Lucy Glöckners Pikes Peak-Tagebuch
Lucy Glöckner ist in den letzten Jahren viel rumgekommen. IDM Superbike, Suzuki Cup, Langstrecken-Weltmeisterschaft. Jetzt darf sich die Superbike-Pilotin noch den Start beim Pike Peaks International Hill Climb, auch Race of the Clouds genannt, in ihre persönliche Vita schreiben. Dafür fliegt man auch schon mal nach Colorado/USA und bezwingt mit einer BMW S 1000 RR einen Viertausender.
«Der Streckenrekord für die 12,42 Meilen respektive 19,99 Kilometer lange Rennstrecke mit insgesamt 156 Kurven steht seit 2013 bei 8:13,878 Minuten und wurde von Sébastien Loeb auf einem Peugeot 208 T16 aufgestellt», ist bei Wikipedia zu lesen. «Der Start liegt auf 2.862 Metern Höhe, und es werden 1.439 Meter Höhenunterschied bei durchschnittlich 7 % Steigung der Straße bewältigt.»
Da die Strecke tagsüber für den normalen Straßenverkehr genutzt wird, trainiert man gerne auch schon mal morgens um 4 Uhr, bei Asphalttemperaturen um die Null Grad und jeweils nur auf Teilstücken der Strecke. Aber man gönnt sich ja sonst nichts. Auf dem Gipfel wird man dafür mit einer berauschenden Aussicht und im Tal mit einer zünftigen Fan-Feier belohnt.
Ein Abenteuerbericht von Lucy Glöckner
Montag 18. Juni 2018
«Gestern bin ich in Colorado angekommen und schon heute konnte ich den über 4000 Meter hohen Pikes Peak das erste Mal mit dem Auto dank Thilo Günther und Frank erkunden. Es ist wahnsinnig beeindruckend. Morgen stehen ein Rookie-Briefing an und die technische Abnahme der Bikes. Am Dienstag werde ich das erste Mal den Pikes Peak mit der BMW fahren. Am Sonntag werden Thilo und ich dann das Rennen fahren. Ich halte euch weiterhin auf den Laufenden. Jetzt gehts aber erstmal ins Bett.»
Dientag 19. Juni 2018
«Der erste Tag der Raceweek zum Pikes Peak startete für Thilo Günther und mich genau heute Nacht um 2:30 Uhr. Alle Fahrer mussten bereits um spätestens 4 Uhr am Gate des Pikes Peak sein und pünktlich zum Sonnenaufgang um 5:30 Uhr starteten die drei Läufe zum Qualifying. Zuvor gab es noch eine kurze Fahrerbesprechung. Wir fahren nicht die komplette Strecke, sondern jeden Tag einen einzelnen Abschnitt. Den ersten Abschnitt setzte ich mit einer Zeit von 4:48. Zu langsam für die Spitze. Aber für das erste Mal bin ich doch recht zufrieden. Der Rest der Woche geht genauso weiter wie heute, jeweils aber immer mit anderen Abschnitten, bevor es dann am Sonntag zum Raceday gilt, den Pikes Peak komplett fehlerfrei in der bestmöglichen Zeit zu erklimmen.»
Mittwoch 20. Juni 2018
«Heute war das Training der mittleren Sektion und es war mega kalt!! Die Asphalt Temperaturen lagen bei den ersten Runs um die 0 Grad. So konnte ich wenigstens die Strecke gut einstudieren. Wir sind insgesamt vier Mal gefahren und ich konnte mich um die 20 Sekunden steigern und bin auch dadurch näher an die Spitze gekommen. Es ist noch alles neu und ich genieße jede einzelne Sekunde, die ich auf dem Motorrad sitzen kann.»
Donnerstag 21. Juni 2018
«Für uns rief heute Nacht um 3 Uhr wieder der Berg. Und auch wenn es gestern schon richtig kalt war, war es heute noch mal deutlich kälter. Die Asphalttemperaturen lagen bei cirka 0 Grad und Thilo Günther und ich bretterten mit Slicks den dritten Streckenabschnitt bis auf die Spitze des Pikes Peak auf 4.200 m hinauf. Heute hätte ich mir echt beheizte Griffe gewünscht. Eigentlich ist es der schnellste Abschnitt, jedoch wird dieser zum Ende hin ziemlich wellig, womit ich mich noch etwas schwer getan habe. Nichtsdestotrotz habe ich es auch heute wieder total genossen. Warum könnt ihr sicherlich an den Bildern erkennen. Morgen wird noch mal in der ersten Sektion trainiert.»
Freitag 22. Juni 2018
«Mal ein Eindruck wie es morgens um 5 Uhr auf dem Berg aussieht. Heute war der letzte Tag für die freien Trainings und ich konnte mich nochmals in der unteren Sektion richtig steigern. Morgen haben wir frei und am Sonntag um 2 Uhr morgens gehts los Richtung Pikes Peak.»
Sonntag, 24. Juni 2018
«Es ist ein unglaubliches Gefühl, oben angekommen zu sein. In meiner Startklasse bin ich auf Platz 5 gefahren, overall auf Platz 6 und bester Rookie 2018. Ich danke allen für die tolle Erfahrung und allen, die mir das ermöglicht haben. Später mehr.»
Ergebnis
1. Carline Dunne/USA 9:59,102
2. Rennie Scaysbroo/AUS 9:59,794
3. Chris Fillmore/USA 10:04,038
4. Codie Vahsholtz/USA 10:12,703
5. Thilo Günther/D 10:16,637
6. Lucy Glöckner/D 10:21,932