Sebastian Vettel (Ferrari): Crashes, Krach, Kaninchen
Sebastian Vettel 2014 in Monte Carlo
Ferrari ist seit dem Jahre 2001 und Michael Schumacher in Monte Carlo ohne Sieg, und es ist typisch Sebastian Vettel, dass der vierfache Formel-1-Champion von dieser seltsamen Statistik so beeindruckt ist wie ein Milliardär von der Spritrechnung seines Zigarrenfeuerzeugs. «Das ist doch nur eine statistische Anomalie», meint Vettel, dessen eigener letzter Sieg auf letzten September und Singapur zurückgeht. «Ich denke im Auto nicht an solche Zahlenspiele. Ich will mit Ferrari an die Spitze, nur das zählt für mich.»
So mancher Formel-1-Fan hat seit dem Spanien-GP-Wochenende den Eindruck: Ferrari ist mit Red Bull Racing ein echter Rivale erwachsen, was die Rolle des Herausforderers von Mercedes-Benz angeht.
Vettel dazu: «Die Leistung von Red Bull Racing in Spanien ändert an unserem Ziel nichts. Unser Ziel besteht darin, Ferrari an die Spitze zu bringen. Um das zu schaffen, denken wir an Mercedes, nicht an Red Bull Racing. Gut, wir sind in Barcelona geschlagen worden, aber das hat Gründe. Wir habe unsere Arbeit im Training nicht optimal auf die Reihe bekommen. Im Rennen waren wir stärker. Ich bleibe dabei: Wir haben ein gutes Paket, wir haben auch hier neue Teile dabei. Wir werden die Lücke zu Mercedes weiter verringern.»
«Wir haben ein gutes Auto. Ich sage immer: Mit diesem Auto wären wir im vergangenen Jahr locker Weltmeister geworden. Leider entwickeln die anderen auch weiter. Das ist das Problem.»
Derzeit werden viele Parallelen zwischen dem jungen Sebastian Vettel und Spanien-Sensationssieger Max Verstappen gezogen. Seb dazu: «Als ich damals in Monza 2008 gewann, da kam der Sieg so unerwartet wie nun bei Verstappen. In beiden Rennen gab es besondere Umstände. Bei mir war es der Regen. Bei Max waren es zuerst die Kollision zwischen Rosberg und Hamilton, dann die strategischen Varianten, also zwei oder drei Stopps.»
«Der erste Sieg ist immer etwas ganz Besonderes. Max hat dieses Gefühl nun das erste Mal genossen, und ich bin sicher, es geht ihm wie mir damals – wenn du das einmal gespürt hast, dann willst du dieses Gefühl wieder und wieder haben. Leider muss ich ihn daran hindern!»
Vettel spricht immer von Fortschritten bei Ferrari. Zeigen sich die auf einer so extremen Strecke wie Monaco überhaupt? Seb: «Es stimmt schon, dass das Bild verzerrt wird. Hier in Monte Carlo hast du als Fahrer einen grösseren Einfluss. Um aber einen echten Unterschied auszumachen, musst du viel Vertrauen ins Auto haben. Dieses Vertrauen musst du schrittweise im Verlaufe des Wochenendes aufbauen. Du brauchst einen sauberen Ablauf, sonst wird diese Aufbauarbeit gestört.»
Natürlich wird Vettel auf die Kollision der beiden Mercedes-Fahrer in Spanien angesprochen. Der Heppenheimer meint: «Da habe ich ja auch meine Erfahrungen gemacht, mit Mark Webber. Generell müssen das Team und die Fahrer selber entscheiden, wie sie mit der Situation umgehen wollen. Ich fand immer – du fährst niemandem absichtlich ins Auto, weil einfach die Gefahr zu gross ist, dass du dir damit ein Eigentor schiesst, weil dein Fahrzeug Schaden erleidet. Aber sonst ist die Lage immer anders. Wir sprachen damals viel über Stallorder, weil Webber in der WM besser platziert war. Natürlich habe ich mich für meine Interessen gewehrt, und am Ende hat es dann doch noch zum Titel gereicht. Also war es vielleicht nicht so falsch, beiden Fahrern eine Chance zu gehen. Die Mercedes-Jungs sind alt genug um zu wissen, was sie tun.»
Schlussfrage an Vettel: Wie fühlen sich die neuen, ultraweichen Reifen von Pirelli an? Der Deutsche grinst: «Es ist wie beim ersten Date eines Kaninchens, bei dem es zur Sache geht – es war toll, aber leider dauerte der Spass nicht so lange.»