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Nach Unfall Jules Bianchi: Kritik von Carlos Sainz

Von Mathias Brunner
​Am 5. Oktober 2014 fiel der Franzose Jules Bianchi nach einem schweren Unfall in Suzuka in ein Koma, er verstarb am 17. Juli 2015. Carlos Sainz kritisiert eine Schutzmassnahme der FIA, das virtuelle Safety-Car.

Der schwere Unfall von Marussia-Fahrer Jules Bianchi im Japan-GP heute genau vor zwei Jahren setzte den Autoverband FIA unter Druck. Der tragische Crash vom 5. Oktober 2014, der am 17. Juli zum Tod des Südfranzosen führte, wurde eingehend untersucht.
Bianchi war auf nasser Piste von der Strecke gerutscht und mit einem Bergungsfahrzeug kollidiert, das den zuvor an gleicher Stelle abgeflogenen Sauber-Renner von Adrian Sutil wegräumen wollte. Der Blick in die Zahlen zeigt: Zwischen dem Kontrollverlust bei 213 km/h und dem Moment, in dem Bianchi mit dem Bergungsfahrzeug kollidierte, vergingen nur 2,61 Sekunden.

Was sich in den folgenden 80 Millisekunden ereignete, führte dann zum tragischen Tod von Bianchi, der nach neun Monaten im Koma verstarb. Der Marussia-Renner schlug mit 126 km/h in das 6,8 Tonnen schwere Bergungsfahrzeug ein, und erfuhr dabei eine Verzögerung von 58,8 g. Weil sich der Marussia zum Teil unter den Überhang des Krans vergrub und dabei von oben gegen den Boden gedrückt wurde, erfuhr der Renner eine überaus abrupte Verzögerung, bei der Bianchis Helm gegen den Kran knallte.

Berechnungen haben ergeben, dass der Kopf des jungen Rennfahrers dabei mit 254 g verzögert wurde. Die Experten sind sich sicher, dass auch ein Fahrzeugdach oder der Kopfschutz Halo (Heiligenschein) Bianchis Leben nicht hätte retten können.

Als eine der Massnahmen wurde das so genannte virtuelle Safety-Car (VSC) eingeführt – wenn der Führungswagen von Bernd Mayländer noch nicht auf der Bahn ist, die Piloten eine Unfallstelle aber mit deutlich verringertem Tempo passieren müssen.

Wir hatten auch im Malaysia-GP 2016 drei solcher Phasen eines virtuellen Safety-Cars, und das ist für den Toro-Rosso-Fahrer Carlos Sainz Anlass zur Kritik. Im Anschluss an den WM-Lauf in Sepang sagte der Madrilene: «Meiner Meinung nach sind diese VSC-Phasen etwas sinnlos. Ich mag sie nicht. Als Mittelfeldler bevorzuge ich richtige Safety-Car-Perioden, wenn also das Feld zusammengeführt wird. Gewiss, das VSC tut, wozu es eingeführt wurde. Aber einige Fahrer spielen ganz ordentlich damit herum, um ihre Reifen aufzuwärmen oder sich eine Lücke vor einem Boxenhalt zu schaffen. Da ist viel Raum, um eine VSC-Phase zu deinem Vorteil zu nutzen oder eben zum Nachteil der Gegner. Also mag ich sie nie. Sie trägt nichts dazu bei, den Sport zu verbessern.»

Aber Marc Surer, Formel-1-Experte der deutschen Kollegen von Sky, ist anderer Ansicht: «Das virtuelle Safety-Car ist die einzige Methode, um genau so einen Unfall zu verhindern. Damit kein Fahrer denkt – vor der richtigen Safety-Car-Phase mach ich noch Boden gut, um beispielsweise an der Box Reifen zu holen. Nun sind die Fahrer von Anfang an gezwungen, das Tempo zu reduzieren. Ich glaube, ein virtuelles Safety-Car hätte den Bianchi-Unfall verhindern können. Daher: hundertprozentig die richtige Entscheidung der FIA.»

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