Ducati: Einzylinder-Supermoto kurz vor Serienstart
Ducati. Die Norditaliener waren in den letzten Jahrzehnten vor allem für leistungsstarke V2-Motoren bekannt. Erst in den letzten Jahren begann man den Ruhm aus der MotoGP zu nutzen und begann seine stärksten Twins durch V4-Motoren zu ersetzen, die in ihrer Urform aus dem Grand Prix-Boliden Desmosedici aus dem Jahr 2016 abstammen.
Dass in Bologna aber jahrzehntelang auch Einzylindermodelle gefertigt wurden, ist dabei fast in Vergessenheit geraten. An diese Historie will man bei Ducati ab Frühjahr 2024 anknüpfen und plant dafür eine Supermoto mit einem neu entwickelten Einzylindermotor, der laut Homologationsdaten 659 ccm Hubraum haben soll – für SPEEDWEEK-Leser keine überraschende Neuigkeit.
Optisch ist die hauseigene Hypermotard 950 Vorbild, von der gewohnten Frontpartie bis hin zu dem nicht minder typischen doppelten Underseat-Auspuff, dies belegen Fotos eines Prototypen auf letzten Testfahrten in Bologna. Hypermotard 659 gilt als mögliche Bezeichnung. Die Stoßrichtung ist damit ein Segment, das KTM derzeit mit der 690 SMC für sich allein hat und in dem die Österreicher jahrelang in mehreren europäischen Ländern veritable Verkaufserfolge erzielt haben. Damit ist zudem klar, dass sowohl die einzylindrige Supermoto, als auch alle weiteren Derivate, die in Zukunft sicher folgen werden, alles andere als Einstiegsmodelle werden.
Als Grund gilt unter anderem der Entwicklungs- und Produktionsaufwand, der für moderne, leistungsstarke Einzylindermotoren zu Buche schlägt. So gilt es Vibrationen und Laufruhe, Geräusch- und Abgasemissionen sowie kompetitive Leistungsdaten unter einen Hut zu bringen, was bei KTM beispielsweise zur Folge hat, dass der Antrieb der 690 SMC in der Herstellung als teurer gilt als jener der 790 und 890 Duke. Ähnliche Voraussetzungen dürften bei der Hypermotard 659 für Einstiegspreise oberhalb der Monster und der Scrambler-Palette sorgen.
Abseits des Hubraums sind weitere Leistungsdaten noch ein wohlgehütetes Geheimnis. Es steht aber zu vermuten, dass man sich in Borgo Panigale nicht lumpen lassen wird und KTM, zumindest bis zur nächsten Generation der 690 SMC, den Titel des stärksten Einzylindermotors in Serienproduktion streitig machen will. Das würde für eine Nennleistung von 75-80 PS bedeuten.
Abseits davon sind werden Öhlins-Fahrwerkselemente, Brembo-Bremsen, 6-Achsen-IMU, TFT-Instrumentierung und weitere Features verbaut, die derzeit noch eher gehobeneren Modellen vorbehalten sind und nochmals unterstreichen dürften, dass es sich hierbei eher nicht um ein günstiges Einstiegsmodell in die Palette der Bologneser handeln wird. Mit der Vorstellung rechnen wir Mitte bis Ende November 2023, Verkaufsstart dürfte im folgenden Frühjahr 2024 sein.
Angesichts des erwähnten Entwicklungsaufwands dürfte der Einzylindermotor bald in weiteren Modellen Verwendung finden. Neben einer Supermoto ist eine Enduro wahrscheinlich. Fürderhin weigert sich KTM seit Jahren beharrlich, eine geländetaugliche Reisemaschine im Rallye-Gewand anzubieten, obwohl man solche privaten Umbauten der KTM 690 Enduro R und der Markenschwester Husqvarna 701 Enduro an einschlägigen Veranstaltungen wie der Hardalpi-Tour oder der Bosnia Rally dutzendweise begutachten kann. Vielleicht nimmt ja Ducati die Steilvorlage an und besetzt diese Lücke.
Eher unwahrscheinlicher ist eine Einzylinder-Strassenmaschine mit dem 659er Motor; solche Motorräder unterschiedlicher Marken verkauften sich in der Vergangenheit allesamt schleppend und sind zumeist eingestellt.