Christian Horner: Renault noch 50 PS hinter Mercedes
Christian Horner
Zum Formel-1-Titel fähig ist in der Regel nur ein Rennstall, bei dem alle Erfolgssäulen stehen: Finanzierung, Qualität des Personals, aerodynamisch effizientes Chassis, potenter Motor, Standfestigkeit des Rennwagens, Reifenmanagement, Spitzenpiloten.
Derzeit sind diese Voraussetzungen nur bei Weltmeister Mercedes-Benz gegeben, und so muss der Vorsprung der in England angesiedelten Deutschen nach elf von 21 WM-Läufen nicht wundern – dank des dritten Doppelsiegs des Jahres (wie in Australien und Russland) liegt Mercedes in der Markenwertung mit 378 Punkten an der Spitze, niemand im Fahrerlager zweifelt an der erfolgreichen Titelverteidigung, gefolgt von Ferrari (224 Punkte) und Red Bull Racing (223).
Bei den Verfolgern sind einige der besagten Säulen nicht so verlässlich. Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene: «Ich halte unseren Motor für so gut wie jener von Mercedes. Aber bei der Aerodynamik und beim Reifenmanagement liegen wir zurück.» Auch die Standfestigkeit lässt gemessen an Mercedes und RBR zu wünschen übrig.
Bei Red Bull Racing ist die Sachlage wieder anders. Sky-Formel-1-Experte Martin Brundle: «Es ist entlang der Strecken von freiem Auge zu sehen – die Chassis von Mercedes und Red Bull Racing sind die besten im Feld.» Die Achillesferse von Red Bull Racing ist noch immer der Motor. Obschon RBR-Motorpartner Renault erhebliche Fortschritte gelungen sind, liegen die Franzosen noch nicht auf Augenhöhe mit dem Klassenersten Mercedes. Das bestätigt auch Christian Horner.
Im Rahmen einer britischen Medienrunde in Ungarn sagt Christian Horner dazu: «Renault hat aufgeholt, nicht zuletzt dank der verbesserten Version, die wir seit Monaco im Wagen haben. Und wir wissen, dass da noch mehr kommt. Wir liegen derzeit um 35 Kilowatt hinten (etwas weniger als 50 PS, M.B.). Jedenfalls sagen uns das die Renault-Jungs. Wir kennen ihre Pläne, um die Lücke nach vorne zu schliessen.»
Wenn das auch nur annähernd gelingt, ist Red Bull Racing wieder titelfähig. Denn von 2010 bis 2013, als Sebastian Vettel zu vier WM-Titeln in Folge eilte, galt der Renault-Saugmotor nicht als der kraftvollste im Feld. Aber er war zuverlässig und dank eines breiten nutzbaren Drehzahlbands für den Piloten überaus benutzerfreundlich.
Renault hat in Ungarn bestätigt, dass es keine so markante Evolution mehr geben wird wie vor dem Monaco-GP. Motorenchef Rémi Taffin: «Der nächste grosse Schritt wird erst die 2017er Version unseres Turbomotors sein. Am gegenwärtigen Aggregat wird in Teilbereichen weiterverbessert.»
Christian Horner weiss, was Taffin anspricht: «Wir arbeiten an verbessertem Kraftstoff, dazu wollen die Franzosen die Fahrbarkeit optimieren. Wir sind überzeugt, dass wir durch diese Arbeit an Leistung zulegen können.»