DMSB: «IDM ist keine Einbahnstraße»
Die IDM Sieger 2015
Die IDM startet am 1. Mai in die Saison 2016. Im dritten Jahr wird wieder IDM-Promoter MotorEvents für die Vermarktung und Durchführung verantwortlich sein. Die Industriepartner der IDM, allen voran die Hersteller, denken schon über eine Umgestaltung der Serie für das Jahr 2017 nach. Der DMSB bezeichnet ein stärkeres finanzielles Engagement aller Beteiligten und ein tragfähiges Vermarktungskonzept als wünschenswert.
SPEEDWEEK.com: Am 1. Mai startet das erste von acht IDM-Wochenenden der Saison 2016. Wie ist beim DMSB die aktuelle Stimmung in Sachen IDM? Ist man froh, dass die Serie doch noch ans Laufen gekommen ist? Oder spielt das eher eine untergeordnete Rolle?
DMSB: Selbstverständlich freuen sich die Verantwortlichen beim DMSB darüber, dass die gemeinsamen Anstrengungen zum Ziel geführt haben und dass alle Voraussetzungen für eine sportlich-faire Saison gegeben sind.
Vor einigen Jahren hatte Herr Schacht (DMSB-Generalsekretär Anm.d.Red.) in einem Industrie-Meeting seine Meinung zum Thema IDM und rote Zahlen in der Form geäußert, dass es ohne eine tragfähige Finanzierung eben keine IDM mehr geben kann. Wie stellt sich das heute dar?
Die Fragestellung ist gleich geblieben. Das ist in jeder Rennserie gleich. Es wird auch in Zukunft die Aufgabe des Promotors sein, tragfähige Vermarktungskonzepte zu erarbeiten und dadurch die Finanzierung der IDM sicherzustellen.
Durch den Ausstieg des ADAC und den Entzug der Moto3-Kategorie wurde die IDM laut IDM-Promoter MotorEvents vor allem finanziell stark geschwächt. Wie hat man dieses Thema beim DMSB behandelt? Man war beim DMSB vom ADAC-Ausstieg ja sicherlich frühzeitig darüber informiert.
Als der ADAC die Moto3-Klasse ausgeschrieben hat und in das Veranstaltungspaket des ADAC Northern Europe Cup integrieren wollte, haben wir das für eine sinnvolle Entscheidung gehalten, zumal der Erfolg dieses Schrittes schon früh in Starterzahlen ablesbar war.
Würde es im Interesse des deutschen Motorradsports nicht Sinn machen, alle Klassen unter einer Flagge antreten zu lassen?
Es geht leider im Motorsport nicht immer darum, was wünschenswert erscheint, sondern darum, was unter den jeweiligen Rahmenbedingungen machbar ist. Im Ergebnis haben wir eine Moto3-Nachwuchsklasse, die Teil eines starken Pakets ist und eine IDM, die auch ohne die Moto3-Standard ihren Weg weitergehen wird.
Die Industrie, welche die IDM seit Jahren unterstützt, denkt laut über eine Umstrukturierung der IDM nach, in dem der DMSB nur noch eine Nebenrolle spielen könnte. Wie sieht die DMSB-Führung diese Denkspiele? Will man unbedingt an der IDM festhalten oder wäre man froh, wenn man die nationale Serie in andere Hände abgeben könnte?
Wir sind offen für alle Konstruktionen, die dem Wohl und Fortbestand der IDM dienen. Wenn die Industrie die IDM nicht nur als Plattform nutzen, sondern sich dort auch finanziell in größerem Umfang engagieren möchte, ist das mehr als wünschenswert. Denn durch Nenngelder alleine – das zeigt das Beispiel der letzten IDM-Jahre ganz deutlich – ist eine Top-Motorradserie in Deutschland nicht finanzierbar.
Aber die IDM wurde ja auch in der Vergangenheit nicht nur durch Nenngelder finanziert. Gab es die finanzielle Unterstützung durch den Industrie-Pool nicht schon zu Zeiten, als noch der DMSB die Serie vermarktet hat?
Eine zeitlang hat das in der IDM hervorragend funktioniert. Aber derzeit ist das Gleichgewicht zwischen Ansprüchen der Beteiligten und Interesse von Medien und Sponsoren nicht gegeben. Daran muss gearbeitet werden.
Wie zufrieden ist der DMSB eigentlich mit der Firma MotorEvents als Promoter? Der DMSB wartet scheinbar noch auf konkrete Vorschläge, die ein verstärktes Engagement des DMSB rechtfertigen würde. Ist da korrekt?
Wir warten nach wie vor auf ein tragfähiges Konzept zur Vermarktung der IDM. Dabei sollte deutlich werden, wie der Promotor die verschiedenen Beteiligten – Teams, Motorradhersteller, Industriepartner, Veranstalter und DMSB – in Zukunft auch finanziell an einen Tisch holen will. Der DMSB ist nach wie vor bereit, seinen Beitrag zu leisten, aber dazu müssen auch Schritte der anderen Akteure erkennbar werden.
Könnte sich der DMSB vorstellen, die IDM wieder selber zu vermarkten? Oder welche Alternativen könnte sich der DMSB vorstellen? Ist die Streichung der Serie eine Option? Oder gibt es da ein allgemeines Interesse, die IDM als Unterbau für Nachwuchsfahrer weiter zu betreiben?
Die IDM ist nicht der Unterbau für Nachwuchsfahrer, sondern die Spitze im nationalen Motorsport. Darum sollte sich diese Meisterschaft eigentlich selbst finanzieren können – durch Nenngelder, Sponsoreneinnahmen, Eintrittsgelder. Das, was dort eingenommen wird, kann wieder in die Serie investiert werden. Wenn es heißt, der DMSB solle Zuschüsse zahlen oder zusätzliche Kosten übernehmen, dann muss man eines mal klar formulieren: Der DMSB finanziert sich zu einem Großteil aus Gebühren der Lizenznehmer. Und es kann doch niemand wollen, dass die Sportler anderer Motorraddisziplinen mit ihren Lizenzgebühren einen kommerziellen Anbieter subventionieren.
Von aussen betrachtet, scheint das Verhältnis zwischen MotorEvents und DMSB eher zerrüttet als harmonisch. Oder trügt der Eindruck?
Wir arbeiten mit dem Promotor auf geschäftlicher Basis zusammen. Da geht es weder um Harmonie, noch um Streit, sondern um sachliche Ergebnisse – und die wurden in den vergangenen Jahren zwischen MotorEvents und DMSB immer erreicht.
Der DMSB hat die Rechte an der IDM. Könnte man dieses Recht an jemand anderen übertragen und unter welchen Bedingungen könnte das passieren?
Die Rechte an der IDM liegen bei der DMSW (Deutsche Motor Sport Wirtschaftsdienst GmbH). Die kann – wie im Falle MotorEvents geschehen – die Rechte oder Teile davon an Promotoren abgeben.
Wie ist beim DMSB die Erwartungshaltung, was die Entwicklung der IDM anbelangt?
Wie bereits geschildert, hoffen wir, dass alle Beteiligten erkennen, dass eine Rennserie keine Einbahnstraße ist. Man kann als Team, als Motorradhersteller, Promotor und Veranstalter nur davon profitieren, wenn man sich auch selbst spürbar finanziell engagiert. Wenn dies geschieht, kann die IDM wieder auf wirtschaftlich tragfähige Füße gestellt werden und dauerhaft die Rolle einnehmen, die ihr zusteht.
Auch der DMSB hat es bei der Selbstvermarktung der IDM mit verschiedenen Managern nicht geschafft, die Serie auf wirtschaftlich tragfähige Füße zu stellen. MotorEvents muss ebenfalls seit Jahren Geld aus eigener Tasche zuschießen. Liegt es am Produkt IDM?
Das ist eine Frage der Ansprüche. Jede Serie kann sich auf Dauer nur auf dem Niveau bewegen, wie sie auch finanzierbar ist. Wenn der sportliche Wert und die Medienpräsenz stimmen, interessieren sich auch Industriepartner dafür. Wenn die im Boot sind, kann man die nächsten Schritte machen.