Formel-1-Traum: Nur mit Lotto-Gewinn möglich?
Seb Morris: «Ich glaube, die Formel 1 ist längst ausser Reichweite, denn da geht es nur noch um das Geld»
Das Konzept des Pay-Drivers ist schon so alt wie die Formel 1 selbst. Und so finden sich in der WM-Geschichte auch einige prominente Namen, die sich ihren Platz in der Startaufstellung erst teuer erkaufen mussten, bevor sie GP-Siege und entsprechende Punkte-Prämien einfuhren. Trotzdem reisst die Kritik an den Bezahlfahrern nicht ab.
Unlängst erklärte etwa IndyCar-Pilot Scott Dixon im Interview mit den Kollegen des «The New Zealand Herald»: «Heutzutage verschafft dir die Tatsache, dass du sehr viel Talent hast, nicht automatisch ein Cockpit in der Formel 1. Es gibt wahrscheinlich nur sechs oder acht Piloten, die dort auch wirklich für ihre Arbeit bezahlt werden. Der Rest muss Geld mitbringen, um einsteigen zu dürfen.»
Und zwar nicht zu knapp: Sponsoren-Beiträge an das Team in zweistelliger Millionenhöhe sind die Norm, da kann nicht jeder mithalten. Einer, der den hohen Preis der Formel 1 nicht bezahlen kann, ist Seb Morris. Der junge Brite war einst Teil der Nachwuchsschmiede von Caterham und bestritt im vergangenen Jahr mit Status Grand Prix die GP3-Serie, die er mit sechs Punkten auf dem 18. Gesamtrang abschloss.
Wie es mit ihm weitergeht, weiss der 20-Jährige noch nicht. Im Gespräch mit «The Checkered Flag» gesteht er: «Die GP3 ist wahrscheinlich keine Option mehr. Ehrlich gesagt muss ich mich nach etwas Anderem umsehen, denn ich will im Motorsport Karriere machen. Ich glaube, die Formel 1 ist längst ausser Reichweite, denn da geht es nur noch um das Geld.»
Morris schimpft: «Es gibt in diesem Jahr GP3-Fahrer, die acht Millionen Britische Pfund für ein Formel-1-Cockpit ausgeben, und obwohl sie keine entsprechenden Ergebnisse einfahren, steigen sie in die WM auf. Es geht nur noch ums Geld, wenn ich also nicht im Lotto gewinne oder sonst zu 40 Millionen Pfund komme, macht es gar keinen Sinn, meinen Formel-1-Traum zu verfolgen. Denn das wäre nur Geldverschwendung.»
Morris hat nicht unrecht: So durfte sein GP3-Gegner Adderly Fong die Rolle des Lotus-Entwicklungsfahrers bekleiden und auch schon für Sauber testen. Der 25-Jährige aus Hong Kong erzielte keinen einzigen Punkt in der GP3-Saison 2015.
Auch der Gesamtzwölfte, Alfonso Celis Jr. wurde um Entwicklungsfahrer von Force India ernannt, obwohl sein Leistungsausweis eher bescheiden ausfiel. Der Mexikaner, der im ArtGP-Renner einen Podestplatz und insgesamt 24 Meisterschaftspunkte holte, darf in diesem Jahr sogar sieben Mal im ersten freien Training ausrücken, um Formel-1-Erfahrung zu sammeln.