Werner Daemen: Kritischer Blick auf IDM-Regel-Öffnung
Florian Alt und Markus Reiterberger im Jahr 2022
Die Nachricht über die Veröffentlichung des neuen Superbike-Reglements Ende März dieses Jahres nahm Teamchef Werner Daemen emotionslos zur Kenntnis. Gemeinsam mit seinem Kompagnon Andy Gerlich betreibt der Belgier das erfolgreichste Team in der IDM Superbike und tritt diese Saison mit dem Team BCC-alpha-Van Zon-BMW gleich mit fünf Piloten an. Ilya Mikhalchik, Bálint Kovács, Kamil Krzemien, Philipp Steinmayr und Max Schmidt. Jan Mohr und Pepijn Bijsterbosch stehen als Wild-Card-Piloten parat.
Schon das Reglement 2022 mit Erweiterungen u.a. beim Thema Nockewellen, Gabel und Gabelbrücken und noch so einiges andere hatten das Team in Absprache mit Hersteller BMW kaltgelassen und man hatte auf die Umsetzung verzichtet. Meister wurden das Team und der Hersteller trotzdem. Ähnlich handhabt man die Neuerungen auch in diesem Jahr und lässt sie links liegen.
«Ich war von Anfang an dagegen», erklärte Daemen im Vorjahr und hält auch in diesem Jahr an seiner Meinung fest. «Wir haben inzwischen ein Superbike-Reglement und keine Stocksport-Regeln. Wir arbeiten weiter wie geplant.» Umsetzen lässt sich das neue Reglement auch preislich nicht. Denn als das Regelwerk im März veröffentlicht wurde, hatten Daemen und Gerlich ihr Fahrer-Line-up schon vertraglich festgelegt. Auch im BMW-Team müssen die Fahrer Großteils eine Mitgift mitbringen, wie auch, mit wenigen Ausnahmen, in der restlichen IDM üblich.
«Und da stehen die Verträge und Preise im März schon längst fest», stellt Daemen klar, «da kann ich ja nicht plötzlich noch mal neu rechnen.» Die Drähte zu BMW sind bestens und gemeinsam ist wie schon im Vorjahr die Entscheidung gefallen, da nicht mitzumachen. Denn die Rechnung ist einfach. «Wenn ich das alles umsetze», so Daemen, «kostet mich das einige Tausend Euro extra. Dann kann ich das bei Ilya als unserem Top-Fahrer machen. Dann haben wir wie die meisten anderen Teams auch nur einen Fahrer und die anderen müssen daheimbleiben.»
Dass die Konkurrenz oder eventuell auch der Promoter, der für das Reglement verantwortlich zeichnet, gerne mal jemand anderes auf dem Meister-Thron sehen würde als BMW, versteht auch Daemen. Doch der Weg über die Öffnung des Reglements bringt es nicht. «Würde man dem Dauer-Sieger je nach dem ein paar Kilos draufpacken», überlegt Daemen und erinnert damit an die Balance-of-Performance-Regel des ehemaligen Promoters, «dann hätte man tatsächlich einen Nachteil.» Obwohl Markus Reiterberger damals auch mit Zusatzkilos gewonnen hatte.
«Gibt man das Reglement allerdings frei», so Daemen, «dann wird es einfach nur für alle teurer. Man könnte alleine für eine Gabel Tausende ausgeben. Andere Nockenwellen kaufen ist ja auch nicht das Problem. Aber da gehört ja mehr dazu, als die Sachen einfach einbauen. Man braucht mehr Testfahrten, der gesamte Verschleiß ist höher, die Intervalle insgesamt kürzer.»
«Die IDM-Motorräder und Motoren waren auch vorher schon gut», fasst der Teamchef zusammen. «Und wir haben letztes Jahr gewonnen, mit dem Stock-Motorrad und der Stock-Gabel. Denn, und das vergessen manche beim Blick ins Reglement, einen Markus Reiterberger oder einen Florian Alt kann ich so gut wie auf jedes Motorrad setzen und sie sind hochmotiviert und entsprechend schnell.» Mit Ilya Mikhalchik peilt das Team 2023 dessen vierten IDM Superbike-Titel an.