Formel E Motorsport? BMW-Boss: «Horizont erweitern!»
Jens Marquardt
Am Wochenende steht die Formel E in Deutschland ganz besonders im Fokus. Das Deutschland-Rennen steigt in Berlin, und durch die ARD kann die Elektroserie mehr Aufmerksamkeit generieren als sonst. Das Erste überträgt das Rennen ab 18 Uhr live.
BMW ist Titelsponsor des Rennens, und BMW steigt zur Saison 5 in die Elektroserie ein. In eine Serie, die sich seit ihrer Gründung den Vorwurf gefallen lassen muss, kein richtiger Motorsport zu sein. Was sagt Mercedes-Motorsportdirektor Jens Marquardt den Kritikern?
«Es gab auch viele Leute, die sich vor zehn Jahren nicht vorstellen konnten, dass man mit einem komplett elektrisch angetriebenen Auto durch die Stadt und über Land fährt, weil Reichweiten von mehr als 300 Kilometern möglich sind. Die Welt dreht sich weiter. e-Mobilität wird überall Einzug halten. So wie mal Diesel- von Elektro-Loks abgelöst worden sind, ist es jetzt in der individuellen Mobilität«, sagte Marquardt dem ADAC.
Der BMW-Boss weiter: «Doch es bleibt weiter auch Raum für diejenigen, die bei Rennen nicht auf Motorengeruch und -lärm verzichten wollen. Aber ich glaube, wir müssen den Horizont erweitern. Das was wir bei der Formel E sehen, ist spannender Sport, so wie wir ihn haben wollen: Rad an Rad, tolle Fahrer, tolle Teams. Das macht Motorsport auch aus, ich muss nicht alle klassischen Elemente dabei haben.»
Für den Sound der Formel E gibt es sehr viele, wenig schmeichelhafte Bezeichnungen. Der frühere Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug sprach von einer Straßenbahn, «gewöhnungsbedürftig» ist noch die netteste Formulierung. «Sound of Silence» fasst es ganz gut zusammen.
Marquardt betonte, dass die Formel E den Sound nicht zwingend benötigt. «Das war auch bei Straßenfahrzeugen in der Diskussion, und man hat diesen Gedanken verworfen. Auch die Formel E braucht das nicht. Wenn ich auf einer Packung vegetarische Würstchen lese, denke ich mir, warum muss das Würstchen heißen? Die Formel E tut gut daran, ihre eigene Identität zu haben», sagte er.
Das Potenzial der Serie sieht Marquardt vor allem in der Stadt, «nah am Kunden. Wir haben jetzt schon Simulator-Rennen für die Zuschauer, aber da gibt es Potenzial für noch mehr Nähe und eine aktive Einbindung der Fans. Möglicherweise kann die Formel E in ein paar Jahren die erste Plattform werden, bei der virtuelles und reales Rennen zusammengeführt werden.»
Immer wieder wird auch diskutiert: Löst die Formel E die Formel 1 in naher Zukunft ab? Oder ist sie einfach nur eine Ergänzung zur Königsklasse, die ohne Probleme co-existieren können? Marquardt sieht die Formel 1 als ein eigenständiges Thema. «Wir reden dauernd über Virtual Reality, es gibt so viele Menschen, die sich mit irgendwelchen Rennspielen beschäftigen. Wenn wir das mit dem Sport verbinden können, haben wir deutlich mehr davon, als immer neue Flügel auf Autos zu bauen, die Leistung zu erhöhen. Ganz ehrlich, das kann jeder. Die Formel E war und ist etwas Besonderes, und sollte es auch bleiben.»