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KTM: «Tag der Hoffnung» in Mattighofen

Von Bernhard M. Höhne
Nach einer Reihe von überwundenen Hindernissen folgte am 17. März die Wiederaufnahme der Produktion bei KTM. Vorbereitungen hatten bereits stattgefunden, erste Motorräder sollen am Donnerstag vom Band rollen.

Der 25. Februar war ein Meilenstein für die KTM AG. Nach zähem Abzählprozess stimmte die Mehrheit der Gläubiger für die Annahme des Sanierungskonzeptes und den Erlass von 70 Prozent der Schulden des Motorradherstellers. Der nächste Meilenstein folgte am heutigen Montag, den 17. März. Der neue österreichische Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer sprach im öffentlich-rechtlichen Rundfunk von einem «Tag der Hoffnung».

Ab 6 Uhr morgens fanden sich wieder Produktionsarbeiter in den Montagehallen des Motorradherstellers in Mattighofen ein. Die Komponenten-, Motoren- und Motorradproduktion nahm am Stammsitz der oberösterreichischen Marke erstmals seit der vorgezogenen Weihnachtspause Mitte Dezember wieder die Arbeit auf. Motorsport-, Entwicklungs-, Logistik- und Ersatzteilabteilungen hatten ihre Arbeit auch während der 90-tägigen Sanierungsphase ohnehin fortgesetzt. Dies obwohl neben der Mutterfirma KTM AG und der Komponentenfertigung und kleinerer Tochterfirmen, auch die Entwicklungsabteilung in einem eigenen Sanierungsverfahren steckte. Am heutigen Montag wurde neben CEO Gottfried Neumeister auch Ex-CEO Stefan Pierer, der weiterhin CEO der Dachgesellschaft Pierer Industrie AG ist, vor Ort gesichtet.

Die KTM-Produktion im Ausland, namentlich die Fertigung der kleinen Einzylinder-Straßenmodelle bei Anteilseigner Bajaj in Indien und der 790 Duke bei CFMOTO in China, lief auch während der Restrukturierungsphase weiter. Eine wichtige Voraussetzung, um die neuen Ausfertigungen dieser Modelle planmäßig ab Ende April in Europa zu verkaufen. Um die Fertigung in Mattighofen wieder anlaufen lassen zu können, wurden aus dem Kreis der Anteilseigner im Vorfeld 50 Millionen Euro für den Produktionsstart im März bereitgestellt. Die Vorbereitungen dafür laufen seit Wochen: Maschinen wurden präpariert, Partnerfirmen begannen mit Warenanlieferungen. Die Lieferkette müsse Schritt für Schritt wieder aktiviert werden. Bis dies passiert sei, könne man auf ein gefülltes Teilelager zurückgreifen und so notfalls sogar zwei bis drei Wochen zuliefererunabhängig produzieren, so Ende Februar Robert Tremel, Sanierungsverwalter der KTM Components GmbH.

Die vier Produktionslinien fertigen nach dem Wiederanlaufen im Ein-Schicht-Betrieb. Im Jahr 2024 wurde bis zum Fertigungsstopp noch in zwei Schichten gearbeitet. Im selben Jahr lieferten die Österreicher insgesamt 292.497 Motorräder an ihre Händler, von denen ein bedeutender Anteil nicht in Mattighofen produziert worden sein dürfte. Schließlich stammten bereits im Jahr 2016 rund 35 Prozent der produzierten KTM-Modelle allein aus Indien. Mit dem Beginn der Produktion in China im Jahr 2020 dürfte der Produktionsanteil außerhalb Österreichs signifikant gestiegen sein, doch offizielle Zahlen dazu fehlen. Wie hoch die Zielstückzahl für das Stammwerk nach dem Neustart sei, dazu nannte KTM-Mutter Pierer Mobility auf Nachfrage bislang keine Zahlen. Lediglich, dass diese innerhalb von drei Monaten erreicht sein soll. In Zuliefererkreisen erwartet man künftig maximal 80.000 Einheiten jährlich aus Österreich.

Zunächst solle die Fertigung dort langsam wieder hochgefahren werden. Die bereits laufenden Teileanlieferungen, Vormontagen und der Start des Muster- und Prototypenbaus seien erste Schritte. Der Großteil der Maschinen an den Bändern blieb am Montag entsprechend noch verhüllt. Die ersten Zweiräder für Endkunden sollen am Donnerstag vom Band rollen. Erst wenn die Produktion am Stammsitz wieder rund läuft, ist mit der Eingliederung neuer Modelle für Kunden zu rechnen. Den Anfang dürfte dann die neue 690 SMC R machen. Sie wurde kürzlich auf einer Messe in Wels erstmals öffentlich gezeigt und ihre Vorgängerin zählte im deutschsprachigen Raum zu den Bestsellern der Österreicher. Die Nachfolgerin der 1290 Super Adventure mit der Ziffernfolge 1390 soll, so ist zu vernehmen, noch bis zum Herbst auf sich warten lassen. Ähnliches gilt für die 990 RC R, die für KTM die Rückkehr in das Segment der Supersport-Motorräder markiert und als Imageträger fungieren soll.

Wie sich der Standort Mattighofen mittelfristig entwickeln wird, ist noch nicht abzusehen und wird auch mit den künftigen Investoren abgestimmt werden müssen. Offiziell kommuniziert ist bislang nur, dass alle favorisierten Investoren planen, den den Standort in Mattighofen zu erhalten und dass für die absehbare Zukunft keine weiteren Entlassungen geplant sind. Ex-CEO Stefan Pierer hatte in einem Interview mit Industrie-Experte Alan Cathcart im Jahr 2023 ins Spiel gebracht, künftig nur noch die teuren Premiummodelle im Bezirk Braunau fertigen zu lassen. Umgesetzt wurde das bislang nicht, ebenso wenig die Fertigung der Mittelklassemodelle exklusiv bei CFMOTO in China.

Klarheit wird es dazu voraussichtlich Ende April geben, wenn das Engagement eines oder mehrerer Investoren unter Dach und Fach sein soll. Diese sollen dann bis 23. Mai die Schuldentilgungsquote von 30 Prozent, rund 548 Millionen Euro, stemmen – zusätzlich zu den Kosten für den laufenden Betrieb. Namen dafür werden offiziell weiterhin nicht kommentiert, doch dass die bisherigen Anteilseigner und Produktionspartner Bajaj und CFMOTO zu den Interessenten zählen, gilt als offenes Geheimnis. Bajaj hatte auch die 50 Millionen Euro für die Wiederaufnahme der Produktion in Österreich vorgestreckt.

Bis der weitere Ablauf für KTM geklärt ist, überwiegt im Innviertel zunächst die Erleichterung darüber, dass die Fertigung beim Aushängeschild der Region wieder aufgenommen wird.

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