Maurizio Arrivabene (Ferrari): «Lasst uns in Ruhe»
Maurizio Arrivabene
Kein Zweifel: Maurizio Arrivabene steht gewaltig unter Druck. Da ist die anhaltende Sieglosigkeit, die seit September 2015 (GP-Triumph von Sebastian Vettel in Singapur) dauert. Darauf angesprochen, versetzte der Italiener vor kurzem: «Keke Rosberg ist auch mal mit nur einem Sieg Weltmeister geworden.»
Aber Fakt ist: Lewis Hamilton und Nico Rosberg werden in aller Wahrscheinlichkeit auch den 2016er Titel unter sich ausmachen, und der Rückstand von Ferrari auf Mercedes-Benz in der Markenwertung ist so gross, dass das Saisonziel WM-Titel wohl abgehakt werden muss. Mercedes hat schon 378 Punkte gesammelt, Ferrari kommt auf 224 und liegt damit nur noch einen Zähler vor Red Bull Racing.
Klar schiessen sich nicht nur die Italien die Medien auf Ferrari ein, und das geht Arrivabene auf die Nerven. Der sonst so zugängliche Teamchef wirkt verdrossen. In Ungarn fielen einige der üblichen Interview-Runden in englischer Sprache aus.
Nach hanebüchenen Gerüchten, wonach Technikchef James Allison der Nachfolger von Arrivabene werden solle (was nicht passieren wird), kommt der Wahrheit näher, dass die Zukunft von Allison in Maranello in Frage steht. Vom Verlust seiner Ehefrau im Frühling schwer getroffen, soll der Brite mit sich ringen. Eine Rückkehr nach England, um seinen Kindern näher zu sein, wäre vor diesem tragischen Hintergrund normal und verständlich. «Wir haben keine entsprechende Anfrage», sagte Arrivabene dazu am Hungaroring, ohne weiter über die Personalie Allison reden zu wollen. Der Engländer hat einen Vertrag mit Ferrari bis Ende 2017.
Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner heizte dann die Gerüchteküche an, indem er zitiert wurde, Sebastian Vettel verliere langsam die Geduld in Maranello, er, Horner, könne sich gut vorstellen, dass der Deutsche 2018 in einem Mercedes sitze.
Daraufhin war in Italien der Teufel los. Mercedes gab wenig später den neuen Vertrag für Rosberg bekannt, und Horner beeilte sich festzuhalten, dass es sich um einen Scherz gehandelt habe, im Rahmen eines Abendessens am Red Bull Ring mit viel Augenzwinkern geäussert und eigentlich nicht zur Verwendung in den Zeitungen gedacht. Die Story ging dennoch um die Welt.
Arrivabene hat langsam die Nase voll. In Ungarn ätzte der Italiener: «Vor Monaten wurde ich ständig nach Kimis Vertrag befragt. Nach Kimi war ich an der Reihe, weil angeblich Allison meinen Posten übernehme. Ja klar, dann werde ich Technikchef, und nach einer gewissen Zeit tauschen wir zurück! Dann haben wir mit Kimi verlängert, und nun wird über Vettel geredet, dass er weggehe. Fehlt nur noch, dass ich in sein Auto geschrieben werde. Die Wahrheit ist, dass er sich bei uns wohlfühlt und basta. Lasst uns endlich in Ruhe arbeiten!»
In den sozialen Netzwerken reagieren die Fans. Ein frommer Wunsch, das mit dem Alleingelassen werden, schreiben viele. Denn Ferrari ist nicht nur der berühmteste Rennstall der Welt, er ist auch der beliebteste, das Team mit der weltweit grössten Gefolgschaft. Ferrari steht immer im Zentrum des Interesses, ganz besonders in sieglosen Zeiten. Daran wird sich so schnell nichts ändern. Arrivabene hin oder her.