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MV Agusta: Lamborghini als Vorlage für den Goldesel

Von Ivo Schützbach
Wirtschaftlich schwierige Zeiten verlangen Umdenken, die Pierer Mobility Gruppe hat deshalb die Markenprofile von KTM, Husqvarna, GASGAS sowie MV Agusta überdacht und schärft teilweise nach.

Jahrelang hat die Pierer Mobility Gruppe die MotoGP-Bühne mit ihren verschiedenen Rennsportklassen genutzt, um die Konzernmarken KTM, Husqvarna und GASGAS zu promoten. Für 2025 wird es gravierende Veränderungen geben, Husqvarna zieht sich zum Ende des Jahres aus dem Straßenrennsport zurück, das Hauptaugenmerk liegt bei der Vermarktung zukünftig wieder auf dem Offroadsegment.

Auf die Produktpalette von Husqvarna wird das keine Auswirkungen haben, unterstrich Hubert Trunkenpolz, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Pierer Mobility Gruppe, im persönlichen Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Die Vitpilen und Svartpilen sind wunderbare Motorräder, die 801 Svartpilen ist mein derzeitiges Lieblingsmotorrad im Konzern», hielt der Spitzenmanager fest. «Sie schaut cool aus und kann alles, was man für einen kleinen Ride-out braucht. Die Husqvarna-Straßenmodelle haben aber keinen Konnex zum Sport.»

«GASGAS ist dafür gedacht, die Jugend anzusprechen und das ist auch die Marke, die leistbarer sein soll als KTM und Husqvarna», erklärte der Österreicher. «Wo es um die Jugend geht, werden sie die Marke GASGAS im Sport sehen – wie in der Moto3 oder MX2.»

Insgesamt werden sich die Motorsportaktivitäten zukünftig im Konzern wieder mehr auf KTM konzentrieren, dem Werbespruch «Ready To Race» entsprechend.

Die Markenpositionierung von MV Agusta ist ebenfalls klar. «Das ist die Luxusmarke im Konzern», betonte Trunkenpolz. «Die Motorräder werden in Italien designt und produziert und haben italienische DNA. Ich möchte einen für mich zutreffenden Vergleich bemühen: Lamborghini ist Teil des VW-Konzerns und hat es unter Nutzung der Ressourcen von Audi oder des VW-Konzerns geschafft eine eigenständige Marke zu bleiben und ist mittlerweile die Cashcow des Konzerns mit einer EBIT-Marge von über 20 Prozent. Das ist die Blaupause für das, was wir erreichen wollen. Keine Angst, es wir keine MVs mit KTM-Motoren geben. Ressourcen sind auch die Nutzung von Prüfständen oder Simulationen, die wir im Konzern haben und den Kollegen in Italien zur Verfügung stellen wollen, um qualitativ hochwertige Produkte zu erzielen, die auch den Preis wert sind, den wir dafür verlangen. Die DNA wird aber genauso wie bei Lamborghini in Italien bleiben. Ein Audi R8 schaut anders aus als ein Lamborghini Huracan. Aber wir gehen nicht mal so weit, dass wir uns die Motorenplattform teilen.»

Im Rennsport wird MV Agusta auch 2025 nur in der Supersport-WM zu sehen sein, wo die beiden Teams Reparto Corse und Motozoo mit F3 800 RR ausgerüstet werden und die vier Fahrer Bo Bendsneyder, Filippo Farioli, Luke Power und Federico Caricasulo zum Einsatz kommen.

«Wir überlegen ganz offen, mit MV in die MotoGP zu gehen», erzählte Trunkenpolz. «Aber das hängt von ein paar wesentlichen Dingen ab, die nicht in unserer Hand sind. Denn eines ist klar: Einen eigenen MotoGP-Motor werden wir für MV Agusta sicher nicht entwickeln. Wenn man analog zur Formel 1 Motoren in verschiedenen Fabrikaten verwenden kann, dann wird ein Einstieg von uns mit MV Agusta realistischer. Für MV wird es kein eigenständiges MotoGP-Motorrad geben, weil sich das nie rechnet, das ist nicht darstellbar. Das Teuerste ist der Motor – wenn ein Motor zur Verfügung steht, dann kann man darüber nachdenken.»

Im Gegensatz zur Moto3- und Moto2-WM muss ein Hersteller in der MotoGP ein eigenes Motorrad entwickeln, um als Konstrukteur zu gelten. Deshalb firmiert das Tech3-Team dieses Jahr zwar unter GASGAS, die Motorräder heißen aber KTM RC16.

Wie bei allen großen Herstellern wird auch in der Pierer-Gruppe genau analysiert, wie die Marken in den jeweiligen Sportarten präsent sind und wahrgenommen werden. Die mit Abstand größte Reichweite, und damit verbunden der größte Markennutzen, wird im Motorradrennsport in der MotoGP erzielt. Im Offroad liegen die US-Supercross-Meisterschaft und die MXGP-WM vorne.

«Die Markensichtbarkeit ist über den Sport massiv», sagt PR-Experte Sebastian Kuhn von der KTM Racing GmbH. «Die Plattform MotoGP ist extrem erfolgreich, gerade in Kombination mit dem KTM-Aspekt ‚Ready To Race‘. Die Markenattribute und die Aussage, die wir mit KTM treffen wollen, ist dort genau richtig.»


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