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Ducati Desmo 450MX: Elektronik wie nie im Motocross

Von Rolf Lüthi
Über die Desmodromik wurde ausgiebig berichtet im Zusammenhang mit Ducatis Einstig in den Motocross-Sport. Doch ähnlich einzigartig ist die Elektronik, vor allem die patentierte Traktionskontrolle.

SPEEDWEEK-Leser wissen natürlich längst, dass die Ducati Desmo 450MXdas einzige Motocross-Motorrad auf dem Markt ist mit desmodromischer Ventilsteuerung. Zur Erinnerung: Bei dieser Bauart werden die Ventile konventionell mit einem Nocken und Schlepphebel geöffnet, aber unkonventionell auch mit einem Schliessernocken und einem Schliesserhebel geschlossen. Der Vorteil bei einem Motocross-Motorrad ist nicht primär eine höhere Maximaldrehzahl, sondern Ventilbeschleunigungen die mit Schliesserfedern nicht möglich sind. Daraus könnten/müssten sich Vorteile bei der Leistungscharakteristik ergeben: Hohe Spitzenleistung, hohe Maximaldrehzahl, hohe Überdrehreserve und dennoch kräftiges Drehmoment bei niedrigeren und mittleren Drehzahlen. Noch detaillierter haben wir das vor einigen Wochen beschrieben.

Die hohe Maximaldrehzahl mitsamt der Überdrehreserve müsste am Start ein Vorteil sein, weil man erst schalten muss, wann man vorne ist, weil alle anderen früher hochschlaten mussten – verspricht Ducati.

Um diese Überdrehreserve schadlos zu gewährleisten, war nicht nur die Desmo-Ventisteuerung Bedingung, sondern auch eine kurzhubige Motorauslegung. Mit 96 x 62.1 mm wagt man bei Ducati jedoch keine Experimente: Honda, Kawasaki und Suzuki verwenden die gleichen Masse, Yamaha geht mit 97 x 60,8 mm noch kurzhubiger, der zweite Neuling auf dem Motocross-Markt, nämlich Triumph, wagt wie KTM mit 95 x 63,4 eine geringfügig langhubigere Auslegung.

Ducati verbaut Einlassventile mit 40 mm Durchmesser aus Titan und am Auslass 33er Stahlventile. Die Stahlventile schonen bei einer Motorrevision die Brieftasche. Der Kolbenwechsel ist auf 45 Stunden festgelegt, zusammen mit der Überprüfung des Ventilspiels, während die Gesamtüberholung des Motors nach 90 Stunden vorgeschrieben ist.

Die Kühler sind rautenförmig, was eine um 6,5 % größere Kühlerfläche im Vergleich zu konventionell rechteckigen Kühlern ergibt. Das soll eine verbesserte Motorkühlung bei gleichzeitig schmaler Front ermöglichen.

Ducati gibt für den Desmo 450-Motor 63,5 PS bei 9.400/min und 53,5 Nm bei 7.500/min an, der Drehzahlbegrenzer setzt erst bei 11.900/min ein. Ein kleiner Nadelstich gegen Klassenprimus KTM, der für seinen 450er Motor 63 PS angibt.

Der Alurahmen der Desmo 450 MX besteht aus nur 11 Teilen, etwa der Hälfte im Vergleich zur Konkurrenz, und setzt sich aus gegossenen, geschmiedeten und gepressten Elementen zusammen. Der Bereich des Lenkkopfs besteht aus einem einzigen Gusselement. Diese Konstruktionstechnik, die Ducati auch bei den Superbike-Rahmen einsetzt, ermöglicht dank moderner Gusstechnik eine vollständige Kontrolle der Materialstärken, so dass an jeder Stelle nur so viel Material verbaut ist, wie nötig ist.

Der 8,96 kg leichte Alurahmen ist überdies so gestaltet, dass die Ansaug- und Auslasskanäle des Motors so gerade wie möglich gehalten werden konnten, um die maximale Motorleistung rauszuhalten. Ducati verspricht 104,5 kg fahrfertig ohne Benzin.

Das Federbein ist in zentraler Position verbaut, arbeitet mit einer Schwinge aus Aluminiumguss und einer geschmiedeten Aluminium-Umlenkung und ermöglicht 301 mm Federweg. Gabel und Federbein liefert Showa, beide einstellbar. Die USD-Gabel mit 49er Innenrohren und Kashima-Beschichtung arbeitet konventionell mit einer mechanischen Feder und bietet 310 mm Federweg. Die Bremszangen steuert Brembo bei, vorne Doppelkolben-, hinten Einkolbenzange, die Bremsscheiben mit den üblichen Durchmessern 260 und 240 mm liefert Galfer.

Vom konventionellen Weg abgewichen und auf die Erfahrung aus dem Strassenrennsport zurückgegriffen hat Ducati bei der Elektronik. Im Gegensatz zu den derzeit in diesem Segment erhältlichen Systemen kalibriert die patentierte Ducati Traction Control (DTC) der Desmo450 MX die Leistungsreduzierung auf der Grundlage des tatsächlichen Schlupfes des Hinterrads und der Trägheitsmessungen der Fahrzeugdynamik und garantiert so einen wirksamen, schnellen und linearen Eingriff.

Dieses System ist in der Lage, Momente zu erkennen, in denen es nicht eingreifen sollte, wie z.B. bei Sprüngen, und deaktiviert sich automatisch. Wenn der Fahrer Punkte auf der Strecke erkennt, an denen er die gesamte Motorleistung nutzen möchte, kann er das System mit einem leichten Druck auf den Kupplungshebel deaktivieren. Wenige Augenblicke später kehrt die Steuerung automatisch in den Betrieb zurück. Die Ducati Traction Control bietet vier verschiedene Eingriffsstufen.

Zur elektronischen Ausstattung gehören auch eine Startkontrolle und die Motorbrems-Kontrolle, die wie die Traktionskontrolle auf verschiedenen Eingriffsebenen konfiguriert und mit zwei Fahrmodi verbunden werden können. Über die X-Link App kann der Fahrer die Steuerungen an seine Bedürfnisse und die Eigenschaften der Strecke anpassen. Das Getriebe ist mit einem Schaltautomat ausgestattet.

Die Desmo450 MX wird ab Juni 2025 bei ausgewählten europäischen Händlern erhältlich sein. Im Juli wird der Vertrieb auf Nordamerika ausgeweitet, danach folgt der Rest der Welt. In Deutschland sind auf dem Preisschild die Ziffern 12.490 € vermerkt, in der Schweiz Fr. 11.790.-. Ducati liefert die Desmo 450MX in jeder beliebigen Farbe unter der einzigen Bedingung, dass sie Rot ist.

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