Bruno Senna: «Nico Hülkenberg wirkt abgelenkt»
Pechsträhne oder Leistungskrise? Nico Hülkenberg erntet Kritik
Der Blick in die Statistik des Force India-Duos Nico Hülkenberg und Sergio Pérez zeigt: In den vergangenen sieben Rennen hatte der Mexikaner klar die Oberhand. Während der 25-Jährige aus Guadalajara sechs von sieben Grands Prix in den Punkten beendete, ging Hülkenberg in vier Fällen leer aus.
Dafür erntet der Deutsche Kritik von seinem früheren Gegner Bruno Senna. Der Neffe des grossen Ayrton Senna, der zwischen 2010 und 2012 selbst 46 Formel-1-Läufe bestritten hat, ist als Sky Sports F1-Experte in seinem Heimatland Brasilien unterwegs. Er ist überzeugt: «Zu Beginn des Jahres hatte Nico Sergio noch das Leben schwer gemacht, aber nun hat Checo die Oberhand.»
Der 32-jährige Rennfahrer wundert sich: «Nico wirkt weniger konzentriert, ich weiss nicht, ob ihn sein Porsche-Gastspiel in Le Mans zu sehr ablenkte.» Und er analysiert: «Sergio ist vor allem in jenen Rennen stark, in denen die Hinterreifen abbauen. Irgendwie schafft er es, die Reifen etwas länger am Leben zu halten. In dieser Hinsicht ist er sehr, sehr stark.»
Auch der frühere GP-Pilot und heutige Formel-1-Experte Marc Surer lobt Pérez. Im Gespräch mit SPEEDWEEK.com erklärt der Schweizer: «Es gibt Leute wie Checo, der meistens unauffällig fährt und auch langsamer als Hülkenberg ist. Doch wenn sich eine Chance ergibt, weil es vor ihm knallt und zwei Gegner ausfallen, dann fährt er aufs Podest, wie etwa in Sotschi. Aber Checo hat schon einige Male bewiesen, dass er seine Chancen nutzt, auch bei Sauber. Er fährt unauffällig, aber sobald sich eine Möglichkeit eröffnet, ist er da.»
Trotzdem will Surer nicht zu hart mit Hülkenberg ins Gericht gehen: «Wir konnten schon einige Male beobachten, dass Hülkenbergs Leistung schwankt. Es wäre aber unfair, einen Fahrer einzig nach den Ergebnissen und Ausfällen zu beurteilen, denn meistens steckt ja eine Geschichte dahinter. Er hatte einige Male auch wirklich Pech – etwa in Singapur. Man kann schon sagen, dass er die Schuld am Crash trägt, aber es ist auch Pech, genau in jenem Moment vorbeizufahren, wenn einer aus der Box kommt.»
Surer weiss: «Das Glück spielt eine grosse Rolle, etwa bei Sebastian Vettels erstem GP-Sieg in Monza. Er hätte diesen Sieg gar nicht einfahren dürfen, was die Leistung angeht. Aber es passte alles und er durfte jubeln. Nico hat 2012 ein Rennen angeführt, kollidierte aber. Das darf nicht passieren, aber auch das ist Glückssache.» Der 82-fache GP-Pilot fügt an: «Ecclestone sagte, wenn er zwischen dem schnellsten Fahrer wählen müsste und jenem Piloten, der am meisten Glück hat, dann würde er sich für den Glückspilz entscheiden.»