Florian Alt: Vom Standesamt zum HRC-Test nach Jerez
Mit Brief und Siegel verheiratet
Auf dem Standesamt in Köln wurde die Ehe von IDM Superbike-Pilot Florian Alt und von der aus der Rennstadt Schleiz stammenden Kim am vergangenen Samstag besiegelt. Alt hatte seine Lederkombi aber nicht allzu lange gegen den feinen Zwirn getauscht. Anfang der Woche ging es dann schon wieder mit seiner Honda auf die Rennstrecke. In Jerez traf Alt auf die Piloten der WorldSBK. Doch wer jetzt schon von einem erneuten WM-Auftritt Alts träumt, muss sich noch gedulden.
Schon beim IDM-Finale auf dem Hockenheimring hatten Alt und seine Teamchef Jens Holzhauer klargemacht, dass sie einem erneuten Wild-Card-Abenteuer gegenüber nicht abgeneigt wären. Aber nur wenn die von ihnen gesetzte Parameter passen.
«Aktuell ist es ein Wintertest für mich», klärt Alt in Jerez auf. «Wir testen hier kein WM-Superbike. Wir testen hier das IDM-Motorrad, also komplett Stock. HRC hat uns eingeladen, weil wir ein, zwei Sachen probieren. Und weil alle da sind, macht das Sinn, bei freier Fahrt dabei zu sein. Es ist natürlich auch schön für mich wegen des schnellen Umfelds, da kann man sich was abschauen. Finde ich gut.»
Während Alt beim Jerez-Test der WorldSBK von Anfang bis Ende dabei ist, ist eine Teilnahme beim Portimao-Test nicht geplant. «Es lief bisher alles positiv», so das erste Fazit am Mittwoch. «Wir haben bisher nur aussortiert, Kleinigkeiten. Ein paar Sachen im Bereich Geometrie haben wir getestet. Wir sind ja relativ eingeschränkt, da muss man ehrlich sein. Aber wir haben gute Fortschritte gemacht und sind vom Level her mit dem Stock-Motorrad über die Distanz jetzt schon schneller als damals vor 1,5 Jahren mit dem Superbike. Wir sind nicht unzufrieden.»
Nach Details zu den HRC-Teilen gefragt, gibt sich Alt dann eher reserviert. «Es geht um die Elektronik», lässt er dann raus, «die Kit-ECU, die wir verwenden dürfen. Das ist alles sehr komplex. Das HRC-Werksteam fährt Magneti Marelli, das dürfen wir nicht. Wir fahren die HRC-Elektronik. Aber in Suzuka fährt das EWC-Werksteam genau diese Elektronik. Zwar eine andere Version, aber ein abgespeckte dürfen wir auch fahren. Von daher können wir hier viel lernen und viel mitnehmen.»
«Wir haben nach wie vor das Problem», erklärt er weiter mit Blick auf die IDM, «dass wir zu wenig Grip am Hinterrad haben und die Leistung nicht so richtig auf die Straße bringen. Und da wollen wir schauen, dass wir an jeder Kleinigkeit, also am Chassis, am Fahrwerk, der Elektronik, dem Fahrerischen, etwas finden, um die Lücke zu schließen.»
Die IDM-Ziele sind schnell ausgemacht. Alles andere als der Titel wäre für Alt und seinen Teamchef keine Anlass, die Korken knallen zu lassen. «Klar wollen wir attackieren», grüßt Alt die Konkurrenz in der Heimat. «Aber wir müssen viel mehr dafür tun. Viel testen und uns besser vorbereiten. Die BMW haben in der IDM schon seit Jahren einen zu großen Vorteil. Jetzt kommt es in der WorldSBK auch zum Tragen. Jetzt fangen die anderen Hersteller auch an und sagen, okay, jetzt ist auch langsam mal Schluss. Das ist gut. Aber BMW macht einfach alles richtig. Sie machen den richtigen Job, haben richtig entwickelt und machen es für andere Hersteller, auch für uns in der IDM, nicht einfach, diesen Gap zu schließen. Ich kann es ein, zwei Rennen. Mit fahrerischem Risiko und 110 Prozent konnte ich letztes Jahr zwei Rennen gewinnen. Aber das kann ich nicht über die ganze Saison. Weil es auch zu viel Risiko ist. Auf Strecken wie Schleiz passieren sonst kleine Fehler und die können gefährlich sein.»
Alts Fazit: «Wir müssen einfach das Level ein bisschen anheben, damit wir nicht dauerhaft so viel Risiko eingehen müssen. Man kann nie genug testen, denn wir sind in der IDM die einzige Honda.»