Jörg und Arnulf Teuchert: Wie der Vater so der Sohn
«Ich hatte keinen Puls mehr.» So beschreibt Arnulf Teuchert seine Gefühle, als sein Sohn Jörg 2000 beim WM-Finale im englischen Brands Hatch in Zusammenarbeit mit Teamkollege Christian Kellner den Supersport-Weltmeistertitel einfuhr.
Exakt 20 Jahre zuvor war Arnulf Teuchert wie sein Sohn mit der Weltmeisterkrone gekürt worden. Gemeinsam mit der deutschen Mannschaft bei den Enduro-Six-Days in Frankreich. 1970 hatte der Vater seine von zahlreichen Meistertiteln geprägte Motorsportlaufbahn begonnen. Im gleichen Jahr wurde geheiratet und Sohn Jörg kam zur Welt.
«Ich war damals als gelernter Schreiner bei der Bundeswehr, es gab einen Sold von 390 Mark», erinnert er sich. 1984 kam das Ende der Karriere. «Die Zeiten, in denen man mit Geländesport Geld verdienen konnte, waren vorbei» erklärt der Senior. «Ausserdem stand Jörg in den Startlöchern und ich habe gesehen, dass er mehr Talent hat als ich.»
Ab dem fünften Lebensjahr war Jörg Teuchert auf zwei Rädern unterwegs. «Ich konnte mich in aller Ruhe entwickeln», weiss er heute. «Mein Vater stand nie mit der Stoppuhr rum und hat mich angetrieben.»
Wie beim Vater gehörte auch beim Sohn die Leidenschaft dem Geländesport. Nach einem Eishockeyunfall und anschliessender Schulter-Operation absolvierte Jörg Teuchert seine KFZ-Mechaniker-Gesellenprüfung. «Darauf habe ich grössten Wert gelegt». meint Teuchert senior. «Mich graust es, wie heute Kinder zu Motorsportprofis erzogen werden. Was wird, wenn die Karriere nicht klappt? Es kann nicht jeder Weltmeister werden.»
Ein Talent muss sich entwickeln
Ab 1994 ging es für den grossgewachsenen Franken im Strassenrennsport weiter. In den ersten Jahren im Yamaha-Cup und der Supersport IDM. «Tagsüber haben wir zusammen im Zweiradgeschäft gearbeitet», erinnern sich die beiden. «Und bis spät in die Nacht wurde am Motorrad geschraubt. Das können junge Fahrer von heute gar nicht mehr nachvollziehen.»
Mit dem Weltmeistertitel im Jahre 2000 fuhr Jörg Teuchert seinen grössten Erfolg ein. «Wenn man Talent hat, dann klappt’s», erklärt Arnulf Teuchert. «Heute werden 14-Jährige in die WM geschmissen und sind genauso schnell wieder raus. Aber ein Talent muss sich entwickeln.»
Eine Meinung, die auch Sohn Jörg teilt. «Die Alten sollten nicht ehrgeiziger sein als die Jungen.» In Sachen Motorsport stecken Jörg und Arnulf Teuchert bis heute die Köpfe zusammen. Der Vater gibt zu, bis zum Schluss noch bei jeder Runde seines Sohnes mitgefiebert zu haben. Doch er bezeugt auch, dass der Sohn seinen eigenen Stil gefunden hat. «Ich entscheide sicherlich selbst», bestätigt Jörg. «Aber ich kann meinen Vater immer um Rat fragen. Meine Eltern fangen mich auf, wenn ich mal unten bin. Holen mich aber auch wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, wenn ich zu weit oben schwebe.»
Jörg Teuchert hat Ende 2012 nach einer letzten IDM-Superbike-Saison seinen Rücktritt vom aktiven Rennsport erklärt und steigt nur noch als Instruktor und bei ausgewählten Veranstaltungen aufs Motorrad. Gemeinsam mit Vater Arnulf und seiner Frau Uli betreibt er in Hersbruck ein Fahrrad-Geschäft.