Markus Venus/Markus Heiß: Das Warten auf den EM-Titel
Markus Venus und Beifahrer Markus Heiß vom RSC Pfarrkirchen
Knapp ein Dutzend deutsche Seitenwagen-Teams mit A-Lizenz hoffen darauf, dass es in diesem Jahr wieder eine Saison wie vor der Pandemie auf Gras- und Sandbahnen geben wird. Die letzte «normale» Saison fand für die 500ccm-Gespanne im Jahr 2019 statt.
Das über die Jahre beste deutsche Gespannteam in der Internationalen Lizenzklasse kommt zweifellos vom RSC Pfarrkirchen. Markus Venus (39) und Beifahrer Markus Heiß (35) wurden zwischen 2013 und 2019 sechsmal Deutscher Meister und einmal Vizemeister.
Der Genauigkeit halber muss aber an dieser Stelle noch einmal gesagt werden, dass die Titel 2013 in Hertingen, 2014 in Werlte und 2015 in Berghaupten tatsächlich vom DMSB zertifizierte «Deutsche Meister Seitenwagen» waren. Danach ließ sich der Deutsche Motor Sport Bund die grandiose Idee einfallen, die Seitenwagenklasse auf das sogenannte «Level 2» zurück zu stufen.
Seitdem heißt der Sieger nicht mehr Deutscher Meister, sondern (nur noch) DMSB-Meister. Für die Gespannteams ist die Sponsorensuche für ihren teuren Sport seitdem noch schwieriger, als sie es vorher ohnehin schon gewesen ist.
Erste DMSB-Meister Seitenwagen wurden 2016 die Brüder Martin und Hermann Brandl, die Venus/Heiß ausgerechnet auf ihrer Heimbahn in Pfarrkirchen den Titel vor der Nase wegschnappten. Allerdings hatten die RSCer an dem Tag Oberpech mit gleich drei Motorenschäden. Den Finallauf mussten sie zudem mit einem geliehenen Dreirad vom befreundeten «Izzi» Kreuzmayr bestreiten.
Ihre DM-Titel vier bis sechs holten sich Venus/Heiß 2017 beim Unwetter-Chaos auf dem Hümmlingring in Werlte, 2018 auf der Grasbahn an der Fulda in Bad Hersfeld und 2019 auf der Trabrennbahn in Pfarrkirchen. 2020 fanden, der Pandemie geschuldet, keine Gespannrennen statt.
2021 hätte der rührige AC Vechta neben der Solo-DM auch gerne die Meisterschaft für die Seitenwagen durchgeführt. Doch der DMSB zeigte sich wiederholter Maßen uneinsichtig den Forderungen der Aktiven gegenüber, die Lizenzkosten angesichts der Pandemie zu reduzieren. Die Folge? Die Gespannteams zeigten Stärke, hielten zusammen und fuhren in Vechta nicht. Somit blieben dem DMSB nicht wenigstens reduzierte Gebühren, sondern am Ende gar keine.
Markus Venus und sein Freund und Beifahrer Markus Heiß, die schon seit 17 Jahren zusammen im Gespann fahren, peilen in diesem Jahr ihre siebte nationale Meisterschaft an, die in Berghaupten ausgetragen wird. «Mit der Grasbahn am Waldsee verbindet mich so eine Art Hassliebe», erklärte Venus jetzt im Gespräch mit SPEEDWEEK.com, «da war es für uns immer sehr hart, da musst du immer super konzentriert sein auf der Bahn.»
Ein anderer Titel fehlt den Pfarrkirchenern in ihrem Portfolio noch, denn sie waren noch nie Europameister. 2007 fuhr Venus in Eenrum (NL) mit Aushilfsbeifahrer Florian Niedermeier hinter William und Nathalie Matthijssen (NL) auf Platz 2. 2012 holten sich Tommy Kunert und Markus Eibl in Werlte den EM-Titel vor Venus/Heiß.
2014 wurden die Pfarrkirchener in High Easter (GB) Dritte hinter den Briten Jash Goodwin/Liam Brown und Nick und Abi Radley. Die EM 2015 in Hertingen wurde aufgrund des tragischen Todes von Stefan Müller abgebrochen. In dem Jahr gab es keinen Europameister.
Ein Jahr später wurden Venus/Heiß im niederländischen Vries EM-Vizemeister hinter William Matthijssen/Sandra Mollema. Venus humpelte an dem Tag jeweils mit Krücken zum Bike. Trotz eines vorher erlittenen Trümmerbruchs im Fuß biss der Niederbayer auf die Zähne und hielt durch.
2017 belegten Venus/Heiß im südfranzösischen Tayac Podestplatz 3 hinter Matthijssen/Mollema und Markus Brandhofer/Tim Scheunemann vom AMC Haunstetten, die mit der ultraglatten «Betonbahn» besser zurecht kamen.
2018 waren sie auf der Sandbahn in Werlte nah dran am Erfolg, aber eine kleine Startkollision mit ihren ärgsten Widersachern Matthijssen/Mollema nutzten Mitch Godden/Paul Smith für Platz 2 hinter den Niederländern. Für Venus/Heiß blieb nur Platz 3.
2019 triumphierten wiederum Matthijssen/Mollema auf ihrer Heimbahn in Eenrum und ließen die Deutschen als Vizemeister hinter sich. 2020 gab es zwar keine Saison, aber dann sollte urplötzlich doch noch eine Seitenwagen-EM gefahren werden und zwar in Wittstock, auf einer Speedwaybahn. Mangels Meldungen der Aktiven wurde das geplante (idiotische) Event dann wieder abgesagt.
Im vergangenen Jahr ist Markus Venus, von einigen Trainingseinheiten abgesehen, nur ein Rennen gefahren und zwar in Haunstetten. Markus Eibl agierte dabei als Beifahrer für den verletzten Markus Heiß. Bekanntermaßen musste die Veranstaltung wegen diverser Stürze abgebrochen werden. Venus: «Bis dahin lagen wir auf Maximum.»
Die beiden Pfarrkirchener hoffen jetzt, dass es bald wieder losgeht auf den Rennbahnen. Venus: «Markus und ich bereiten uns ganz normal vor und hoffen, dass im Mai Dingolfing und Plattling laufen werden. Unser Plan ist auf jeden Fall, Anfang April mit dem Bahntraining zu beginnen. Zwei Startverträge hätten wir schon, einmal in Saint-Macaire in Südfrankreich und dann in Zweibrücken.»