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Fritz B. Busch: Von Enten und geschrubbten Flundern

Von Mathias Brunner
2022 wäre der legendäre deutsche Automobil-Journalist Fritz B. Busch 100 Jahre alt geworden. In der hervorragenden Buchserie «Motorlegenden» wird der pfeifenrauchende Sprachvirtuose gewürdigt.

Fritz B. Busch wurde aus mindestens zwei Gründen zum bedeutendsten deutschen Automobil-Journalisten seiner Zeit. Erstens war er die starke Stimme des Volkes, ohne Blatt vor dem Mund, selbst wenn der betroffene Autohersteller wieder mal mit Anzeigenstopp drohte. Zweitens fielen dem Thüringer Wortspiele und Sinnbilder ein, die rundweg unvergleichlich sind, selbst heute noch.

Natürlich ist der Schreibstil der 1960er, 1970er und 1980er Jahre nicht mit jenem von heute zu vergleichen. Einige von Buschs Formulierungen würden heute im Filter politischer Korrektheit hängen bleiben. Und klar war auch das Frauenbild vor fünfzig Jahren ein anderes. Dennoch muss man sich das erst mal zu einem Kabinenroller wie von Isetta einfallen lassen: «Isetta, das einzige Mädchen, das darunter leidet, vorne einen Ausschnitt zu haben.»

Busch räumte auf mit faden Aufzählungen technischer Daten, er begeisterte seine Leser lieber mit Atmosphäre. «Ich greife zu den Handschuhen, aus denen sich im Notfall ein mittlerer Ölwechsel herauswringen liesse.» Damit ist über den Jaguar E schon ziemlich viel gesagt.

Im Rahmen der Buchreihe «Motorlegenden» würdigt der Stuttgarter Motorbuch-Verlag jenen Mann, der sein Werk bei «auto motor und sport» einst mit launigen Leserbriefen begann. Der junge Fritz Bob Busch glaubte sich daran zu erinnern, dass seine Hebamme nach Benzin roch, aber das Feuer fürs Auto wurde durch seinen Vater Hans entfacht.

Die Familie verlor am Schwarzen Freitag 1929 fast alles, der junge Auto-Narr schrieb als Teenager für eine Tageszeitung, was ein Honorar von 8.50 Reichsmark einbrachte und eine Backpfeife vom Vater, denn der junge Busch sollte lieber etwas Gescheites lernen.

Motorlegenden beschreibt den Werdegang von Busch, der ging zur Handelsschule, danach zur Kripo, in Ausbildung zum Kriminalassistenten. Ein wacher Geist wurde darauf geschult, Details zu erkennen, das würde Busch später gute Dienste erweisen.

Die Karriere bei der Polizei wurde vom Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verhindert, danach nahm Busch jeden Job an, den er bekommen konnte: Chauffeur, Bauarbeiter, Regisseur im Varieté, sogar Steilwandfahrer auf dem Rummelplatz, Plakatmaler, Autoverkäufer, Werbetexter. Die ersten Tageszeitungen veröffentlichten seine Texte, denn Busch sah seine Zukunft nicht auf dem Bau oder als Maler, sondern hinter Lenkrad und Schreibmaschine.

auto motor und sport-Chefredakteur Ulrich Wieselmann wurde auf den ungewöhnlichen Schreibstil Buschs aufmerksam, als er über dessen Leserbriefe stolperte: «Schreiben Sie keine Leserbriefe, schreiben Sie Artikel!» Schon 1959 wird Busch von ams an die IAA nach Frankfurt geschickt, 1960 erhält er eine eigene Artikelserie.

Busch mischt die Szene auf: In einer Ära, in welcher sich Berichte über neue Autos so spannend lesen wie eine Steuererklärung, hangelt sich Fritz B. Busch von einer grandiosen Wortkonstruktion zur nächsten, federleicht, verblüffend, die Leser sind hingerissen.

Motorlegenden druckt einige der besten Geschichten und Glossen nach, alleine der Reisebericht von Buschs Fahrt mit einer Corvette Stingray von Antwerpen nach Italien ist grandios: Die Art und Weise, wie Busch die Reaktion der Menschen auf den amerikanischen Sportwagen beschreibt, ist von zeitloser Eleganz und ein Feuerwerk der Sprachvielfalt.

Fritz B. Buch gelang es immer, so über ein Auto zu schreiben, als sässen wir selber am Steuer, den Geruch von Leder und Benzin in der Nase, die Hände am Lenkrad, die Sonne im Gesicht, denn für den unvergleichlichen Autoren waren Cabrios die liebsten Fortbewegungsmittel.

Tauchen Sie ein in einer andere Welt, mit Erzählungen über tapfere Arbeiter wie dem NSU Prinz oder der legendären Ente von Citroën, über leichtfüssige Sportler wie der Jaguar E-Type oder obige Corvette, über skurrile Zeitgenossen wie den Tundra von UAZ, den Victoria Spatz oder den extralangen 600er von Mercedes.

«Von Enten und geschrubbten Flundern» ist ein Lesevergnügen von der ersten bis zur letzten Seite, das wunderbar zu den letzten Worten des Autoren passt, der zu seiner Beerdigung das hier vorgetragen wünschte: «Es mögen alle, die meiner gedenken, anstelle von Tränen ein Lächeln mir schenken.»

Das Wichtigste in Kürze

Motorlegenden – Fritz B. Busch
Legendäre Automobilgeschichten. Von Enten und geschrubbten Flundern
Aus dem Motorbuch Verlag, Stuttgart
ISBN: 978-3-613-04401-2
Format 22,5 x 17 cm
240 Seiten
150 Fotos
Für 29,90 Euro im Fachhandel oder direkt beim Motorbuch-Verlag


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