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Adrian Newey (Red Bull): «Lektionen von 2015 gelernt»

Von Mathias Brunner
​Red-Bull-Technikchef Adrian Newey und Rob Marshall, der leitenden Ingenieur von Red Bull Racing, sprechen über die Formel 1 im Allgemeinen und den neuen RB12 im Besonderen.
Adrian, was sind die ersten Eindrücke von eurem neuen Rennwagen auf der Testbahn?

Wir hatten ein paar kleine Probleme, aber nichts Gravierendes. Generell brauchen wir erheblich mehr Zeit auf der Bahn, um erkennen zu können, wo wir mit dem neuen Auto stehen.

Wo steht Renault?

Ich glaube, unser Motorlieferant ist auf einem gesunden Weg, sie hatten einen guten Winter. Der Rückstand auf die Spitze ist noch immer gross, aber es gibt neue Arbeitsabläufe, mehr Budget, eine andere Herangehensweise an die Arbeit, und das alles sollte dazu führen, dass wir die Lücke nach vorne langsam, aber sicher schliessen können.

Was steckt hinter dem Konzept des RB12?

Wir sind im dritten Jahr eines Reglements, das ich für ziemlich einschränkend halte. Also erwarte ich keinen enormen Schritt nach vorne. Aber wir haben unsere Lektionen von 2015 gelernt, als gewisse Änderungen am Wagen dazu führten, dass die Piloten Probleme mit dem Handling bekamen. Wir haben das bereinigt. Wir sind in einer guten Lernkurve. Wir haben das Auto im Laufe der Saison 2015 gut entwickeln können und möchten 2016 daran anschliessen.

Rob, wie sehr wurde eure Arbeit durch die späte Motorentscheidung kompromittiert?

Klar ist es nie einfach, wenn die Entscheidung so spät fällt, welchen Motor du im darauf folgenden Jahr verwendest. Rückblickend aber steht fest: Dass wir nun eine Antriebseinheit haben, die auf dem letztjährigen Motor beruht, hat uns das Leben einfacher gemacht. Letztlich war das kein Problem. Das Auto hätte nur dann anders ausgesehen, wenn wir ein anderes Triebwerk eingebaut hätten – aufgrund der verschiedenartigen Architektur und Zusatzaggregate der anderen Formel-1-Motoren.

Aber ihr habt an anderen Designs gearbeitet?

Ja, das haben wir. Lange Zeit war nicht klar, welchen Motor wir am Ende haben würden, also arbeiteten die Designer mit Studien der verschiedenen Motoren. Wir hatten dazu auch Informationen verschiedener Motorhersteller, nicht von allen jedoch. Das war dennoch ganz nett, weil wir ungefähr erahnen konnten, was unsere Gegner so vorhaben. Unterm Strich war es für die Designer eine gute Fingerübung.

Generell – ob ein Motorhersteller nun den Verdichter vorne anbringt oder hinten, das hat einen Einfluss auf die Architektur des Gesamtpakts. Aber das ist jetzt nicht der Stein der Weisen, was die Leistungsfähigkeit des Autos angeht.

Adrian, Bernie Ecclestone hat heute die Formel 1 herb kritisiert. Was ist deine Meinung dazu?

Ich finde, in letzter Zeit wird die Show namens Formel 1 von sehr viel Politik ummantelt. Es wäre schön, wenn sich alle ein wenig beruhigen und sich darauf konzentrieren würden, wie wir den Fans eine bessere Unterhaltung servieren. Denn eines muss allen klar sein: Das TV-Angebot wird immer reicher, die Formel 1 hat gewaltig Konkurrenz, und das wird jedes Jahr schlimmer. Die Formel 1 muss aufpassen, dass sie nicht zurückgelassen wird.

Morgen Dienstag, 25. Februar, findet eine wegweisende Sitzung statt, was das Reglement für 2017 angeht. Wie gross ist die Chance, dass es dabei zu einer Einigung kommt im Dreieck zwischen Autoverband, Formel-1-Promoter und Rennställen?

Ich hoffe, es wird einige Einigung geben. Aber die Änderungen betreffen ja viele verschiedene Bereiche. Da ist zu einen die Aerodynamik, das ist die Reifengrösse und –breite, da ist die Motorleistung. Die grösste Gefahr aus meiner Sicht: Dass die Rennställe wieder nur aus Eigennutz entscheiden und dabei das grosse Bild ausser Acht lassen. Zum Wohle des Sports brauchen wir nun einen starken Verband.

Welche Regeln würdest du wollen, Adrian?

So viele aerodynamische Freiheiten wie möglich. Aber da geraten wir in die Gefahr in die Situation zu kommen, dass es nur ums Geld geht: Wer am meisten Ressourcen anwerfen kann, hat den grössten Verdienst. Also sollten wir Mittel und Wege finden für mehr Freitheiten, allerdings mit gewissen Einschränkungen, was die Arbeitswerkzeuge oder die Grösse des Aerodynamiker-Teams angeht. Dann würde kreativere Arbeit eher belohnt. Heute haben wir die Situation: Wenn wir alle Rennwagen weiss einfärben, musst du schon ein Experte sein, um sagen zu können, welches Auto zu welchem Rennstall gehört.

Deine Meinung, Rob?

Ich würde mir Regeln wünschen, die es einem erlauben, ein Manko durch Motorleistung mit dem Chassis wettmachen zu können. Ich würde mir auch Regeln wünschen, welche es begünstigen, dass sich die Motoren angleichen. Wir dürfen auch die Kosten nicht ausser Acht lassen. In Sachen Treib- und Schmierstoffe ist ein unfassbar teures Wettrüsten im Gang, von dem Otto Normalverbraucher nichts mitbekommt und von dem er auch in Sachen Show nichts hat. Ich möchte eine Formel 1, in welcher der Fahrer und das Chassis den Unterschied ausmachen, nicht der Motor alleine.

Die Antriebseinheiten sind einfach zu wichtig geworden. Wir haben Rennställe, die von einem Motorhersteller – nicht unserem – Aggregate erhalten, die nicht gleichwertig sind. Ich höre da das ganze Gerede von wegen den Kunden, welche die gleichen Motoren erhalten wie das Werksteam. Das mag ja in Sachen Hardware der Fall sein. Aber der Unterschied kommt nicht vom fassbaren Material, es kommt durch die Elektronik, durch die Software. Da drückst du ein paar Knöpfe und schon hat jemand ganz andere Leistungswerte. Vom unterschiedlichen Sprit ganz zu schweigen.

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