Eric Boullier: «Die Formel 1 kann nie zu sicher sein»
Eric Boullier: «Wir hatten in Ungarn kein Bremsproblem»
Wir treffen Eric Boullier auf dem Weg zu seinem Büro im ersten Stock des McLaren-Motorhomes in Hockenheim. Renndirektor des britischen Traditionsrennstalls verrät lachend: «Dieses Büro ist beinahe schon mein zweites Zuhause. In dieser intensiven Phase der WM verbringe ich hier unglaublich viele Tage.» Der Franzose weiss, dass er zu spät dran ist – und entschuldigt sich wortreich dafür. Er macht einen bemerkenswert lockeren Eindruck angesichts der Tatsache, dass wir in Hockenheim bereits das zwölfte Rennen einer schwierigen Saison bestreiten...
Die erste Frage hat es schon in sich: Kann die Formel 1 zu sicher sein? Boulliers Antwort fällt klar aus: «Jeder will die Sicherheit in der Formel 1 erhöhen, und es ist schlau, dass wir alle zusammen an entsprechenden Lösungen arbeiten. Nehmen wir zum Beispiel den Halo. Jeder hat seinen Teil zu dieser Kopfschutz-Lösung beigetragen. Es ist wichtig, dass wir zusammensitzen und das Ganze analysieren, wenn zwei von drei Fahrern, die das neue Kopfschutz-System ausprobiert haben, es nicht mögen. Wir müssen die Crash-Tests und alle relevanten Informationen zusammentragen, um eine konstruktive und rationale Diskussion führen zu können.»
Boullier ist sich sicher: «Es ist das Beste, die Einführung zu verschieben, wenn man diese Informationen etwa nicht bekommt. Vier Testrunden sind einfach nicht genug, das Ganze wäre zu kurzfristig, wenn wir es schon im nächsten Jahr einführen. Es ist wichtig, dass wir herausfinden, welche Probleme die Entführung des Halo-Systems nach sich ziehen würde – etwa was die eingeschränkte Sicht angeht. Nehmen wir das Beispiel Spa: Wenn die Einschränkung des Sichtfelds dort zu einem Unfall führt, dann würde das ein Drama auslösen. Man muss also alle potenziellen Probleme prüfen, doch das kann ein sehr langwieriger Prozess sein. Wir müssen auch vorsichtig mit unseren Entscheidungen umgehen – auch wenn die Formel 1 natürlich nie zu sicher sein kann.»
Auch dass die strengeren Funk-Regeln bei der jüngsten Sitzung der Strategiegruppe am gestrigen Donnerstag wieder abgeschafft wurden, ist ganz nach Boulliers Geschmack. Kein Wunder, schliesslich wurde sein Schützling Jenson Button im letzten GP in Ungarn gebüsst, weil er angesichts eines vermeintlichen Bremsproblems Schützenhilfe von der Boxenmauer erhalten hatte. Sehr zum Ärger des Weltmeisters von 2009, der sich am Boxenfunk mit Blick auf die aufgebrummte Strafe wunderte: «Ein Bremsproblem ist also nicht sicherheitsrelevant? Interessant!»
«Wir hatten in Ungarn kein Bremsproblem», hält der 42-Jährige jedoch fest. «Das konnten wir in den Daten klar erkennen. Nur das elektronische System lief nicht, wie es sollte. Wir mussten die Elektronik bloss abstellen. Es war also kein technisches Bremsproblem, sondern ein Problem mit der elektronischen Steuerung der Bremse. Wir haben dann eine Strafe kassiert, weil wir Jenson gesagt haben, dass er die Box nicht ansteuern muss.»