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BMW-Chef Zipse: «Will die Lage nicht kleinreden»

Von Otto Zuber
BMW-Chef Oliver Zipse

BMW-Chef Oliver Zipse

«Wir gehen aus einer Position der Stärke in diese Herausforderung», sagt BMW-Chef Oliver Zipse im Interview mit dem BMW Group Media House.
Herr Zipse, wie übersteht man als Unternehmen eine Situation wie die Corona-Pandemie?

In einer solchen Herausforderung kommt es in allererster Linie auf das Zusammenspiel zwischen dem Führungsteam und der Mannschaft an. Denn wenn es kritisch wird, machen Menschen und ihr Engagement den Unterschied. Und aus der beeindruckenden Moral unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ziehe ich die größte Zuversicht. In diesen Tagen fragt niemand: Was kann BMW für mich tun? Jeder fragt: Was kann ich für BMW tun?

Ich will die Lage nicht kleinreden. Eine so ernste Situation kann selbst große Unternehmen in existenzielle Gefahr bringen – denn die Handelsbetriebe stehen außerhalb von China praktisch still. Und deswegen haben wir bereits umfangreiche Maßnahmen beschlossen, um insbesondere unsere Liquidität zu sichern. Aber wenn wir die Dinge weiterhin so beherzt und strukturiert angehen, dann steckt selbst in einer solchen globalen Krise auch eine Chance.

Ohne Moral geht nichts – aber Moral allein ist noch keine Strategie. Worauf legt der Vorstand jetzt seinen Fokus?

Für jeden Einzelnen von uns gilt es, als Vorbild aufzutreten und seiner Verantwortung nachzukommen. Führung hat in solchen Momenten eine entscheidende Bedeutung und wir müssen zeigen, dass wir uns mit aller Kraft gegen diese Situation stemmen. Konkret haben wir drei zentrale Handlungsfelder: Erstens müssen wir den bestmöglichen Gesundheitsschutz der Mitarbeiter gewährleisten. Und gleichzeitig müssen wir handlungsfähig bleiben. Das ist unsere Form der Beidhändigkeit.

Zweitens: Die Sicherstellung von Liquidität hat absolute Priorität. Wir gehen aus einer Position der Stärke in diese Herausforderung – aber kein Unternehmen kann eine solche Phase ohne substanzielle Einschnitte bewältigen. Und das muss sehr schnell passieren. Der Vorstand trifft sich deswegen aktuell doppelt so häufig wie sonst, um anstehende Entscheidungen zu treffen.

Und drittens: Wir bereiten uns für ein Hochfahren der Produktion zum richtigen Zeitpunkt vor – und zwar unter Einhaltung aller Sicherheitsaspekte und international koordiniert. Dabei ist eine enge Synchronisierung mit dem Lieferantennetzwerk essentiell.

Wo steht die BMW Group denn aktuell – eher noch im Sicherungsmodus oder schon mit einem Bein in der Hochlaufphase?

Die Kunst ist, beides gleichzeitig zu beherrschen. So wie der Ausbruch zeitlich versetzt begann, bricht auch die Zeit nach Corona in unterschiedlichen Regionen unterschiedlich schnell an. Einige asiatische Länder zeigen bereits einen sehr vielversprechenden Umgang mit dem Virus, das kann auch für uns als Vorbild dienen.
In China produzieren wir bereits wieder in großem Umfang und auch der Vertrieb nimmt wieder deutlich Fahrt auf – beides funktioniert auch unter erhöhten Schutzmaßnahmen für die Mitarbeiter.
Das bietet uns eine gute Orientierung, wie wir etwa auch in Europa oder den USA wieder in Vertrieb und Produktion einsteigen können und gleichzeitig das Infektionsrisiko für unsere Mitarbeiter und Kunden minimieren.

Bedeutet das: Produktion nur mit ausreichend medizinischen Masken?

Wir benötigen klar definierte Rahmenbedingungen – sowohl für die Rückkehr zum öffentlichen Leben, als auch für das Hochlaufen der Produktion. Masken werden dabei eine Rolle spielen, um einen größtmöglichen Schutz zu bieten. Aber nur dort, wo diese auch sinnvoll sind, um Ansteckungen zu vermeiden. Über unser globales Lieferantennetzwerk haben wir die richtigen Kontakte für den systematischen Bezug solcher Masken – sowohl für eigene Zwecke als auch zur Weitergabe an die zuständigen Gesundheitsbehörden. Darüber hinaus prüfen wir eine eigene Produktion von medizinischen Masken.

Wann ist es denn so weit, dass die Produktion wieder hochfahren kann?

Es hängt maßgeblich davon ab, wie schnell das öffentliche Leben wieder zu geregelten Abläufen zurückkehren kann und besonders die Autohäuser wieder öffnen dürfen. Das ist ganz entscheidend. Die grundsätzliche Nachfrage ist ja vorhanden – aber die Kunden können nicht wie gewohnt Autos bestellen und in Empfang nehmen. Deswegen dürfen wir uns keine Illusion machen: Der Weg zurück kann länger werden. Wir werden die Situation sehr eng verfolgen und von Werk zu Werk entscheiden.

Trotzdem herrscht kein kollektiver „Winterschlaf“ – ganz im Gegenteil: Wir nutzen die Unterbrechung für Umbauten in den Werken – mehrere tausend Mitarbeiter sind damit beschäftigt. In München bereiten wir zum Beispiel die Produktion des elektrischen BMW i4 ab 2021 vor. In Dingolfing stellen wir die Weichen für den iNEXT. Und unsere Komponentenfertigung zum Beispiel in Landshut läuft ohnehin weiter, um unsere chinesischen Werke zu versorgen.

Die Ausgangsbeschränkungen in Deutschland sind bis Mitte April verlängert worden – das klingt nicht nach einer schnellen Öffnung von Showrooms. Ab wann sollte eine Gesellschaft ökonomisches Gemeinwohl über die Gesundheit einzelner stellen?

Die Gesundheit der Menschen und die Stabilität der Wirtschaft dürfen niemals gegeneinander ausgespielt werden. Das ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Es ist die gemeinsame Pflicht von Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft, beides optimal in Einklang zu bringen. Gerade eine Nation wie Deutschland – eine aufgeklärte Demokratie und ein Hochtechnologieland – muss beide Aspekte vereinen können.

Unsere Erfahrung in asiatischen Märkten wie Südkorea und China zeigt, dass geordnetes, koordiniertes, umfassendes und bestimmtes Handeln der Politik der Schlüssel zum Erfolg ist, um den Markt und die Wertschöpfung verhältnismäßig zügig durch die Corona-Krise zu führen. Ich habe großes Vertrauen in die Bundesregierung, dass sie auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse eine bestmögliche Balance zwischen Gesundheitsschutz und Erhalt der Wirtschaft erreichen wird. Uns kommt dabei die Rolle zu, auch immer auf die beträchtlichen Risiken für die Wirtschaft hinzuweisen.

Wirklich? Es gibt den Vorwurf, die Politik habe falsch oder zu spät reagiert?

Die Bundesregierung und die Bayerische Staatsregierung handeln konsequent und richtig – und das in einer absoluten Ausnahmesituation. Dafür haben sie größten Respekt verdient. Und es zeigt im Übrigen auch, dass die Regierung handlungsfähig ist.
Wir begrüßen die beschlossenen Maßnahmen zur Stabilisierung der Wirtschaft. Wir sehen, dass die Politik schnell und umfassend reagiert und die wirtschaftlichen Risiken für die Unternehmen im Blick hat. Das ist gerade für die vielen Zulieferer entscheidend.

Auch das oft kritisierte Gesundheitssystem zeigt sich – gerade im internationalen Vergleich – bislang robust und im wahrsten Sinne lebensrettend für viele Menschen. Der Dank, der dafür den unzähligen Ärzten, Pflegern und auch freiwilligen Helfern gebührt, ist nicht in Worte zu fassen. Dort wird Übermenschliches geleistet, um Leben zu retten.

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