Berger: Rosberg muss Hamilton aus dem Konzept bringen
Gerhard Berger
Nico Rosberg hat in den vergangenen beiden Jahren gegen seinen Mercedes-Teamkollegen Lewis Hamilton den Kürzeren gezogen. Praktisch reflexartig kamen die Schlussfolgerungen, dass der Deutsche nicht gut genug sei, den WM-Titel zu holen. Rosberg sei die ewige Nummer zwei, hieß es.
Für Gerhard Berger ist Rosberg weiterhin «wahnsinnig gut. Sein Pech war, dass er Lewis Hamilton als Teamkollege bekommen hat. Bis dahin hatte Rosberg jeden Teamkollegen im Griff. Er hat sogar Michael Schumacher Kopfzerbrechen bereitet. Mit einem anderen Teamkollegen hätte Rosberg wahrscheinlich die letzten 2 WM-Titel gewonnen», sagte Berger den Kollegen von auto motor und sport.
Nun ist es aber nicht so, dass Rosberg auch 2016 ohne Chance gegen den dreimaligen Champion ist. Die letzten drei Rennen 2015 hat Rosberg gewonnen. Für Berger ist klar, dass bei Hamilton offensichtlich die Luft raus war. «Hamilton denkt seit Austin schon wieder an die nächste Weltmeisterschaft. So ist der gestrickt. Mich würde nicht wundern, wenn Lewis zu Saisonbeginn 2016 gleich wieder wie ein Irrer angast.»
Was kann Rosberg also tun, um Hamilton hinter sich zu lassen? Die Psyche ist der Schlüssel, glaubt Berger. «Ich glaube, dass Hamilton auf einem ganz schmalen Grat balanciert. Er ist immer ganz nah dran, seine Nerven wegzuschmeißen. Wenn es Nico ein Mal gelingen würde, ihn aus dem Konzept zu bringen, dann hat er eine Chance. Zum Beispiel eine starke erste Saisonhälfte hinlegen. Dann würde Hamilton mit Rosbergs Erfolg mehr Probleme haben als umgekehrt», so Berger.
Dabei glaubt der Österreicher nicht, dass Hamiltons Lebenswandel abseits des Rennzirkus mit Besuchen auf den roten Teppichen dieser Welt, seiner Gesangskarriere oder den Frauengeschichten kontraproduktiv ist. «Der zieht nicht nur auf der Rennstrecke seine Show ab. Solche Typen braucht es», betonte Berger.
Er verriet, dass Teamboss Ron Dennis zu Bergers aktiver Zeit bei McLaren versucht hat, das Leben des Österreichers umzukrempeln. Er habe ihm erzählt, wie er für den Sport zu leben habe, wie er fahren solle. «Er wollte mich nach dem Vorbild von Lauda, Senna und Prost perfektionieren. Das habe ich mir einreden lassen. Dabei bin ich rückwärts statt vorwärts gegangen. Jeder muss sich sein Umfeld so schaffen, wie er es braucht. Dem Lewis passt dieser Lebensstil. Das fördert ihn sogar. Für einen Sebastian Vettel wäre so ein Leben tödlich. Er ist ein anderer Typ.»