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Bruder des toten Justin Wilson: Hamilton hat Unrecht

Von Mathias Brunner
Stefan Wilson im August 2015 bei einer Ehrung für seinen verstorbenen Bruder Justin Wilson

Stefan Wilson im August 2015 bei einer Ehrung für seinen verstorbenen Bruder Justin Wilson

​Stefan Wilson, Bruder des 2015 tödlich verunglückten IndyCar-Fahrers Justin Wilson, sagt: «Ein Kopfschutz muss kommen. Lewis Hamilton hat Unrecht.»

Bis zum 1. Juli will sich der Automobilverband FIA festlegen, ob und in welcher Form 2017 ein Kopfschutz eingeführt wird. Erwogen werden der Halo (Heiligenschein), wie ihn Ferrari beim Wintertest am Wagen hatte, und der Aeroscreen von Red Bull, den Daniel Ricciardo nach dem Debüt in Sotschi auch in Barcelona testen wird.

Das Thema Kopfschutz am GP-Renner wird kontrovers diskutiert. Viele Fahrer wie Fernando Alonso und Daniel Ricciardo sind der Meinung: «Wenn eine solche Vorrichtung Leben retten kann, müssen wir über die Einführung doch nicht diskutieren.»

Andere wie Nico Hülkenberg und Lewis Hamilton sagen: «Ein Formel 1 muss offen bleiben, Gefahr gehört eben zum Geschäft.»

Über den Halo sagte Formel-1-Champion Lewis Hamilton im Winter: «Das ist die hässlichste Modeerscheinung in der Formel-1-Geschichte. Ich schätze das Streben nach mehr Sicherheit, aber das ist Formel 1, und so wie die Autos derzeit sind, ist das in Ordnung.»

Über den Aeroscreen meinte der Brite in Russland: «Ich finde, es schaut aus wie so ein Schutzschild, mit dem die Polizisten bei Unruhen ausrücken. Wenn wir schon in diese Richtung gehen, dann nichts Halbherziges, dann gleich das volle Programm – lasst uns die Autos mit einer Kanzel schliessen, wie bei einem Kampfjet! Jetzt, finde ich, haben wir dieses coole, elegante, futuristische Gefährt und darauf hockt als Fremdkörper diese Schutzscheibe. Also mir gefällt diese Lösung nicht.»

«Generell finde ich es gut, wie ständig an der Sicherheit gefeilt wird. Mehr Mühe habe ich dann, wenn solche Vorrichtungen die Ästhetik des Autos stören. Und das ist hier der Fall. Wenn ich ins Auto steige, dann weiss ich, dass die Gefahr mit einsteigt. Das weiss auch jeder Zuschauer. Mir geht das selber ja auch so. Als ich Aufnahmen früherer Rennen sah, dachte ich auch – die spinnen alle, das ist doch brandgefährlich!»

Im Winter hatte Hamilton noch in davon gesprochen, er würde den Halo nicht verwenden, wenn das System freiwillig ist. Dazu meinte Charlie Whiting, der Sicherheitsdelegierte der Formel 1: «Das Helmtragen ist auch nicht auf freiwilliger Basis. Das Tragen des Hals- und Nackenschutzsystems HANS ist auch nicht freiwillig. Also kann ich mir schwerlich vorstellen, dass wir die Verwendung von Halo auf freiwillige Basis stellen würden – bei der Sicherheit werden wir keine Kompromisse eingehen.»

Nun hat sich Stefan Wilson in die Diskussion eingeschaltet, der 26jährige Bruder des im August 2015 tödlich verunglückten IndyCar-Fahrers Justin Wilson. Der junge Wilson, der 2016 beim Indy 500 an den Start gehen will, musste seinen Bruder zu Grabe tragen, nachdem Justin Wilsons Helm im Rennen von Pocono von einem Trümmerteil getroffen worden war. Justin Wilson wurde so schwer verletzt, dass er einen Tag später starb. Durchaus denkbar, dass ein Kopfschutz den früheren Formel-1-Fahrer hätte retten können.

Bei Radio 5 live sagt der junge Wilson, er verstehe nicht, wieso es in der Formel 1 so viel Widerstand gegen einen Kopfschutz gebe. «Wir müssen aufpassen, dass wir nicht kurzsichtig handeln, was diese Angelegenheit betrifft. Für jemanden wie mich, der in den vergangenen acht Monaten viel durchgemacht hat, macht ein Kopfschutz total Sinn. Ich war ein guter Freund von Henry Surtees, den wir 2009 ebenfalls wegen schwerer Kopfverletzungen verloren haben. Das ist also eine Problematik, die uns schon länger begleitet. Wir müssen Verbesserungen der Sicherheit gegenüber offen sein. Als der Hals- und Nackenschutz HANS eingeführt wurde, gab es auch kritische Stimmen. Heute würde kein Formel-1-Fahrer ohne seinen HANS auf die Bahn gehen. Ich verstehe also, dass ein Kopfschutz Widerstand erzeugt, aber die Menschen werden sich anpassen. Es wird normal werden. Wenn es bedeutet, dass wir keine weiteren Fahrer verlieren, dann bin verstehe ich nicht, wie man gegen so eine Vorrichtung sein kann.»

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