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Sebastian Vettel, Ferrari: Details zum Technikchef

Von Mathias Brunner
Erdbeben in Maranello: Ferrari-Technikchef James Allison kehrt nach England zurück und ist durch Mattia Binotto ersetzt, den bisherigen Chef der Motorenabteilung.

Ferrari kommt nicht zur Ruhe: James Allison, einer der besten Techniker der Formel 1, hat seinen Vertrag mit den Italienern aufgelöst und kehrt nach Grossbritannien zurück. Der Engländer hat im März völlig überraschend seine Ehefrau verloren, jetzt haben die drei Kinder Priorität. Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass wir Allison früher oder später im GP-Sport wiedersehen. Etwa an seinem früheren Arbeitstisch in Enstone, wo heute der Werksrennstall von Renault seinen Sitz hat.

Ferrari hat bestätigt: Der Italiener Mattia Binotto übernimmt neben seinem Posten als Chef der Motorenabteilung auch die Funktion des technischen Leiters. Ob das eine Übergangslösung ist oder Binotto dieser Spagat langfristig zugemutet wird, darüber schweigt sich Ferrari aus.

Als Nachfolger auf dem Posten des Motorenchefs wird Wolf Zimmermann gehandelt (früher bei Mercedes-Benz).
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Mattia Binotto, geboren am 3. November 1969 in Lausanne, Absolvent des Polytechnikums Lausanne für Mechanik, später weitere Ausbildung in Modena zum Fahrzeugingenieur, seit 1995 in Maranello tätig. Zunächst als Motorfachmann im Testteam, ab 1997 in der Rennmannschaft.

2004 und 2005 engagierte sich Binotto als Renningenieur und arbeitete am Wagen von Rubens Barrichello, stieg dann zum leitenden Ingenieur auf, 2009 zum Chef der Motorenentwicklung. Im Oktober 2013 eine weitere Beförderung: zum stellvertretenden Motorenchef, 2014 erhielt Binotto dann den Posten des in Ungnade gefallenen Luca Marmorini.

Ende Juli 2014 verliess Luca Marmorini Ferrari – dem 52-Jährigen aus Arezzo wurde zur Last gelegt, dass die Antriebseinheit aus Maranello kein Rennpferd geworden sei, sondern eher ein lahmer Ackergaul. Die Antriebseinheit war zu schwer, hatte zu wenig Leistung und galt vom Aufbauprinzip der Zusatzaggregate (Ladergrösse, Verdichter-Anordnung etc.) als misslungen.

Marmorini reagierte verbittert: «Es kursiert die falsche Vorstellung, dass die mangelnde Konkurrenzfähigkeit des Ferrari F14T nur der Antriebseinheit anzulasten sei. Als hätten wir ausgerechnet in einer Firma wie Ferrari vergessen, wie man Motoren baut! Eine gewisse Teilschuld lasse ich mir aufbürden, aber ich lasse mir nicht einreden, dass die Fachkräfte in Maranello ihr Handwerk verlernt hätten, wie man mit Turbos umgeht, mit Hybridtechnik und so weiter.»

«Die Wahrheit ist: Zusammen mit meinen Mitarbeitern habe ich eine Antriebseinheit gebaut nach gewissen Dimensionen, um genau zu sein – einen kleineren Motor als Mercedes und Renault, und dies auf Wunsch des Fahrzeugdesigners, Herrn Tombazis.»

«Mir wurde gesagt: “Wir wollen eine sehr kompakte Antriebseinheit, mit möglichst kleinen Kühlern. Wir werden das abzusehende Power-Manko mit aerodynamischen Lösungen mehr als wettmachen.” Und fast genau so kam es: wir hatten weniger Leistung, aber leider gab es das Plus an Aerodynamik nie.»

«Das hätte ich gerne Marco Mattiacci erklärt, als er auf den Posten von Rennchef Stefano Domenicali berufen wurde. Aber mit Mattiacci habe ich in drei Monaten vier Worte gewechselt, wir haben uns zwei Mal gesehen – einmal, als er mich begrüsst hat, und einmal, als er mir das Kündigungsschreiben überreichte.»

Inzwischen ist bei Ferrari kein Stein auf dem anderen geblieben, Mattiacci war nach wenigen Monaten weg, Ferrari-Teamchef ist nun Maurizo Arrivabene. Und der muss managen, was er eigentlich vermeiden wollte – wieder ein Personalwechsel, wieder Unruhe im Team, wieder keine Kontinuität. Und dies ausgerechnet an der Schwelle zur neuen Formel 1 2017, wenn es noch wichtiger als sonst ist, Visionäre wie James Allison beschäftigt zu haben. Bei allem gebührenden Respekt vor Mattia Binotto – ein Allison ist er nicht.

Maurizio Arrivabene hat allerdings schon im Rahmen des Baku-GP in Aserbaidschan gesagt, einer seiner Pläne bestehe darin, eigene Ingenieure nachzuziehen, Namen, die ausserhalb von Maranello noch wenig bekannt seien.

Kritikern der Ernennung Binottos sei gesagt: Als Chef der Motorabteilung hat er auch nicht jedes Einlassventil selber entworfen, sondern eher die Funktionen eines Managers übernommen. Beim Design des Motors kann er sich ganz auf Lorenzo Sassi verlassen, der hervorragende Arbeit geleistet hat. Teamchef Maurizio Arrivabene glaubt: «Beim Motor sind wir so gut wie auf Augenhöhe mit Mercedes.»

Binotto gilt als Menschenkenner, guter Zuhörer, weiser Einschätzer einer Situation. Zudem kann er sich auf eine Infrastrukur der Techniker verlassen, die James Allison eingerichtet hat. Was Binotto von Allison unterscheidet – Binotto ist kein Chassis- und Aerodynamikspezialist. Hier muss er sich auf Chefdesigner Simone Resta stützen.

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