Wieder Cup-Titel für Familie Folger - nach 30 Jahren
Valentin und Alexander Folger (v.li.)
Große Freude und lautstarker Jubel auf dem Siegerehrungsvorplatz bei der IDM am vergangenen Wochenende in Assen nach dem Rennen des Yamaha R7 Cup. Es war der letzte Lauf der Saison 2023, bei dem die Entscheidung über den Titelträger fallen musste. Beinahe erwartungsgemäß und doch am seidenen Faden hängend fiel sie zugunsten des Bayern Valentin Folger, denn der hatte die Saison Ergebnis-technisch aber auch auf den Strecken ziemlich dominiert. Dennoch musste er mit seinem Umfeld bis zum letzten Rennen zittern.
Nach einem Doppelsieg mit über elf bzw. mehr als zwölf Sekunden Vorsprung beim Saisonauftakt auf dem Sachsenring musste der Cousin von Jonas Folger beim nächsten Lauf in Oschersleben einen Rennsturz und somit einen Nuller verdauen. Danach folgten drei weitere Rennsiege sowie zwei zweite Plätze, sodass es in der «Cathedral of Speed» zum großen Showdown zwischen dem bis dato Gesamtführenden Michel-Caspar Wieth und Valentin Folger kam. Sechs Punkte betrug Folgers Rückstand und nach seinem nächsten Sieg am Samstagnachmittag war es immer noch ein Zähler. Ergo, musste noch einmal alles nach Plan laufen.
Und es lief. Erneut zog er bald vorn einsam seine Bahnen und wendete mit seinem siebenten von zehn möglichen Saisonsiegen das Blatt tatsächlich zu seinen Gunsten. «Geschafft. Ich bin überglücklich, den Titel gewonnen zu haben. Wir haben als gesamtes Team so hart dafür gearbeitet und mussten bis zum Schluss zittern – Wahnsinn», lauteten seine ersten Wortfetzen nach dem größten Erfolg seiner bisher schaumgebremsten Karriere gegenüber SPEEDWEEK.com.
«In diesem Jahr habe ich mich mental und körperlich um einiges gesteigert. Auf der R7 habe ich mich bereits beim ersten Test sehr wohl gefühlt. Mit größeren Motorrädern komme ich irgendwie besser zurecht», meint der Gesamt-17. der IDM Supersport 300 des Jahres 2022.
Als Gründe für seine Dominanz 2023 nennt er: «Nach dem Sturz in Oschersleben war es natürlich eine schwierige Situation. Aber ich war in diesem Jahr durch meine Mental-Trainerin Ruth Liehr, die auch Dirk Geiger und einige andere Fahrer betreut, sehr gut vorbereitet war. Ebenso hatten wir dank meines Fahrwerkspezialisten und zugleich größten Sponsors Michael Schloss an jedem Wochenende, spätestens ab den Rennen, ein perfekt abgestimmtes Motorrad.»
Natürlich waren seine Familie und sein Team live vor Ort die ersten Gratulanten, aber als Valentin Folger später sein Handy in die Hand nahm, hatte ihn eine Glückwunsch-Botschaft von Jonas Folger schon erreicht. «Jonas ist mit Live-Timing und Live-Stream, wenn es den gibt, immer up to date. Am Red Bull Ring war er am Samstag sogar mal live dabei.»
Eine Meisterfeier gab es noch keine, denn nach «… ein, zwei Bierchen …» und einem gepflegten Dinner bei der Zweigstelle einer bekannten Fast-Food-Kette stand die rund zwölfstündige Rückreise nach Bayern an. Dort traf Valentin Folger mit seinem Gefolge am Montagmorgen gegen 4:30 Uhr ein und nach einer Dusche ohne Bettbesuch ging er ab 6:00 Uhr seinem Job als Mechatroniker für Objektive für Elektronen-Mikroskope für die Halbleiter-Industrie wieder nach. «Wann, wo und wie wir das noch nachträglich feiern, weiß ich zwar noch nicht, aber eine Meisterfeier mache ich definitiv noch», verriet der 22-Jährige schon mal.
Als nächstes steht für ihn Ende September, zeitgleich mit dem IDM-Finale in Hockenheim, das Europa-Superfinale des R7-Cups in Aragon auf dem Programm. Sein Ziel für nächstes Jahr wäre eine höhere Klasse, sprich Supersport. «Im Grunde bin ich für jedes Angebot offen. Ich habe auch schon ein Angebot bekommen, allerdings nicht für die IDM. Aber fix ist noch nichts, zumal das alles natürlich auch mit Sponsoren zusammenhängt», lässt er zu seiner näheren Zukunft zumindest schon mal durchblicken.
Voller Freude und Stolz auf Valentin Folger war natürlich auch sein Vater Alexander, der 1993, also vor genau 30 Jahren, erster Titelträger des damals neu eingeführten ADAC Junior Cup wurde. Er sagte: «Das ist emotional eine super Sache, wenn man die drei Jahrzehnte seit dem Revue passieren lässt, was da alles geschehen ist. Die Freude über Valentins Titel ist meiner vor 30 Jahren über mich selbst mindestens ebenbürtig.»