GP Frankreich: Le Castellet & Magny-Cours im Wechsel?
Pirelli-Test in Paul Ricard
Der zweitägige Reifentest von Pirelli auf der Rennstrecke, die Apéritivhersteller unweit von Le Castellet in Südfrankreich Ende der 60er Jahre erbauen liess, lassen die Franzosen träumen: Denn die «Grande Nation» ist seit fast sechs Jahren ohne Formel-1-WM-Lauf. Das ist an sich schon schwer verdaulich für die Franzosen, und im Wissen, dass 2016 Renault werksseitig in den GP-Sport zurückkehrt, ist kaum erträglich.
Seit dem Aus für den Magny-Cours-GP nach Ausgabe 2008 ist in Frankreich auf Regierungsebene viel geredet worden und wenig passiert. Immer wieder war von einem neuen Projekt im Grossraum Paris die Rede (aufgrund strenger Umweltschutz-Bestimmungen so gut wie unmöglich umzusetzen), dann von der Rückkehr nach Südfrankreich (Fragezeichen in Sachen Infrastruktur).
Stéphane Clair, Geschäftsleiter des Cicuit Paul Ricard, sagt gegenüber der Nachrichtenagentur AFP: «Alles ist möglich. Wir wissen, dass es realistisch ist, bis zu 50.000 Fans pro Tag hierher zu holen. Und es hat Gespräche mit Wirtschaftsminister Emmanuel Macron gegeben. Es ist nicht ausgeschlossen, dass wir ein Rennen abwechselnd mit Magny-Cours austragen. Alle Türen sind offen. Aber eine Bedingung gibt es trotzdem – die Zahlen müssen stimmen.»
Die Rennstrecke Paul Ricardo gehört heute einer Familienstiftung von Bernie Ecclestone. Der hatte gehöhnt: «Es gibt einfach keine brauchbare Rennstrecke in Frankreich. Wir sind aus Frankreich weggegangen, weil das Rennen dort keinen Sinn mehr machte. Klar könnte Frankreich wieder ein Rennen haben, aber am alten Ort hat das aber niemanden interessiert.»
Mit dem alten Ort hat der 85jährige Engländer Magny-Cours gemeint.
Ecclestone ist inzwischen klar geworden, dass es in Sachen Frankreich für Magny-Cours fast keine Alternative gibt. Der Engländer hat wiederholt über die rückständige Infrastruktur der Anlage geschimpft. Es ist unvermeidlich, dass der Vertrag zur Rückkehr ins Département Nièvre entsprechende Umbauarbeiten der zentralfranzösischen Strecke bedingen würde. Bei Paul Ricard bleibt das Problem des Verkehrs – die Zufahrtsstrassen sind seit dem letzten Formel-1-WM-Lauf dort im Jahre 1990 kaum geräumiger geworden.
Der Sozialist Patrick Kanner, Minister für Jugend und Sport, sagte gegenüber den Kollegen des Canal+: «Der Grosse Preis von Frankreich ist ein kompliziertes Dossier. Es gibt zwei potenzielle Kandidaten, Le Castellet und Magny-Cours. Unsere Regierung ist bereit, ein solches Projekt zu unterstützen, allerdings zu Konditionen, die noch definiert werden müssen. Ein Grand Prix, das bedeutet mindestens 20 Millionen Euro, und für eine gesunde Abschlussrechnung muss man das richtige Rezept finden.»
Viele Fans in Frankreich kommen zum ernüchternden Schluss: Ohne einen französischen Didi Mateschitz (der mit seinem Red Bull Ring die Formel 1 nach Österreich zurückbrachte) wird in Frankreich wenig vorwärts gehen.