Harley: Hinter den Kulissen rumort es gewaltig
Die Investorengruppe H Partners halten 9,1 % der Aktion von Harley-Davidson und sind damit der zweitgrösste Aktionär des amerikanischen Motorradherstellers. In einer öffentlichen Mitteilung an die anderen Aktionäre fordern H Partners, dass ausser dem CEO Jochen Zeitz, der seinen Rücktritt bereits angekündigt hat, auch der vorsitzende Direktor Thomas Linebarger und Vorstandsmitglied Sara Levinson zurücktreten sollen.
H Partners beschuldigt diese drei Mitglieder der Harley-Geschäftsleitung, sie seien verantwortlich für den gesunkenen Aktienkurs, Zerstörung der Firmenkultur und weitere Managementfehler, die dazu geführt hätten, dass die Harley-Aktie über Jahre weit unter Marktdurchschnitt performte. Das sei unter anderem so gekommen, weil die Mitglieder der Geschäftsleitung am Firmensitz in Milwaukee oft nicht präsent gewesen sei, sondern die Firma von auswärts aus geleitet hätten.
Deshalb sollen diese drei Manager, so fordert H Partners, an der Aktionärsversammlung vom 14. Mai nicht wiedergewählt werden. Zeitz solle sofort seiner Funktion als CEO enthoben werden und dieser Posten interimistisch besetzt werden, bis ein neuer CEO gefunden sei.
Tatsächlich ist bei Harley seit 2020, als der Deutsche Zeitz vom Sportartikelhersteller Puma kommend den Posten des CEO übernahm, einiges in die Hose gegangen: Der Versuch, Modelle für Einsteiger anzubieten, misslang (Street-Modelle) und die Einsteiger-Baureihe, die sich gut verkaufte (luftgekühlte Sportster), wurde eingestellt.
Die Elektro-Modelle, teilweise von Zeitz` Vorgänger übernommen, sind hochgradig defizitär. Und ebendiese Elektro-Offensive verärgerte anscheinend die Stammkundschaft, während gleichzeitig die inländische Konkurrenz (Indian) erstarkte: Die Verkäufe in den Segmenten Touring und Cruiser gingen seit 2019 um 20 % zurück.
Seit 2020 sank der Börsenkurs der Harley-Aktie von umgerechnet rund 34 € auf derzeit 20 €, seit Jahresbeginn verlor die Aktie jeden Monat zwischen 5,64 und 9,07 % an Wert. Klar, dass da die Aktionäre nervös werden und Massnahmen fordern. Damit sich andere Aktionäre, aber auch Kunden und Freunde der Marke zu ihrer Sicht der Dinge informieren können, hat H Partners eigens eine Website namens Free the Eagle eingerichtet.