Miteinander gegeneinander – Kevin und Leon Orgis
Der doppelte Orgis
Neben dem Team GERT56 stellte sich auch des ORM Racing Team aus der IDM Superbike auf der diesjährigen Motorradmesse Leipzig für die Rennsaison 2025 offiziell vor. Während die Pirnaer ihr Aufgebot von drei auf zwei Fahrer reduzierten, stockte das Familien-Team aus dem ebenfalls sächsischen Arnsdorf um einen Piloten auf, sprich die Brüder Kevin und Leon Orgis wurden wiedervereint.
Seit Kindheitstagen bestreiten der heute 25-jährige Kevin und sein eineinhalb Jahre jüngerer Bruder Leon den Rennsport im Parallelflug, beginnend mit den Pocket Bikes und in der Regel im gleichen Zelt bzw. der gleichen Box.
Nach ihren mehrjährigen Teilnahmen an spanischen Rennserien kehrten beide 2023 nach Deutschland zurück, wo sich allerdings ihre Wege in gewisser Weise trennten. Kevin gewann in jenem Jahr den Pro Superstock 1000 Cup und Leon wurde im Kiefer-Yamaha-Team Siebenter in der IDM Supersport.
Im vergangenen Jahr stieg Kevin in die IDM Superbike auf und beendete diese auf Endrang 16. Leon wurde von der vermeintlichen finanziellen «Wohlfühl-Oase» Yamaha als Testpilot für die neue R1 mit einigen Renneinsätzen aufgenommen, doch Mitte der Saison stellte man ihm aus Budget-Gründen den Stuhl vor die Tür.
Für dieses Jahr machte das Orgis Racing Management mit Teaminhaber und -chef René Orgis als Vater der beiden Rennfahrer aus der Not eine Tugend schickt nun beide auf BMW in die IDM Superbike. Während Kevin eine 2025er BMW pilotieren wird, rückt Leon mit dem Vorjahres-Motorrad von Kevin aus.
Gegenüber SPEEDWEEK.com nannte Kevin dazu gleich zwei seiner aktuellen Nöte in Bezug auf die vom 9. bis 11. Mai beginnende Saison 2025: «Leider lässt sich BMW mit dem neuen Modell noch ein bisschen Zeit. Darunter leiden gerade alle BMW-Teams, unter anderem wir. Voraussichtlich kommt das neue Motorrad erst im Laufe des April, also kurz vorm Saisonbeginn. Dennoch hoffen wir, dass wir noch ein, zwei Tests damit absolvieren können, denn wir müssen ja alle erst einmal herausfinden, was am neuen Modell konkret anders ist», sinnierte er.
Und weiter: «Von daher gehe ich davon aus, dass es am Saisonbeginn mit dem neuen Modell sogar schwieriger wird, zu fahren, weil noch keine Informationen und Daten vorliegen. Da heißt es für alle erst einmal: Ordentlich in die Arbeit reinknien und möglichst viele Informationen über das neue Fahrzeug sammeln und verarbeiten.»
Die Tatsache, dass die neuen BMW erst spät ausgeliefert werden, hat für den Kfz-Mechatroniker-Azubi zumindest den schöngeredeten Vorteil, dass er so derzeit seine von einem Arbeitsunfall herrührende Verletzung auskurieren kann. «Ich habe mir vor einem Monat den Daumen ausgekugelt, wobei die dazugehörige Sehne verletzt wurde. Das wurde vor gut zwei Wochen operiert, aber ich denke, das ist nicht so dramatisch wie meine Verletzung vorm Saisonbeginn 2024», erklärte Kevin zu seinem aktuellen Malheur. Im vorigen Winter hatte ihn ein Arm- und Handgelenkbruch lange außer Gefecht gesetzt. Nun hofft er, bis Ende März fit zu werden, sodass er mit der Vorbereitung nicht allzu sehr ins Hintertreffen geraten würde. Als sein Saisonziel nennt er anfangs die Plätze, auf denen er 2024 in etwa aufgehört hat, sprich die Top-10. Später will er sich «… in Richtung Top-5 orientieren.»
Ähnliche sieht es bei Leon aus, wenngleich es seine erste volle Saison in der IDM Superbike sein wird. «Ich habe im vorigen Winter viel getestet und bin über 1000 Runden gefahren. Das sind rund 4.000 Kilometer gewesen, wodurch ich mit dem Superbike sehr gut vorbereitet war, vor allem im Regen. So konnte ich gleich beim IDM-Auftakt auf dem Sachsenring im ersten Rennen mit Platz 5 ein Ausrufezeichen setzen. Auch im zweiten Rennen im Trockenen konnte ich bis zu meinem Ausfall in den Top-10 mitkämpfen, was sicherlich auch für Yamaha ein guter Schritt war. Daraufhin wurde ich für mehrere Rennen eingeschrieben und alles lief eigentlich sehr gut, bis Yamaha im Sommer eine Budget-Grenze erreicht hatte. Da war ich als Testfahrer der Erste, der darunter leiden musste», blickte der selbstständige Versicherungsvermittler im Gespräch mit SPEEDWEEK.com zunächst zurück.
Mit der Vorjahres-BMW seines Bruders hatte bisher nur einen kleineren Test und stellt jetzt folgende Vergleiche an: «Die Leistung ist bei der BMW mehr und auch die Stabilität in der Kurve. Dafür ist die Yamaha frontlastiger. Daher war das Hineinbremsen in die Kurven deutlich angenehmer. Aber das sind Sachen, mit denen man sich arrangieren muss. Ich denke, dieses Jahr wird ein super Jahr werden. Da ich ja die letztjährige BMW fahre und nicht weiß, wie gut die neue Performance-mäßig läuft, ist es schwierig, eine konkrete Aussage zu meinen Zielen zu machen. Die Top-10 sind aber auch mein Ziel zunächst, was für mich in gewisser Art und Weise Pflicht ist. Zudem hoffe ich auf ein paar Ausreisser nach oben.»