Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Formel 1 unter neuem Besitz: Liberty Media als Chance

Kolumne von Mathias Brunner
​Die Formel 1 bekommt einen neuen Mehrheitsbesitzer: Die Investmentfirma CVC geht, das Medienunternehmen Liberty Media kommt. Das ist eine Chance für die Königsklasse, der Stagnation zu entfliehen.

Seit Jahren haben wir den Eindruck: Die Formel 1 steht mindestens still. Die grosse Anziehungskraft der Ära Michael Schumacher ist weg, Schritte zum Bezahlfernsehen haben weltweit Zuschauer gekostet, das Freizeitangebot ist heute ein ganz Anderes als vor zwanzig Jahren, und Bernie Ecclestone hat es komplett verschlafen, dass die Formel 1 in den sozialen Netzwerken gebührend aktiv ist.

Ein Insider sagte mir in diesem Sommer: «So lange Bernie Ecclestone noch das Sagen hat, wird das nichts mit der Entwicklung im Internet. Twitter, Facebook, Instagram, Snapchat, das sind alles böhmische Dörfer für ihn. Und daran wird sich erst etwas ändern, wenn jemand anders das Sagen hat, jemand, der die Medienwelt besser versteht, Mitarbeiter einer Firma, die begreifen, wie die jungen Menschen ticken.»

Diese Firma ist gefunden, sie heisst Liberty Media, und als Medienunternehmer muss niemand Konzernchef John Malone erklären, was gute Vermarktung ist.

Bislang herrschte in der Formel 1 die Einstellung vor: Wenn wir damit kein Geld verdienen, dann sind wir daran nicht interessiert. Formel-1-Champion Lewis Hamilton bekam Schwierigkeiten, als er Snapchat-Filmchen aus dem Fahrerlager ins Netz stellte. Bernie Ecclestone hätte vielmehr froh sein sollen, dass jemand die Formel 1 in die Welt hinausträgt.

Der Einstieg von Liberty Media ist nichts weniger als einer der grössten Deals in der Sportgeschichte, einer der wichtigsten Wendepunkte für unseren Lieblingssport und eine wunderbare Chance für die Formel 1.

Bei meinen Gesprächen in den GP-Fahrerlagern erhärtet sich die Meinung: Für die bisherigen Besitzer, vorwiegend Investmentfirmen, geht es vorrang darum, möglichst viel Geld aus der Formel 1 zu pressen. Nun kommt eine Firma, die natürlich auch Geld verdienen will, die jedoch versteht, dass die Formel 1 enormes Wachstumspotenzial besitzt, das derzeit brachliegt.

Die Formel 1 ist in neue Märkte expandiert, aber sie hat selten dort richtig Fuss gefasst. Es wurde verpasst, junge Fans nachzuziehen. Der Sport ist zu teuer geworden, für Teams, Rennstreckenbetreiber, vor allem jedoch für die Fans.

Anlässlich einer Medienkonferenz in den USA sagt Chase Carey (62), der künftige Vorstandsvorsitzende der Formel-1-Gruppe davon, den Sport auf das nächste Niveau zu führen.

Carey ist der ideale Mann für den Job: Der gegenwärtige Vize-Chef von 21st Century Fox hatte in den 90er Jahren die richtige Nase, innerhalb des Fox-Konzerns die Sportberichterstattung zu fördern. Es war Carey, der mit der National Football League (NFL) einen 1,6-Milliarden-Handel für die Übertragungsrechte der Spiele abschloss. Ergebnis: Fox Sports wuchs und gedieh.

Ganz wichtig: Carey ist kein Banker oder kühler Investor, er ist bei allem Geschäftssinn ein leidenschaftlicher Sportfreund. Der New Yorker spielte an der Universität Rugby, in seinem Büro stehen Sitze aus dem abgebrochenen Stadion der Yankees. Gleichzeitig gilt Carey als Mannschaftsspieler, immer ansprechbar, bei Geschäftsessen gibt es bodenständig Hamburger und Fritten und keine Gourmetküche, er fährt mit der U-Bahn zur Arbeit, nicht in der Limousine.

Carey hat genaue Vorstellungen davon, was er aus der Formel 1 machen will, wie er in den USA nach der Bekanntgabe von Liberty Media gegenüber meinen Kollegen von motorsport.com sagt: «Wir sehen unser Engagement als Gelegenheit, den Sport zum Wohle von Fans, Rennställen, Partnern und Teilhabern wachsen zu lassen. Wir wollen den Sport intensiver vermarkten. Wir wollen vor allem im digitalen Bereich zulegen, den Rennkalender entwickeln, eine breitere Basis an kommerziellen Partnerschaften eingehen. Wir sehen überall Potenzial für Wachstum: bei der Vermarktung der Grands Prix, bei den TV-Übertragungen, bei der Werbung, beim Sponsoring.»

Carey spricht auch von der Expandierung in neue Märkte. Was die Frage aufwirft, wie ein künftiger GP-Plan aussehen wird. «Wir wollen in Nord- und Südamerika sowie in Asien zulegen, das wird aber nicht über Nacht passieren. Gleichzeitig haben für uns die Kernmärkte in Europa grosse Bedeutung. Europa ist das Zuhause und das Fundament des Formel-1-Sports, und das soll auch so bleiben.»

«Wir haben enorme Möglichkeiten da draussen, um so viel mehr Menschen zu erreichen. Wenn wir die ganzen digitalen Plattformen, die bisher nicht ausgeschöpft wurden, besser nutzen, dann können wir eine ganz neue Generation von Fans erreichen.»

Liberty Media plant auch umzusetzen, was Bernie Ecclestone nie gelungen ist: Die Formel 1 an die New Yorker Börse zu bringen.

Der Kauf muss nun von den Wettbewerbshütern der verschiedenen Länder bewilligt werden und das Einverständnis des Automobil-Weltverbands FIA sowie der Aktionäre von Liberty Media erhalten. Sollte alles wie geplant laufen, ist bis Ende des ersten Quartals 2017 alles abgeschlossen.

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