Lewis Hamilton – Nico Rosberg: Stallorder sinnlos
Lewis Hamilton jagt Nico Rosberg
Am Donnerstag müssen Lewis Hamilton und Nico Rosberg zu einem Termin im Mercedes-Rennwagenwerk von Brackley antreten, dem sie mit mulmigem Gefühl entgegenblicken: Niki Lauda, Aufsichtsrats-Chef des Weltmeister-Rennstalls, und Teamchef Toto Wolff werden dort den beiden Streithähnen klarmachen – jetzt ist Schluss mit lustig.
Toto Wolff hat schon nach der erneuten Kollision der zwei WM-Favoriten auf dem Red Bull Ring gesagt: «Als Zuschauer, als Fan will ich tolle Duelle sehen. Als Racer will ich unseren Piloten freie Fahrt lassen. Aber als Mercedes-Teamchef muss ich einfach noch einmal betonen – Rad-an-Rad-Duell, ja, gerne, aber Kollisionen sind ein absolutes Tabu. Ich will jetzt einfach keinen Kontakt mehr zwischen zwei Mercedes-Rennern sehen. Punkt.»
Sportwagen-Weltmeister Martin Brundle (57), in der Formel 1 zwischen Brasilien 1984 und Japan 1996 in 158 Grands Prix gestählt, sieht die Kollision zwischen Rosberg und Hamilton in seiner Kolumne für die Kollegen der britischen Sky so: «Nico fuhr die erste Kurve nach Start und Ziel nicht optimal, er traf den Randstein innen. Das hat ihn Schwung den Berg hoch zur zweiten Kurve gekostet. Hamilton fuhr diese Passage viel besser und setzte sich sofort in den Windschatten. Rosberg hat dann innen seine Position verteidigt, Hamilton setzte sich auf die Aussenseite, das ist die Ideallinie für Kurve 2. Lewis liess Rosberg ganz viel Platz. Rosberg sagte später, es stinke ihm, dass die FIA-Rennkommissare ihm die Schuld an der folgenden Kollision geben, schliesslich sei es Hamilton gewesen, der ihm ins Auto gerumpelt sei. Wenn ich mir die Szene aus verschiedenen Perspektiven anschaue, kann ich mich dieser Meinung wirklich nicht anschliessen.»
«Ich hatte eher den Eindruck – Nico wollte Lewis Manieren beibringen. Das sah für mich nach Revanche aus für einige Berührungen in der Vergangenheit. Er wollte Lewis einschüchtern und natürlich den Grand Prix gewinnen. Das hätte bedeutet: Ausbau der WM-Führung auf 31 Punkte. Aber durch sein ungeschicktes Verhalten ist der Vorsprung nun auf elf Zähler zusammengeschrumpft. Wenn du so eine Übung durchziehen willst, musst du Rad auf Rad treffen – Frontflügel auf Seitenkasten, das gibt nur Kohlefaserschrott und Ärger.»
«Diese Geschichte wird uns nun bis nach Silverstone begleiten. Toto und Co. sollten die ganzen Schlagzeilen eigentlich lieben – einer ihrer Fahrer wird Weltmeister, das Team wird seinen Markentitel erfolgreich verteidigen, sie haben in Österreich gewonnen, und die ganzen Berichte im Fernsehen, im Internet und in Printmedien sind mit Gold überhaupt nicht aufzuwiegen. Von daher sage ich: Jetzt eine Stallorder zu verhängen, das wäre komplett sinnlos.»