Drastische Schritte sind nötig
Die Fans wollen unterhalten werden
Das habe ich mich kürzlich gefragt und zehn Tipps zur Rettung des Bahnsports gegeben, die sich auf das reine Management der Veranstaltungen bezogen haben. Heute gehe ich einen Schritt weiter.
Tipp 11: Freier Eintritt
Holen wir die Familien an die Bahnen, indem wir allen freien Eintritt gewähren. Dafür wird die Zahl der Buden für Essen und Trinken drastisch erhöht und die Vielfalt der Angebote deutlich erweitert. Damit wird grossflächig und geschickt Werbung gemacht. Denkbar wäre auch, statt freien Eintritts einen kleinen Obolus zum Beispiel für die Jugendarbeit von den erwachsenen Besuchern einzufordern.
Tipp 12: Tuning verbieten
Warum ist der Bahnsport für die Aktiven so teuer? Eine mögliche Antwort: Weil jeder seinen Motor tunen lässt. Den Einbau edler Teile lassen sich die Spezialisten teuer bezahlen. Aber: Die Motoren sind dann auch schneller hinüber, und wer das meiste Geld hat, fährt oft vorne weg. Warum das Ganze? Verbietet in Zukunft jegliches Tuning. Der Motor kostet dann weniger als halb soviel wie ein aufgemotzter und hält viel länger. Vor Beginn eines Renntages müssen alle Teilnehmer ihren Motor beim Schiedsrichter abliefern, dann wird ausgelost, wer welchen Motor fahren wird. So entscheidet dann allein die Kunst des Fahrers wer gewinnt und nicht der Geldbeutel.
Tipp 13: Weitere Gespannklassen zulassen
Auch die Zahl der Gespannfahrer geht immer weiter zurück. Der Sport ist für Einsteiger zu teuer. Sponsoren sind nicht leicht zu finden, da die Namen der Bahnmotoren nur den Eingeweihten etwas sagen. Warum lässt der DMSB nicht unterschiedliche Klassen zu? Vor einigen Jahren hatte man die Seitenwagenklasse für Mehrzylinder bis 750 ccm geöffnet. Wunderbar. Aber dann wurden Fehlentscheidungen getroffen: Es durften im gleichen Feld aufgebohrte Einzylinder mitfahren. Was sollte dieser Unsinn? Die Einzylinder waren leichter, wendiger und in den Kurven schneller. Die Mehrzylinder fuhren hinterher und wurden damit unattraktiv. Lasst die 500er-Klasse so wie sie ist (aber Tuning verboten) und erlaubt weitere Gespannklassen, auch die 1000er, die rechtsrum fahren. Dann können sich auch Einsteiger mit günstigeren und langlebigeren Mehrzylindern versuchen.
Tipp 14: Kein Antrittsgeld für die Fahrer
Manch einer der Topfahrer sagt bei einem Rennen nur zu, wenn er vom Veranstalter eine bestimmte Summe garantiert bekommt, also eine Startgage. Das ist kein Geheimnis, birgt aber verständliche Risiken. Wenn sich die Veranstalter einig wären, gäbe es so etwas nicht. Warum zahlt man nicht die so eingesparten Antrittsgelder am Ende des Tages an die ersten drei oder vier Platzierten abgestuft wieder aus? Oder noch weitgehender: Alle Fahrer zahlen eine Startgebühr in einen Topf, dieses Geld wird je nach Platzierung am Ende wieder ausbezahlt. Auf diese Kämpfe könnten wir uns alle freuen, da wäre doch der Bär los.
Tipp 15: Keine Startbanddisqualifikation
Wie oft sieht man: Die Fahrer fahren an das Startband, einer gibt zu früh Gas oder die Kupplung fasst zu früh – Disqualifikation, keine Chance mehr auf den Sieg. Warum das? Lasst den Handicap-Start zu. Der Frühstarter muss zehn bis 15 Meter hinter das übrige Feld zurück und bekommt von dort die zweite Chance. Das wäre gerechter, angemessener und für die Zuschauer attraktiver.
Tipp 16: Bessere Jugendförderung
Die Jugend ist ein Pfund, mit dem wir auch im Bahnsport viel mehr wuchern müssen. Natürlich ist es für einen Speedwayclub mit seinen ständigen Vergleichen leichter als für die Gras- oder Sandbahnveranstalter, Jugendliche für den Sport zu interessieren. Aber schaut nach Werlte, da kümmert man sich geradezu vorbildlich um den Nachwuchs. Das bedeutet aber auch, dass man qualifizierte Betreuer und Trainer braucht. Die muss man unter den Erwachsenen gewinnen und entsprechend schulen lassen.
Tipp 17: Action auf der Bahn
Wenn wir neues Publikum gewinnen wollen, dann müssen wir insgesamt für mehr Action auf der Bahn sorgen. Der Zuschauer will heute viel mehr als früher unterhalten werden und zwar durchgehend, aber auch nicht allzu lange. Das bedeutet, der Renntag muss kurz, aber vielfältig und spannend sein. Nichts ist schlimmer als gähnende Langeweile bei Prozessionsrennen, nicht enden wollenden Bahndiensten oder künstlich verlängerten Pausen, weil an den Buden viel verkauft werden soll. Pausen zwischen den Läufen müssen kurz gehalten oder sinnvoll und interessant gefüllt werden. Der Innenraum bietet viel Platz für Aktionen, während aussen herum der Bahndienst ausgeführt wird. Lasstdie örtlichen Vereine mitmachen, die können in den Pausen Ausschnitte aus ihrem Repertoire zeigen. Und: Motorsport ist kein Leise-Sport. Natürlich müssen Lärmschutzauflagen beachtet werden. Aber wenn es geht, dann lasst es krachen. Motorräder ohne einen gewissen Sound taugen nichts, das will keiner sehen (hören).
Tipp 18: Dauernde Öffentlichkeitsarbeit
Werbung und Information sind ein Muss. Hier sind die Clubs aufgefordert, sich wendige, technologiefreundliche Leute heranzuziehen, die den dauernden Kontakt zu den Medien halten. Einmal im Monat muss mindestens etwas über den Verein in den örtlichen oder regionalen Medien zu lesen, zu hören oder zu sehen sein. Das sollte das Ziel sein. Es gibt neben den gestandenen Medien so viele Anzeigenzeitungen, kleinere Radio- und Fernsehsender, und darüber hinaus eine Vielzahl an Internetplattformen, die dankbar für Informationen jeglicher Art aus der Szene sind.
Tipp 19: Rückhalt in der Politik schaffen
Der MSC Cloppenburg macht es richtig. Beim letzten Rennen konnten die Club-Oberen keinen Geringeren als den Ministerpräsidenten ihres Bundeslandes als Schirmherren gewinnen. Eingefädelt hatte das ein örtlicher Landtagsabgeordneter, natürlich Club-Mitglied. Da zeigte sich auch der Bürgermeister noch stolzer als sonst auf «seinen» MSC. Zur Nachahmung empfohlen.
Tipp 20: Grosse Runde etablieren
Nützlich wäre eine ständige grosse Runde aus Vertretern des DMSB, der Veranstalter und der Fahrer. Hier könnten sich alle Parteien austauschen, ihre Argumente vorbringen und nach Möglichkeiten des gemeinsamen Handelns und Wohlergehens suchen. Alles zum Wohle des Bahnsports.