Motocross: Trauer nach tödlichem Unfall

Sinnlos? EU will HU für ältere Autos jedes Jahr

Von Rolf Lüthi
Sind in Deutschland wirklich zahlreiche Schrottkarren unterwegs, die man mittels jährlicher HU aus dem Verkehr ziehen muss?

Sind in Deutschland wirklich zahlreiche Schrottkarren unterwegs, die man mittels jährlicher HU aus dem Verkehr ziehen muss?

Die EU-Kommission will Autos älter als 10 Jahre jedes Jahr zur Hauptuntersuchung aufbieten und nennt Zahlen, die bestätigen, dass der Effekt auf die Verkehrssicherheit nicht nachweisbar wäre.

In Deutschland müssen neue Autos erstmals nach 36 Monaten zur HU (Hauptuntersuchung), danach alle 24 Monate. Diese Frist soll nach dem Willen der EU nun für Autos und Lieferwagen, die älter sind als 10 Jahre, auf 12 Monate verkürzt werden. Schwere Nutzfahrzeuge müssen bereits heute jährlich zur HU.

Soweit ist es jedoch noch nicht. Das EU-Parlament und die EU-Mitgliedsländer müssen zustimmen. Da in 16 der 27 Mitgliedstaaten für ältere Autos bereits eine jährliche HU-Pflicht gilt, könnte es durchaus sein, dass das Vorhaben eingeführt wird. Argumentiert wird mit einer Verbesserung der Verkehrssicherheit und auch mit einer Verminderung der Umweltbelastung, weil ältere Fahrzeuge aus dem Verkehr gezogen werden oder den Besitzern der jährliche Behördengang auf die Nerven geht.

In einer Studie wies die TU Dresden allerdings nach, dass eine Verkürzung der HU-Frist auf ein Jahr keinen messbaren Einfluss auf die Verkehrssicherheit hätte. EU-Verkehrskommissar Apostolos Tzitzikostas hingegen verspricht 1850 gerettete Menschenleben - über einen Zeitraum von 25 Jahren.

Das wären dann heruntergerechnet eine Reduktion der Verkehrstoten von 2,7 pro Jahr und pro Mitgliedstaat. 2024 kamen in Deutschland 2759 Personen bei Strassenverkehrsunfällen ums Leben. 2,7 Verkehrstote wären somit rechnerisch eine Reduktion um 0,0979 %; ein statistisch nicht nachweisbarer Effekt m Promillebereich, womit Tzitzikostas die Schlussfolgerung der TU Dresden ungewollt bestätigt.

Der ADAC, der grösste Automobilclub Deutschlands, ist darum gegen eine Verkürzung der Prüfintervalle, weil technische defekte als Unfallursache sehr selten sind. Hingegen würde eine Verkürzung der Inspektionsintervalle zu einer Verteuerung der Mobilität führen. Da in Deutschland rund 23,4 Mio. Autos und Lieferwagen mehr als 10 Jahre alt sind, was 47 % des Gesamtbestandes entspricht, müssten fast die Hälfte der Automobilisten diesen Mehraufwand auf sich nehmen.

Hingegen setzen sich die Prüfinstitute seit mehr als zehn Jahren für eine solche Regelung ein. Kein Wunder: Pro Jahr würde sich deren Geschäftsfeld um zusätzliche 11,7 Mio. Hauptuntersuchungen erweitern. Eine HU, kombiniert mit der zeitgleich anfallenden Abgasuntersuchung, kostet um die 150 €. Es würden von Besitzern älterer Autos gigantische 1,755 Mia € (1'755'000'000 €) an die Prüfinstitute bezahlt.

Eine HU dauert etwa 30 Minuten. Ein Prüfer kann pro Arbeitstag bestenfalls 16 Fahrzeuge prüfen. Wenn derselbe Prüfer 237 Tage pro Jahr arbeitet und nie krank ist, schafft er beeindruckende 3792 HU jährlich.

Um jährlich 11,7 Mio. HU durchzuführen, würden mindestens 308 zusätzliche Prüfer benötigt. In der Praxis dürfte der Bedarf an gut ausgebildeten Facharbeitern wegen Krankheit, Unfall, Weiterbildung und dergleichen etwas höher sein. Diese Facharbeiter würden der Automobil- und Maschinenbau-Industrie entzogen und würden eine Arbeit ausführen, deren Nutzen sich statistisch nicht nachweisen liesse.

Offensichtlich verkehrsuntaugliche Schrottkarren können von der Polizei sofort aus dem Verkehr gezogen werden und nicht erst beim nächsten HU-Termin. Nicht verkürzt werden sollen die HU-Fristen für Motorräder. Immerhin.

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