Thomas Gradinger: Erster Supersport-WM-Auftritt
Mit irgendwelchen Titeln in Sachen Motorsport kann Thomas Gradinger (21) vom Team MPB noch nicht aufwarten. Während seiner Zeit im ADAC Junior Cup in den Jahren 2009 bis 2011 hatte er es einmal bis zur Vize-Meisterschaft gebracht. Doch in dieser Saison steht der Österreicher vor seinem ersten möglichen Titelgewinn. In der IDM Supersport 600 führt er zwei Veranstaltungen vor Schluss die Tabelle mit 38 Punkten mehr als Verfolger Kevin Wahr an. Gradinger konnte zwei zweite Plätze und fünf Siege verbuchen. Ein Nuller, vom Auftaktrennen auf dem Nürburgring, verdirbt ein wenig die ansonsten saubere Bilanz.
Doch bevor es aufwärts geht, muss es auch gelegentlich abwärts gehen. Auch ein Thomas Gradinger hat schon weniger rosige Zeiten erlebt. Nach dem Junior Cup erfolgte 2012 der Aufstieg in die IDM 125. Über einen mageren 12. Platz in der damals noch gut gefüllten Klasse kam er mit seiner Honda in der Gesamtwertung nicht hinaus.
Im Jahr 2014 ging es in Richtung Spanien in die Moto3-Meisterschaft, heute bekannt als Junior-WM. «Das war verdammt schwer», urteilt er heute. «Ich war da mit meiner Standard-KTM unterwegs und konnte keinen Stich landen. Ein Jahr später bin ich dann in die Moto2-Meisterschaft in Spanien umgestiegen. Das war genauso hart und lehrreich dazu.»
Gradinger war damals mit einer FTR Baujahr 2010 am Start. «Ich glaube», urteilt er heute, «ich habe in meinem Leben nie wieder in einem Jahr soviel gelernt wie da.» 2016 ging es unter der Regie vom Team Fritze Tuning, das schon mit Michi Ranseder in der IDM Superbike und Martin Bauer in der MotoGP unterwegs war, in Spanien weiter. Aber nur zwei Rennen lang. Man trennte sich nach einigen Differenzen und für Gradinger ging es zurück in die IDM Supersport zum Team Buchner.
Dort führte er sich in die Meisterschaft gleich mal richtig ein und brach sich in Zolder die Hand. Das erste Mal so wirklich in Erscheinung trat Gradinger beim IDM-Lauf im niederländischen Assen 2016, wo er in der IDM Supersport flott aufs Podest düste und ihn eigentlich keiner so wirklich auf dem Schirm hatte.
Das hat sich in der dieser Saison klar geändert. Kein Rennen, bis auf das erste, ohne Thomas Gradinger auf dem Podest. «Das Umfeld macht total viel aus», erklärt er mit Hinblick auf sein Team MPB, wo er in dieser Saison neu eingestiegen ist. «Meine Jungs geben immer das Beste und da kann mal als Fahrer echt entspannt an die Sache herangehen. Ich sehe halt zu, dass ich das umsetze. Zurzeit gelingt mir das echt gut.»
Am Wochenende will er mit seiner Wildcard für die Supersport-WM zeigen, was er auf dem internationalen Parkett so drauf hat und wie bei den meisten Piloten vor so einer Aufgabe üblich, stapelt er tief, extrem tief. «Ich will einfach mal schauen, was die Weltelite so macht», so sein Plan. «Und ich will nicht Letzter werden.» Nachdem, was er bisher gezeigt hat, auch nur schwer vorstellbar.
Im ersten Freien Training schlug er sich bei seinem WM-Debüt wacker. Platz 17 mit einer Zeit von 1.43,715. 16 Konkurrenten hat der Österreicher damit hinter sich gelassen. Schnellster WM-Pilot war Jules Cluzel mit einer Zeit von 1.41,476.