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Lucy Glöckner: Erfolgreich fremdgegangen in Zschopau

Von Thorsten Horn
Als Kind des Erzgebirges und wenn man dann noch ganz in der Nähe von Zschopau aufwächst, landet man schnell beim Enduro-Sport. Mit reichlich Verspätung nun auch die langjährige IDM-Pilotin Lucy Glöckner.

Als am vergangenen Samstag, den 19. Oktober, der vorletzte Saisonlauf der Internationalen Deutschen Enduro Meisterschaft (DEM) im deutschen Geländesport-Mekka Zschopau stattfand, setzte die sächsische Straßen-Rennamazone Lucy Glöckner ihren nicht alltäglichen Plan in die Tat um und ging als eine von nur zwei Starterinnen in der nicht zur Serie gehörenden Damen-Klasse an den Start. Am Ende durfte sich die in Zschopau geborene 34-Jährige über den Pokal als Zweitplatzierte freuen.

Das sportliche Abschneiden stand bei Lucy bei ihrem erst dritten Einsatz auf losem Untergrund nach zwei kleineren Rennen, einem deutlich kleineren Enduro vornehmlich für Hobby-Fahrer und einem Motorrad-Biathlon, natürlich nicht im Vordergrund. «Ich bin komplett fertig, aber überglücklich, dass ich es ins Ziel geschafft habe. Das Ergebnis ist für mich gerade völlig sch…egal. Ich hatte im Ziel einige Freudentränen, weil ich durchgekommen bin. Zwischendurch habe ich phasenweise an mir gezweifelt, aber ich glaube ich habe eine neue Leidenschaft gefunden», sinnierte sie kurz nach ihrer Zieldurchfahrt noch ziemlich Dreck-verschmiert.

Wieso ist sie als Kind dieser Enduro-verrückten Ecke Deutschlands eigentlich überhaupt zum Straßenrennsport gekommen? «Mein Vater ist einst Straßenrennen gefahren, der hat mir das dann wohl in die Wiege reingeschoben», erklärte sie im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. Ihre Erfolge konnten sich dann absolut sehen lassen, denn bei den kleinen 125ern angefangen über den Yamaha-Cup bis hin zu großvolumigen Motorrädern, wie in der IDM Superbike, lehrte sie so manchem männlichen Kollegen das Fürchten.

Nun also ihr Schnupperkurs beim Enduro, und dann gleich das schwerste Rennen im Kalender, bei dem sich im Oktober 2025 die WM-Teilnehmer und -Teilnehmerinnen wieder die Ehre geben werden. Dazu sagte sie: «Ich bin früher zu Trainingszwecken auch Motocross gefahren. Letztes Jahr bin ich dann über Enduro-fahrende Freunde auf die Idee gekommen, auch mal bei Rund um Zschopau mitzufahren. Anfang dieses Jahres habe ich mir ein gebrauchtes Motorrad gekauft, doch im April hatte ich einen bösen Unfall und konnte daher erst im Juni aufs Motorrad steigen.»

Zwar spricht sie darüber nur ungern, doch da treue SPEEDWEEK-Leser natürlich ein Recht auf die ganze Wahrheit haben, klärte sie die Sache mit folgenden Worten auf. «Ich hatte einen Unfall im privaten Bereich, bei dem ich mir den Oberschenkel großflächig verbrannt habe. Das war dann mit OP und allem, was dazu gehört.» Durch die Verletzung hatte sie befürchtet, ihren Plan von Rund um Zschopau in diesem Jahr doch noch nicht in die Tat umsetzen zu können. Irgendwann kam sie wieder halbwegs in den Fahrplan, doch fielen die Vorbereitungen aufs Großereignis eher mager aus.

Wie sie ihr erstes hartes Enduro erlebte, beschrieb sie mit folgenden Worten: «Nach der ersten von zwei 85-Kilometer-Runden sind mir die Arme eingeschlafen, weil man viel mit der Kupplung agieren muss, was wir aus dem Straßenrennsport eigentlich gar nicht mehr kennen. Auch konditionell war das eine ganz andere Nummer. Das war definitiv das Härteste in meinem Leben, was ich je getan habe, wobei ich schon viel hinter mir habe.»

Als die größte Herausforderung fahrerisch nennt Lucy Glöckner die im Wald offen liegenden Wurzeln. «So was kenne ich nicht, doch irgendwie habe ich auch das hingekommen, auch dank der vielen Helfer, die mir des Öfteren helfen mussten.» Unter Anleitung hat sie diese völlig andere Form des Motorradfahrens nicht gelernt. «Ich habe bei den Leuten, mit denen ich zusammen bin, immer wieder zugehört, doch im Endeffekt war da viel «do it yourself» dabei», gestand sie zu ihrer Nicht-Schande.

Hatte sie am Anfang davon gesprochen, eine neue Leidenschaft gefunden zu haben, gebietet es sich auch diesbezüglich noch einmal nachzuhaken. «Ich habe jetzt Blut geleckt und weiß, dass ich noch viel trainieren muss, wobei muss nicht das richtige Wort ist – ich will viel trainieren. Vor allem Technik, womit sich viel Kraft sparen lässt. Mal sehen, was dann nächstes Jahr dabei rumkommt.» Demzufolge schließt Lucy Glöckner es nicht aus, weitere Einzelveranstaltungen oder gar die komplette Damen-Serie zu bestreiten. Das Strahlen in ihren Augen sagte dann endgültig, dass wir sie in diesem Metier wiedersehen werden.

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