Formel 1: «Dumme Regel half Verstappen»

Nico Rosberg: Fünf Pole-Positions in Folge – wie das?

Von Mathias Brunner
Nico Rosberg nach seiner fünften Pole in Folge

Nico Rosberg nach seiner fünften Pole in Folge

​Bis im Sommer war Lewis Hamilton «Mr. Pole-Position»: Einschliesslich Monza gab es zwölf Abschlusstrainings, elf Niederlagen für Nico Rosberg. Nun aber fünf Poles in Folge – wieso?

Vor einem Jahr staunten selbst Fachleute: Nico Rosberg hatte im Quali-Duell mit Lewis Hamilton die Nase vorn. Und dies ausgerechnet gegen jenen Engländer, den viele im Fahrerlager für den schnellsten Grand-Prix-Fahrer halten. Mercedes-Teamchef Toto Wolff meinte damals: «Nico kann im Abschlusstraining einfach alles auf den Punkt bringen – Abstimmung, Speed, Fehlerlosigkeit. Und das gibt eben den Ausschlag.»

Rosberg hielt die WM bis zum Finale von Abu Dhabi offen, schliesslich hatte jedoch Hamilton die Nase vorn. Die meisten fanden – Nico habe sich tapfer geschlagen, aber der WM-Titel für Hamilton gehe in Ordnung.

2015 sah das Bild bis tief in den Sommer hinein anders aus: Hamilton war nun auch in der Qualifikation der schnellere Mann.

Einschliesslich Monza gab es zwölf Abschlusstrainings, elf Niederlagen für Nico Rosberg. Nur in Barcelona konnte Nico den Durchmarsch von Hamilton unterbrechen. In Singapur stand Sebastian Vettel im Ferrari auf Pole (die einzige Nicht-Mercedes-Pole in dieser Saison), dann jedoch geschah etwas Erstaunliches: Seit dem Abschlusstraining zum Japan-GP steht Rosberg auf dem Platz des Trainingsschnellsten – in Suzuka, in Sotschi, in Austin, in Mexiko-Stadt und nun auch in Interlagos.

Wie kommt das?

«Ich mache nichts anders als sonst», sagt Rosberg selber. Einige Male patzte Hamilton, eine Steilvorlage für Nico, die sich der Deutsche nicht entgehen liess. Auf Nachhaken meinte Rosberg dann: «Im vergangenen Jahr war ich in der Quali der bessere Mann, das ging mir 2015 verloren. Also habe ich daran gearbeitet.»

Rosberg will nicht in Details gehen, was er anders macht.
Damon Hill, Formel-1-Champion von 1996, vermutet: «Vielleicht sind Entwicklungsteile an den Silberpfeil gekommen, mit denen sich Nico beim Fahrgefühl einfach wohler fühlt.»

Mercedes-Teamchef Toto Wolff hatte davon gesprochen, dass Rosberg schon auf 2016er Modus umgestellt habe. «Stimmt nicht», sagt Nico selber, «ich bin noch ganz auf die Rennen 2015 konzentriert. Es sind noch zwei Siege zu erobern, die will ich mir sichern.»

Dem dreifachen GP-Sieger Johnny Herbert fällt auf: «Seit es um nichts mehr geht, fährt Rosberg schneller, ist das nur ein Zufall? War vielleicht vorher der Druck zu gross?»

Das kann sich der Schweizer Sky-GP-Experte Marc Surer nicht vorstellen: «Nico hat wiederholt bewiesen, dass er Druck standhalten kann. Es gab Rennen, da sass ihm Hamilton im Nacken, Rosberg hat dennoch gewonnen. Mehr Druck geht nicht.»

Nico selber sagt nun in Interlagos: «Grundsätzlich gibt es keine Erklärung. Ich kann nur sagen, dass ich an mir gearbeitet habe, und diese Arbeit scheint nun Früchte zu tragen. Einer der Grundsteine zur erfolgreichen Titelverteidigung von Lewis waren eben diese ganzen Pole-Positions. Es hilft immer, wenn du schon mit ein paar Metern Vorsprung ins Rennen gehen kannst.»

«Ich verstehe es im Detail ja selber nicht ganz. Es gibt jedenfalls nicht etwas ganz Bestimmtes, das ich ändern musste, und ab dan klappt alles wieder. Es ist eher die Summe von Kleinigkeiten. Aber es scheint wirklich so zu sein, dass ich Fortschritte gemacht habe.»

Und was ist nun mit dem Druck? Fährt er wirklich besser, seit der Druck des Titelduells weg ist? «Das stimmt nicht», sagt Nico entschieden. «Ich finde, der Druck lastete nicht auf mir, sondern auf Lewis. Er hatte alles nicht verlieren, ich dagegen überhaupt nichts. Ich war der Jäger. Da hast du weniger Druck als der Gejagte. Nein, da hat sich nichts geändert.»

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