Fabian Wachs (Werlte): Vom Bahnpokal ins EM-Finale
Die beiden Clubfahrer vom MSC Werlte, Bernd Diener und Kenneth Kruse Hansen, sind beim EM-Finale Konkurrenten
Bisher hat in 2020 kein einziges Langbahnrennen, geschweige denn ein Prädikatsrennen, stattgefunden, Sars-CoV-2 sei Dank. Trainingsangebote auf diesen Bahnen konnte man zudem an einer Hand abzählen. Jetzt geht es gleich in die Vollen. Die FIM Europe hat zum Finale der Grasbahn-Europameisterschaft in Tayac aufgerufen. Am Samstag wird ab 20.30 Uhr unter Flutlicht gefahren.
Tayac ist eine kleine südfranzösische Gemeinde im Département Gironde in der Region Nouvelle-Aquitaine, zirka 65 km östlich von Bordeaux gelegen. Die 400 m lange (kurze?) Bahn ist eher eine Sand-, denn eine Grasbahn und recht schwierig zu fahren aufgrund des unterschiedlichen Niveaus der beiden Geraden.
2018 fand das EM-Finale an gleicher Stelle statt. Der Franzose Dimitri Bergé siegte vor dem Tschechen Josef Franc und dem Briten Zach Wajknecht, der sich ein Jahr später in Bad Hersfeld den EM-Titel holen sollte. Max Dilger vom MSC Berghaupten belegte in Tayac als Langbahn-Neuling Platz 8.
Der 31 Jahre alte Dilger, Speedway-Profi aus Lahr-Sulz, ist ebenfalls am Samstag in Tayac am Start. «Wenn ich mich recht erinnere, fällt die Bahn auf der einen Geraden ab und auf der anderen geht es bergauf», so Dilger. Und weiter: «Ich denke, wir Deutschen sind so ziemlich die Einzigen, die in diesem Jahr noch keine richtigen Runden auf der Langbahn gedreht haben. Ich habe mit einem Langbahnbike nur in Olching mal einen Funktionscheck machen können. Mehr gab es leider noch nicht. Daher lassen wir uns mal überraschen.»
Gleich drei Piloten des EM-Finales in Tayac sind Clubfahrer des MSC «Hümmling» Werlte. Der Erfahrenste von ihnen ist Bernd Diener aus Gengenbach. Vor 21 Jahren, im Jahr 1999, konnte sich der heute 61 Jahre alte Schwarzwälder schon einmal den Europameistertitel sichern.
Am vergangenen Wochenende nahm Diener die Möglichkeit wahr, einen neuen Jawa-Motor auf dem Hümmlingring in Werlte zu testen. Clubchef Josef Hukelmann hatte nicht nur Geburtstag, sondern mit seinem Team auch für diese Trainingsmöglichkeit gesorgt. Diener: «Ohne vorheriges Training nach Frankreich zu fahren, wäre schlecht gewesen.»
Fabian Wachs (21) trainierte ebenfalls für Tayac. Der Bahnpokalsieger der letzten zwei Jahre saß in dieser Saison zum ersten Mal auf dem Langbahnmotorrad und nutzte mit Unterstützung von Mechaniker Werner Rinkenburger und Hans und André Majewski die Gelegenheit, um das Material zu testen und Feinheiten zu verbessern. Hukelmann freute sich für seinen jungen Fahrer: «Kein Rennen seit dem Bahnpokal und dann gleich ins EM-Finale, super.»
Kenneth Kruse Hansen ist der dritte Clubfahrer der Werlter in Tayac. Der Däne hat sich als Neuling auf der Langbahn 2019 erstaunlich schnell akklimatisiert und peilt für die Zukunft einen Spitzenplatz in der internationalen Langbahn-Elite an.
«Wie auf so vielen anderen Bahnen werde ich auch jetzt in Tayac zum ersten Mal am Start sein», bekannte der 32-Jährige im Vorfeld der EM, «nach erst einer Saison auf der Langbahn muss ich noch viel lernen. Ich weiß, dass die meisten anderen Jungs schon oft auf dieser Strecke waren, aber wir gehen dorthin, um ein gutes Ergebnis zu erzielen und hoffentlich können wir ein paar Leute überraschen. 2020 war ein seltsames Jahr mit Covid-19. Die Vorbereitungen waren nicht so, wie wir und die anderen auch es sich erhofft hatten, und die meisten sind nicht viel gefahren. Wir konnten aber die Motorräder einige Male ausprobieren und haben sehr hart an der körperlichen Verfassung gearbeitet. Wir freuen uns auf die Strecke in Tayac und darauf, alle unsere Freunde wiederzusehen.»