenchef Sergio Marchionne beim Kanada-GP

Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene und Firmenchef Sergio Marchionne beim Kanada-GP

​Im Juni gab sich Ferrari-Präsident Sergio Marchionne gesprächsbereit, was Triebwerke für Red Bull angeht. Heute nicht mehr. Ist das ein Spiel auf Zeit?

Im vergangenen Juni gab sich Ferrari-Präsident Sergio Marchionne offen für Verhandlungen, um Red Bull für 2016 mit Motoren auszurüsten. Der Italo-Kanadier sagte damals: «Ich habe grossen Respekt für Red Bull. Sie haben viel für diesen Sport getan. Ich bin sicher, sie finden zum Erfolg zurück, und wenn wir ihnen helfen können, dann werden wir das tun. Wir sprechen mit allen. Wir können allen Teams Motoren liefern, die fahren wollen.»

Seit Juni ist viel passiert: Red Bull hat das Band zu Renault gekappt und von Mercedes eine Absage erhalten. Da Honda keine Option ist (und McLaren-Chef Ron Dennis ohnehin sein Veto einlegen würde), bleibt für Red Bull nur noch Ferrari. Angeblich wurden dem Energy-Drink-Hersteller zuerst 2015er Motoren offeriert, also eine schlechtere Konfiguration als für die GP-Neulinge von Haas F1, eine Zumutung. Dann wurde auch dieses Angebot zurückgezogen.

In Italien ist davon die Rede, dass Technikchef James Allison und Teamchef Maurizio Arrivabene ihren Präsidenten einreden konnten: Fährt Red Bull mit dem gleichen Motor wie wir, dann fahren sie uns möglicherweise um die Ohren und damit ist es dann Essig mit einem möglichen WM-Titel gegen Mercedes.

In Russland machte nun ein unfassbares Gerücht die Runde: Es geht um etwas ganz anderes, wir reden von einem Poker mit höchstem Einsatz darum, was in Sachen Entwicklung künftig erlaubt sein soll.
Diese Verschwörungstheorie besagt: Im heutigen Reglement für 2016 ist verankert, dass es nach Ende Februar keine Entwicklung im Laufe der Saison mehr geben wird, so wie das in diesem Jahr aufgrund einer Lücke im Reglement möglich war (die übrigens Ferrari gefunden hatte).

Anders gesagt: Im Reglement 2016 ist festgehalten, ein Motor muss bis Ende Februar fertig entwickelt sein, bis dann also müssen die 25 Entwicklungswertmarken (die so genannten Token) umgesetzt worden sein.

Jetzt kommt der bösartige Teil: Denn die Unterstellung der Verschwörungskonstrukteure lautet – Ferrari wisse ganz genau (Honda oder Renault übrigens auch), dass man auf diese Weise den Rückstand auf Mercedes in aller Wahrscheinlichkeit nicht wettmachen werde. Also mache sich Ferrari dafür stark, dass diese Regel aufgehoben und eine Entwicklung auch im Laufe der Saison 2016 gestattet wird. So wie in diesem Jahr, da hat Ferrari stattlich Boden gut gemacht.

Doch dies wiederum ginge nur, wenn alle heutigen Rennställe damit einverstanden sind. Also auch die beiden Red-Bull-Rennställe.

Der unglaubliche Verdacht: Ferrari wolle erst bei einem Ja von Red Bull zur Aufweichung des Reglements Motoren liefern, dies zu einem so späten Zeitpunkt, dass der Aufbau der Red-Bull-Renner kompromittiert und ihre Leistungsfähigkeit mindestens im ersten Teil der Saison 2016 beschnitten sei. Auf dass der WM-Kampf von Ferrari gegen Mercedes nicht beeinträchtigt werde.

Das das Wort «unmöglich» im Zusammenhang mit der Formel 1 bekanntlich getrost aus dem Wortschatz gestrichen werden kann, würden wir sagen: Ohne jeden Beweis gilt dieses Gedankenmodell als reine Mutmassung und muss auch so behandelt werden.

Dieser Sport hat in der Vergangenheit jedoch solch zynische Wendungen genommen, dass wir nichts ausschliessen würden.

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