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Formel E: Versüßt di Grassi Audi den Abschied?

Von Gerhard Kuntschik
Lucas di Grassi

Lucas di Grassi

Stärker könnte der Abgang nicht sein: Mit dem zweiten Saisonsieg und dem zwölften in seiner Formel-E-Karriere schenkte Lucas di Grassi Samstag in Berlin der Abt-Audi-Mannschaft den 14. FE-Sieg zum Abschied aus der Serie.

Der Brasilianer, der am 11. August 37 Jahre alt geworden war, beschließt am letzten Wochenende mit Audi einen erfolgreichen Abschnitt, zumal er 2014 das allererste Rennen der Elektroserie in Peking gewonnen hatte und alle sieben Saison Audianer war – gerüchteweise wird er Saison acht für Susie Wolffs Venturi-Team bestreiten, wo der härteste Rivale von Berlin sein Teamkollege werden wird: Edoardo Mortara.

«Wir haben die Strategie perfekt umgesetzt. Das ist ein Riesenerfolg für das Team», erklärte Audi-Rennchef Allan McNish. René Rast, der nur von Rang 13 ins vorletzte Saisonrennen gegangen war, kam mit einer Nutzung der diesmal einzigen Attack-Mode-Phase (über die doppelte Zeit von acht Minuten) bis auf Platz drei nach vorn, wurde dann aber von etlichen Konkurrenten wieder überholt, als diese spät ihren Energiebonus nutzten. Am Ende punktete aber auch der Wahl-Bregenzer als Neunter.

Für di Grassi war die ganze Saison ein emotionales Auf und Ab: «Am Anfang stand die Nachricht von Audis Ausstieg, das war ein trauriger Moment. Dann der Sieg in Puebla, die Rückschläge durch kleine Missgeschicke und jetzt wieder ein Sieg, der hart erkämpft war. Die Strategie war genau richtig, aber am Ende hatte ich Übersteuern und musste hart gegen Mortara verteidigen. Aber er ist auch im Kampf um den Titel mittendrin, daher wusste ich, dass er keinen Unsinn riskierten würde», sagte die Grassi.

Hinter dem Venturi-Piloten, dessen scheidender Teamkollege Norman Nato als Vierter den Erfolg der Monegassen vervollständigte, landete Jaguars Mitch Evans auf Platz drei: «Entscheidend war, das richtige Fenster für den Attack Mode zu finden, das gelang uns.»

Kurios war das Ergebnis von Rennen 14 insofern, als der punktelos gebliebene Mercedes-Youngster Nyck de Vries (nur 22. mit Rundenrückstand nach Boxenstopp) dennoch als Führender ins Sonntag-Saisonfinale geht.

Die ersten Sechs, von de Vries (95) über Mortara (92), dem Samstag fünftplatzierten BMW-Piloten Jake Dennis (91), Evans (90), dem diesmal punktelosen Virgin-Piloten Robin Frijns (89) bis zu Sieger di Grassi (87) und dem auf Platz sieben klassierten Titelverteidiger Antonio Felix da Costa (Techeetah, 86) liegen die ersten Sieben innerhalb von neun Punkten – theoretisch können noch bis zu Rast (12./75) und Pascal Wehrlein (Porsche, 13./71) sechs weitere Fahrer Weltmeister werden.

Kaum aber Max Günther (BMW, 14.), der Samstag über Platz acht nicht hinauskam, oder André Lotterer (Porsche, 17.), der als Zehnter des vorletzten Laufs noch einen Zähler holen konnte.

Auch bei den Teams bleibt die Dramatik bis zum Schluss erhalten: Da überholte Jaguar zum Abschied des Teampräsidenten Gerd Mäuser (für den 64-jährigen Berliner übernimmt Konzernchef Thierry Bolloré persönlich) dank des fünften Saison-Podests von Evans noch Virgin und führt mit 171 Zählern vor Titelhalter DS Techeetah (166) und Virgin (165). Doch auch Audi (162), Mercedes (158) und sogar der zweite Serien-Aussteiger BMW (157) haben noch Chancen.

Der 15. und letzte Saisonlauf beginnt in Berlin mit umgedrehter Fahrtrichtung in Tempelhof Sonntag um 15.30 Uhr (45 Minuten plus eine Runde, live in SAT1).


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