Daniel Ricciardo: Testpilot für Red Bull-Aston Martin
Den Gästen im Aston-Martin-Werk von Gaydon blieb gestern gleich zwei Mal der Mund offenstehen: Als ein Formel-1-Renner in die Halle fauchte, am Lenkrad der dreifache GP-Sieger Daniel Ricciardo, und als der Australier dann zusammen mit Aston-Martin-Chefdesigner Marek Reichman das Tuch vom Supersportwagen zog.
Vom Modell AM-RB 001 Hypercar solllen im Aston-Martin-Werk von Gaydon (Warwickshire) zwischen 100 und 150 Einheiten gebaut werden – Bestellungen liegen mehr als doppelt so viele vor! Es sollen auch 25 Fahrzeuge aufgebaut werden, die ausschliesslich für den Gebrauch auf der Rennstrecke gedacht sind. Gemäss Angaben von Aston Martin wird sich die Leistungsfähigkeit jenes Auto auf dem Niveau der schnellsten Le-Mans-Prototypen bewegen.
Firmenchef Andy Palmer hat vollmundig angekündigt: «Wir wollen ein einzigartiges Auto bauen, das in Silverstone schneller ist als ein Formel-1-Renner.»
Aston Martin sagt zum Supersportwagen: «Wir sind in Sachen Aerodynamik Wege gegangen, die noch kein Autohersteller beschritten hat – um Abtriebswerte zu erzeugen, die für ein Strassenfahrzeug unerreicht sind.»
Die Gäste bei Aston Martin sahen eine Verschmelzung von Marek Reichmans Formensprache für Aston Martin mit dem aerodynamischen Wissen von Adrian Newey.
Viel über die technischen Daten ist noch nicht bekannt. Nur dass es sich beim Motor um einen V12-Sauger handeln wird und dass ein PS ein Kilo Gewicht bewegen muss. Aufhängungen und Kraftübertragung stammen von Red Bull Advanced Technologies.
Hübsche Geste der Traditionsfirma: Eine Plakette am Wagen – diese Auto ist handgefertigt und abgenommen von Daniel Ricciardo.
Der Rennfahrer will aber nicht Fahrzeuginspektor werden: «Ich würde mir sehr wünschen, dass ich in die Entwicklung eingebunden werde. Ich habe den Wagen heute zum ersten Mal gesehen. Zuvor hatte ich mir lediglich Skizzen angeschaut. Ich kann noch gar nicht fassen, dass dieses Auto wirklich eines Tages auf den Strassen herumkurven wird, schaut er nicht fabelhaft aus?»
Daniel witzelt: «Der Grund, wieso es bei meinem Vertrag eine Verzögerung gab – ich wollte mit ins Abkommen reinschreiben lassen, dass ich eines dieser Autos umsonst bekomme. Mit der Einschränkung, dass ich die Reifen selber bezahle. Hat nicht geklappt.»
Der Australier hat bei Aston Martin deponiert, dass er sich als Testpilot jederzeit zur Verfügung stelle. Ob die Briten darauf zurückkommen, steht noch nicht fest.
Ricciardo hat derzeit ein dicht gedrängtes Programm: Rennen in Österreich (Heimlauf 1 für Red Bull Racing), Präsentation bei Aston Martin, Rennen in England (Heimlauf 2 für Red Bull Racing, deren Werk in Milton Keynes steht).
Daniel: «Ich finde zwei Rennen innerhalb von acht Tagen prima, ich mag es, wenn es Schlag auf Schlag geht. Ich habe am Sonntag auf dem Red Bull Ring nicht das Optimum erreicht, da tut es gut, gleich wieder einsteigen zu können. Silverstone ist eine Strecke, die ich liebe. In den schnellen Ecken spürst du am besten, wie viel aerodynamische Energie in unseren Autos steckt. Silverstone belohnt ein aerodynamisch effizientes Auto, da sind wir gut aufgestellt, umso mehr freue ich mich aufs kommende Wochenende.»