Formel 1: «Dumme Regel half Verstappen»

Wieder einer weniger: Enrico Janoschka hört auf

Von Rudi Hagen
Nach Matten Kröger (l.) hört jetzt auch Ricky Janoschka (r.) auf

Nach Matten Kröger (l.) hört jetzt auch Ricky Janoschka (r.) auf

Enrico Janoschka hängt seine Bahnsportkarriere an den Nagel. Nach Matthias Kröger ist der Sarmstorfer der zweite prominente deutsche Fahrer, der in der nächsten Saison nicht mehr am Startband stehen wird.

Enrico Janoschka stürzte beim Grasbahnrennen in Melsungen schwer und brach sich dabei drei Halswirbel. Der 41-Jährige entging bei dem Horrorcrash nur knapp einer Querschnittslähmung und ist seitdem krank geschrieben. Jetzt wurde bekannt, dass er auf der NBM-Tagung am 19. November in Mulmshorn in den «bahnsportlichen Ruhestand» verabschiedet werden soll.

SPEEDWEEK.com sprach mit dem von allen nur «Ricky» genannten Langbahn-Crack in seiner Heimat in Mecklenburg-Vorpommern über seine Karriere und mehr.

Teil 1:
Hallo Ricky, wie geht es dir heute?

Geht, geht.

Stimmt es, dass du mit dem Bahnsport aufhörst?

Ja.

Tatsächlich ?

Ja

Wie fühlst du dich denn momentan?

Für mich ist es ok. Ich habe zwar ein paar Bewegungseinschränkungen, aber mein größtes Problem ist, dass das Ganze sehr lange dauert.

Welche Verletzungen hast du bei dem Sturz in Melsungen erlitten?

Ich habe mir drei Halswirbel gebrochen, die machen die Bewegungseinschränkungen aus und dann ist an der Hüfte der Hauptnerv gequetscht. Dadurch ist der Bereich da halb taub, das zieht auch in die Beine. Die Ärzte haben gesagt, es kann sein, dass das bleibt.

Du bist immer noch krank geschrieben, oder?

Ja.

Du bist doch mit einem kleinen Transportunternehmen selbstständig, trifft dich das nicht hart, dass du schon solange nicht mehr arbeiten kannst?

Ja, das Geld fehlt natürlich. Ich habe das Auto verkauft, davon leben wir zur Zeit. Aber in vier Wochen soll ich wieder gesund geschrieben werden, dann kann ich auch wieder arbeiten gehen, das funktioniert schon. Und auch meine Kundschaft habe ich dann wieder. Es bleibt alles so, wie es vorher war.

Hat deine Versicherung ausgereicht, die finanziellen Schäden des Unfalls auszugleichen?

Ich habe keine Versicherung dafür gehabt.

Aber warst du nicht über den DMSB versichert?

Doch, aber da kriegst du nur etwas bei Invalidität. So eine normale Unfallversicherung habe ich zuletzt nicht mehr gehabt für diesen Sport.

Du hast bei dem Unfall keinen Nackenprotektor getragen. Hast du das im Nachhinein nicht bedauert?

Nein. Eigentlich nicht. Das weiß jeder, dass Motorsport gefährlich ist, der Protektor hätte mir auch nicht geholfen.

Beendest du jetzt aufgrund deines Unfalls in Melsungen deine Rennfahrerlaufbahn?

Nein, deswegen allein nicht. Ich habe schon länger mit dem Gedanken gespielt aufzuhören, der Sturz war nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Ich bin jetzt 41, habe eine Familie mit Frau und zwei kleinen Kindern, ein Mädchen mit 9 Jahren und ein Junge mit 6, die sollen in Zukunft mehr von mir haben.

Sollen deine Kinder auch mal Motorradrennen fahren?

Von mir aus nicht, aber alles was sie selbst wollen, versuchen wir als Eltern möglich zu machen.

Erzähl uns doch mal, wie du zum Motorsport gekommen bist.

Ich komme irgendwie aus einer Motorrad-Dynastie. Mein Opa ist früher schon gefahren und auch mein Vater und mein Onkel. Es lag nahe , dass man selbst dann auch so etwas macht. Opa ist früher übrigens mit Oma Seitenwagen gefahren, Straßenrennen in der DDR, das waren Jonny und Elly Janoschka. Sie sind mit dem Gespann zu den Rennen gefahren und anschließend mit dem Ding wieder zurück. Leider habe ich sie nie fahren gesehen. Aber bei meinem Vater Jonny habe ich mit sechs, sieben Jahren auf dem Bergring noch zugesehen.

Wie verlief denn deine eigene Karriere?

Ich bin noch in der damaligen DDR auf einem Motorrad mit 70 ccm angefangen. Im Innenring hatten sie damals die kleinen Bahnen für die Jugend gemacht, das war in Güstrow, in Teterow und in Lübbenau. Man konnte im Alter von 15 Jahren auf 500 ccm umsteigen, das fiel bei mir genau in die Zeit der Wende. Als 15-Jähriger bin ich dann mit Speedway angefangen und habe nach einem Jahr auch auf der Langbahn begonnen. Für mich war das immer kein Problem, denn Opa war ja da. Wenn ich dem sagte, dass ich ein Motorrad brauche, dann war er der Letzte, der nein gesagt hat. Dann hat er mir so ein Ding gekauft.

Und dann kam die Wende und der Weg nach Westen war auch für die Bahnsportler frei.

Ja, mit 16 bin ich 1992 in die B-Lizenz eingestiegen, war dann ziemlich erfolgreich und bin nach dem Bahnpokalsieg 1995 in die A-Lizenz aufgestiegen. Mein Opa Jonny war immer dabei, ohne ihn hätte ich auf den westdeutschen Bahnen nicht so schnell Fuß gefasst. Denn damals nach dem Fall der Mauer habe ich anfangs immer das Gefühl gehabt, nicht so recht dazu zu gehören. Als wenn sie uns aus dem Osten bei ihren Rennen im Westen nicht dabei haben wollten.

Aber du bist doch seit jeher Mitglied in Schwarme?

Ja, das stimmt, mein Club war immer der MSC Schwarme. Ihm und seinem ehemaligen Vorsitzenden Kurt Harries habe ich viel zu verdanken. In der Zeit nach der Wende musste man sich noch bei den Rennen bewerben. Da waren in der B-Lizenz zum Teil 30 Fahrer, die fahren wollten und nicht wie heute, wo sie gerade mal acht Fahrer zusammen kriegen. Aber da gab es dann einige, die gesagt haben, solche aus dem Osten wollen wir gar nicht bei uns haben, die müssen bei uns nicht fahren. Opa aber kannte Kurt Harries schon von früher und hat ihn auf mich angesprochen. Der hat dann gleich gesagt, das wäre kein Problem und er würde alles regeln. Das hat er auch getan. Von da an konnte ich dann überall fahren. Ich bin ihm heute noch sehr dankbar.

Teil 2 folgt.

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