Michael Galinski (Yamaha): «Dialog statt nur Kritik»
Das Team Yamaha Motor Deutschland tritt in der Superbike IDM 2013 mit dem Tschechen Matej Smrz und dem Australier Gareth Jones an. Teamchef und Ex-Rennfahrer Michael Galinski gehörte im Winter zu den grössten Kritikern des neuen Promoters «MotorEvents». Bei Saisonhalbzeit hat sich sein Ärger gelegt. Trotzdem sieht er Handlungsbedarf.
Michael, wie sieht deine Lagebeurteilung zur IDM heute aus?
Am Anfang hatte ich etwas Angst, dass diese Serie stirbt. Aber jetzt muss man wirklich sehen, sie bemühen sich, es kommt der eine oder andere neue Seriensponsor. Die Klassen sind nicht voll genug. Was man zuletzt auf dem Red Bull Ring gesehen hat, ist es erschreckend. Wenn man sieht, dass in der Moto3 sieben Leute gefahren sind...
Aber jetzt haben auch die Tschechen gefragt, ob sie 2014 in der IDM integriert werden können. Selbst die Niederländer haben eine Anfrage gestartet. Ich glaube, es ist überall in Europa nicht so einfach im Moment. Wir haben eine gute Plattform hier. Vielleicht geht es wieder aufwärts.
Aber an den tristen Teilnehmerfeldern sind DMSB und MotoEvents nicht ganz unschuldig. Man hat zum Beispiel Hersteller wie MV Agusta und KTM ferngehalten. Aber es gibt auch Fans der nicht-japanischen Werke, die nicht in den Pool einzahlen.
Dieses Pool-System gibt es schon recht lange, und es wurden viele Fehler gemacht, ganz klar. So wurde immer alles finanziert. Jetzt kann man nicht im ersten Jahr alles ändern.
Die Importeure, die eingezahlt haben, durften immer mitspielen. Den Rest haben alle Teilnehmer bezahlt.Wenn ich in der Superbike-IDM pro Meeting 750 Euro als Nenngebühr für einen Fahrer, dann ist das ein Haufen Geld. Dazu kommen am Saisonbeginn noch einmal 1200 Euro für die gesamte Saison. Das ist viel Geld für die Teams.
Wie lässt sich eine langfristig sinnvolle Lösung finden? Müssen die kleineren Hersteller gemäss ihrer Stückzahlen zur Kasse gebeten werden? Dass KTM nicht 30.000 Euro zahlen will, damit ein Superbike-Privatteam an den Start geht, ist mir klar.
Die Zukunft muss dahin gehen, dass wir mehr Seriensponsoren kriegen. Und das sieht nicht so schlecht aus. Ziel muss sein, dass die Pool-Partner und die Teilnehmer weniger zahlen müssen.
Wie viel bezahlt Yamaha?
Ich bin da nicht so genau im Bilde. 30.000 Euro, denke ich
Die TV-Sendung am Freitag, fünf Tage nach dem Rennen, um 16.30 Uhr, das ist auch nicht gerade Prime Time.
Es kommt eine Stunde von allen Klassen. Das kann man alles besser machen. Aber es macht momentan keinen Sinn, immer drauf zu hauen. Wir wollen die Serie nicht ins Grab bringen, wir leben damit, und wir wollen, diese Serie auch in zwei, drei Jahren und in weiterer Zukunft haben.
Deshalb plädiere ich für ein Miteinander und immer zu überlegen. Was können wir machen? Der Dialog ist im Moment besser als nur Kritik.
Wie bist du mit dem Zuschaueraufmarsch zufrieden?
Wir sind vom Veranstalter in Spielberg am Samstag darüber aufgeklärt worden, was vor diesem Event alles an Promotion getan wurde. Es wurde TV-Werbung gemacht, Radiowerbung, es gab riesige Poster-Aktionen. Das Projekt Spielberg hat viel getan
Aber es ist nicht so einfach...Und wenn wir sehen, dass wir in einer Klasse nur sieben Leute am Start haben, muss ich mich ein bisschen schämen, den Zuschauern das anzubieten.
Im Vorjahr wurde die Moto3 wenigstens noch mit 125-ccm-Zweitaktern aufgefüllt.
Ja, diese Möglichkeit besteht, aber da ist ja keiner mehr. Es gibt keine Zweitakter mehr hier. Das verstehe ich zum Beispiel nicht. Die 125er sind erlaubt, aber es war keiner da. Das Geld sitzt nicht mehr so locker, es ist für die kleinen Teams nicht einfach.
Wir sitzen alle im gleichen Boot. Denn wir wollen alle Motorsport machen.
Wir haben in Spielberg beim Industrie-Meeting darüber geprochen. Ich habe vorgeschlagen, 250-ccm-Crossmotoren einzusetzen, zwei Wertungen zu nehmen. Die Leute, die in der Moto3 da sind, die kaufen sündhaft teure KTM, die mit Kit 45.000 Euro kosten.
Aber wenn ich als Promoter sehe, da sind nur sieben Fahrer fix eingeschrieben, muss ich halt mit Honda, Mahindra und KTM reden, damit noch fünf Fahrer kommen. Mahindra fährt die Moto3 auch in Italien und Spanien, dort sogar mit dem Deutschen Luca Amato.
Ganz klar, ich denke, dass da einiges verkehrt gelaufen ist. Das weiss jeder. Anderseits denke ich, das Bemühen ist da.
Ich bin ja so ein bisschen gebrannt mit den drei Leuten von MotorEvents. Wie auch immer. Ich muss sagen: Sie bemühen sich sehr. Und es geht auch ein bisschen voran.