Singapur-GP: Nico Rosberg siegt und ist neuer Leader
Sieg für Nico Rosberg
Für Romain Grosjean war es schon vor dem WM-Lauf ein Wochenende zum Vergessen. Probleme mit seinem Auto, Crashs und Pech säumten seine Sessions in Singapur. Der Negativ-Höhepunkt erfolgte dann kurz vor dem Rennen.
Das Problem mit dem Bremssystem an seinem Haas-Boliden konnte nicht rechtzeitig repariert werden. Für Grosjean war das Rennen somit beendet, bevor es überhaupt richtig begonnen hatte, sein Bolide blieb in der Box.
Tradition hat in Singapur das Safety Car, das bislang in jedem Jahr zum Einsatz kam. Diesmal dauerte es keine 100 Meter, bis es krachte. Nico Hülkenberg wurde im Force India von den beiden Toro Rosso in die Zange genommen. «Da kann man keinem die Schuld geben. Das ist einfach Pech», sagte Sky-Experte Marc Surer. In dem leichten Chaos am Start holte sich Bottas einen Plattfuß, Button beschädigte sich seinen Frontflügel.
An der Spitze hatte Mercedes-Mann Rosberg einen guten Start erwischt und blieb auch dem Restart in Runde drei vor Ricciardo im Red Bull, Lewis Hamilton, Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen und Fernando Alonso im McLaren-Honda, der als Gewinner der Startphase vier Plätze gutgemacht hatte. Verstappen war auf Platz acht zurückgefallen.
Rosberg setzt sich schnell ab
Rosberg setzte sich recht schnell ab und hatte schnell zwei Sekunden vor Ricciardo, der wiederum Hamilton distanzieren konnte. Der zu diesem Zeitpunkt Siebtplatzierte Sainz wurde wegen eines Bodywork-Schadens von der Rennleitung in die Box beordert. Sebastian Vettel hatte sich im Ferrari nach zehn Runden bereits bis auf Platz 14 nach vorne gearbeitet.
Für Rosberg gab es vom Kommandostand bereits früh die Warnung: «Du musst auf deine Bremsen achten. Es ist ernst.» Wenig später tauchten bei Hamilton ähnliche Probleme auf. Vettel hing nach 15 Runden derweil im Mittelfeld fest, er hatte sich für die weichen Reifen entschieden, in Singapur ist das die härteste der drei Mischungen.
Verstappen war der erste der Topfahrer, die an die Box kamen, danach folgten Alonso, Ricciardo, Rosberg und Hamilton. Der Brite forderte kurz darauf eine Strategie, um weiter nach vorne zu kommen. Räikkönen blieb ein wenig länger draußen, kam aber an den Top Drei nicht vorbei.
Vettel war nach 20 Runden und zahlreichen Stopps der Konkurrenz bis auf Platz sieben vorgefahren, da er auf seiner weichen Mischung noch keinen Wechsel vorgenommen hatte. Für eine ähnliche Strategie hatte sich Pérez entschieden, der ja wegen seines rabiaten Fahrens unter Gelb im Qualifying um acht Startplätze strafversetzt wurde.
Brisantes Duell zwischen Kvyat und Verstappen
Für ein rundenlanges und ebenso brisantes wie sehenswertes Duell sorgten Daniil Kvyat und Max Verstappen. Der Russe verteidigte seinen achten Platz mit aller Macht gegen den Niederländer.
In Runde 25 stellte Hamilton klar: «Wenn ich die Bremsen schonen soll, kann ich mit diesen Reifen nicht schneller.» Dafür büßte er Runde um Runde seinen Vorsprung auf Räikkönen ein. In der gleichen Runde kam dann auch Vettel zu seinem Reifenwechsel und reihte sich auf Platz 13 ein.
Nach der Hälfte des Rennens war Rosberg trotz seiner Bremsprobleme souverän vorne vor Ricciardo und Hamilton, der immer noch Räikkönen im Nacken hatte. Vettel zog derweil seine Aufholjagd auf ultraweichen Reifen weiter durch, während vor allem Magnussen (7.) und Gutierrez (9.) ein starkes Rennen zeigten.
Die Spitzengruppe wechselte ein paar Runden später auf weich. Kurz zuvor hatte sich Räikkönen Hamilton nach dessen Verbremser geschnappt, kam danach umgehend in die Box und blieb auch nach dem Reifenwechsel vor dem Briten.
Plan B bei Hamilton
In Runde 40 hieß es vom Mercedes-Kommandostand: «Lewis, wir wechseln zu Plan B.» Von da an gab der Brite Gas und verkürzte den Rückstand auf Räikkönen. In Runde 43 kam schließlich Vettel zu seinem letzten Wechsel auf die ultraweichen und reihte sich auf Platz sechs ein, hinter Verstappen und vor Alonso. Nachdem Verstappen zu seinem letzten Stopp kam, lag Vettel sogar auf Platz fünf.
Durch die Wechsel hatte Hamilton so viel Vorsprung auf seine Verfolger, dass er noch einmal neue Pneus aufzog, und zwar die superweichen. Der Hintergedanke: Sollte es zu einer Safety-Car-Phase kommen, wäre der Brite der große Gewinner.
Doch Räikkönen reagierte auf Hamiltons Stopp und kam ebenfalls in die Box, zog ultraweich auf, fiel aber wieder hinter Hamilton zurück. Auch Ricciardo kam in Runde 48 an die Box, als Letzter wechselte dann auch Rosberg nochmal die Reifen.
«Push hart», erhielt der Deutsche die Anweisung vom Kommandostand, während Ricciardo schnelle Zeiten fuhr. Mercedes verzichtete bei Rosberg allerdings ganz kurzfristig auf einen Stopp und ließ ihn draußen. Warum? Weil sich Rosberg einen kleinen Fahrfehler leistete, und bei einem Stopp wohl hinter Ricciardo zurückgefallen wäre.
Der Australier machte sich mit seinen weicheren und neueren Reifen auf die Jagd nach Rosberg und holte bisweilen mehrere Sekunden pro Runde auf. Während der Vorsprung immer weiter schmolz, erkundigte sich Rosberg, wie viel er seinen Bremsen noch zumuten könne. «Mehr am Ende», hieß es sechs Runden vor Schluss.
Hinter dem Spitzenduo waren die Plätze vergeben. Hamilton hielt Räikkönen in Schach, der das Podium am Ende doch knapp verpasste. Vettel wurde nach Startplatz 22 starker Fünfter vor Verstappen, Alonso, Pérez, Kvyat und Magnussen. Ricciardo holte am Ende zwar immer weiter auf, doch den Deutschen bekam er nicht mehr. Der übernahm durch den Sieg auch die Führung in der WM vor seinem Teamkollegen. Acht Punkte Vorsprung hat Rosberg nach 15 Rennen nun vor Hamilton.