Zum 180. Geburtstag von Automobilpionier Karl Benz
Karl Benz
Karl Benz, der sich später selbst Carl Benz nannte, erblickte am 25. November 1844 in Mühlburg (heute ein Stadtteil von Karlsruhe) als uneheliches Kind von Francisca Josepha Vaillant und Johann Georg Benz mit dem Namen Karl Friedrich Michael Vaillant das Licht der Welt. Bereits als junger Mann verlor er beide Elternteile und zog nach Mannheim.
Mannheim war damals auf Grund seiner Verkehrslage und Infrastruktur der wichtigste Wirtschaftsraum im Südwesten Deutschlands. Hier betrieb der stark Technik-interessierte Karl Benz eine mechanische Werkstatt, die entsprechend der jeweiligen wirtschaftlichen Situation von Zeit zu Zeit ihre Produktion wechseln musste. Von den oft schwankenden Einnahmen bestritt er seinen Lebensunterhalt. Die Zeiten waren schwer, doch die Möglichkeit, durch kontinuierliche Arbeit gutes Geld mit dieser Werkstatt zu verdienen, war durchaus gegeben.
Karl Benz investierte aber viel Zeit und Energie in seine eigentliche Leidenschaft, seine Erfindungen. Auch an Silvester des Jahres 1879 stand er bis spät abends in der Werkstatt und war dem Verzweifeln nah. Zum wiederholten Male überprüfte er seine Berechnungen zu dem vor ihm liegendem Motor. Nach dem Abendessen drängte ihn seine stets verständnisvolle Frau zu einem erneuten Versuch. Wieder drehte er am Schwungrad und endlich gab der Motor einen Laut von sich – sein erster Zweitaktmotor war geboren. Knapp vor ihm hatte unter anderem Nicolaus Otto zunächst mit einer Art Zweitakt-Motor experimentiert und später den ersten patentierten Viertakt-Motor erfunden. In England hatte ein gewisser Dugald Clerk 1878 den vermeintlich ersten echten Zweitakt-Motor geschaffen und diesen Anfang 1879 auch in Deutschland patentieren lassen.
Um die Neuheit von Karl Benz nach vielen Verbesserungen auch in größeren Stückzahlen herzustellen, musste er sich mit externen Geldgebern zusammenspannen. So wurde 1882 die «Gasmotorenfabrik» in Mannheim gegründet. Doch die Investoren waren vor allem darauf aus, mit dem Entwickelten so rasch als möglich eine Produktion aufzubauen und Profit zu erwirtschaften. Die Patentrechte hatte die Aktiengesellschaft, somit erging es Karl Benz wie vielen anderen Erfindern auch – auf seine Dienste wurde verzichtet.
Im darauffolgenden Jahr fand Benz neue Geschäftspartner mit denen er langfristig planen und zusammenarbeiten konnte. Mit ihnen gründete er die «Benz & Cie., Rheinische Gasmotorenfabrik», wiederum in Mannheim. Nun konnte er seinem Erfindergeist wieder freien Lauf lassen und entwickelte den Benz-Motorwagen. Dieser war benzinbetrieben und somit, wenn auch dreirädrig, das erste Automobil im eigentlichen Sinne. Mit seinem «Fahrzeug mit Gasmotorenbetrieb», der heutzutage als Benz Patent-Motorwagen bezeichnet wird, war Karl Benz 1886 seinem indirekten Konkurrenten Daimler knapp voraus. Im 130 Kilometer entfernten Bad Cannstatt versah Gottlieb Daimler zwar bereits im Jahr zuvor seinen Reitwagen mit einem Motor, doch seine motorisierte Kutsche erhielt erst wenige Wochen nach dem Tricycle von Benz oder auch Veloziped ihr Patent.
Bei ersten Fahrversuchen sah sich die Familie Benz in Mannheim dem Zorn der Bevölkerung ausgesetzt. Darüber hinaus wurden auch die Gesetzeshüter gegen das teuflische Gerät aufgehetzt. Um mehr Verständnis für den Fortschritt zu erhalten und um den Verkauf anzukurbeln, unternahm Bertha Benz, die couragierte Ehefrau von Karl, an einem Sommertag des Jahres 1888 eigenmächtig eine mit vielen Zwischenfällen behaftete Spritztour. Nach mehreren Notreparaturen an Motor und Bremsen, sowie einigen Steigungen, die nur durch zusätzliches Schieben zu bewältigen waren, kam sie mit ihren beiden Söhnen noch am gleichen Abend im gut 100 Kilometer entfernten Pforzheim an. Der Wagen hatte zwar seine Feuertaufe bestanden, doch nach wie vor konnte aus dem Fahrzeug kaum finanzieller Nutzen gezogen werden.
Erst der verbesserte Benz-Motorwagen «Victoria» und neue Teilhaber im kaufmännischen Bereich und beim Absatz brachten neue Impulse. Die ständige Weiterentwicklung wurde nun konsequent vorangetrieben. Somit darf die Achsschenkellenkung, eine Erfindung von Benz aus dem Jahr 1892, als eine der wichtigsten der Automobilisierung angesehen werden.
Auch als die ersten motorsportlichen Wettkämpfe ausgetragen wurden, standen Benz-Automobile am Start. Später, als es galt, spezielle Rennfahrzeuge herzustellen, war Benz als einer der ersten mit von der Partie. Verwiesen sei hier auf den Benz-Rennwagen der Jahrhundertwende, den «Blitzen-Benz» und später auch den ob seiner Form so betitelten «Benz-Tropfenwagen»
1926 spannte sich Benz mit Daimler in Stuttgart zusammen. Welches erfolgreiche Unternehmen sich daraus entwickelte, ist bestens bekannt. Drei Jahre nach der Fusion verstarb Karl Benz, der Erfinder des ersten Automobils, am 4. April 1929 in Ladenburg im Rhein-Neckar-Kreis im Alter von 85 Jahren.