Langbahn-GP: Bernd Diener muss niemand etwas beweisen
Bernd Diener (62)
«Oh je, da fragst du mich was», entgegnete der älteste Teilnehmer am Langbahn-GP auf die Frage, die wievielte Weltmeisterschaft er 2021 bestreiten wird. «Ich weiß nur, dass ich die letzten Jahre immer dabei war, trotz des hohen Alters.»
Kramt man in den Bahnsportarchiven, so kommt zum Vorschein, dass Bernd Diener siebenmal in einem klassischen Tagesfinale stand und sage und schreibe 16 Mal am Langbahn-GP teilnahm – das Jahr 2020, in dem er qualifiziert war, aber auf die Teilnahme verzichtete, nicht mitgerechnet.
Am 14. September 1986 bestritt Bernd Diener in Pfarrkirchen sein erstes WM-Finale, nachdem er sich über die Qualifikationsrunde in Scheeßel und das Halbfinale in Harsewinkel qualifiziert hatte, und wurde Siebter. Ab diesem Tag sollte es fast sechs Jahre dauern, bis Diener 1992 in Pfarrkirchen wieder in einem Weltfinale stand.
Den größten Erfolg feiert er 1996 beim letzten Tagesfinale in Herxheim, als er in einem vollgepackten Herxheimer Waldstadion Vizeweltmeister hinter Gerd Riss wurde und so nahe am Titel war, wie nie zuvor und danach. Im Grand-Prix-System gewann Diener 2004 die Bronzemedaille und ließ weitere WM-Medaillen mit der deutschen Nationalmannschaft folgen.
Somit ist auch klar, weshalb Diener auf die Frage nach gesteckten Zielen ganz locker antworten kann. «Ich habe mir keine Ziele gesetzt», so der 62-Jährige. «Ich muss niemand etwas beweisen – ich fahre für mich.»
Für Diener, der in Wagenfeld, Roden und zuletzt in Herxheim Trainingsrunden drehte, ist die Vorbereitung auf die WM-Saison keine ideale, wie er im Gespräch mit SPEEDWEEK.com verriet: «Es ist nicht schön, wenn man so kalt in die WM geht. Es war immer gut, im Frühjahr offene Rennen zu haben. Man konnte sich gut vorbereiten. Ich war fit und hatte die entsprechende Kraft, das fehlt jetzt schon das zweite Mal.»
Mit etwas Sorge sieht der Schwarzwälder auch die Folgen der Corona-Pandemie und die Auswirkungen auf den deutschen Langbahnsport. «Ich habe mir da schon Gedanken gemacht», grübelte er. «Das wird für einen Teil der Veranstalter sehr, sehr schwer werden. Und auch für die jungen Fahrer wird es immer schwieriger und das Geld immer knapper.»
Von der Lösung, Langbahn-Prädikatsrennen auf Speedwaybahnen auszutragen, hält er nichts. «Ich finde es ein bisschen traurig für den Langbahnsport», hielt Diener fest. «Die Motorräder sind für die Langbahn gemacht, sie haben einen langen Radstand und zwei Gänge. Vom Motor her haben die genau so viel Power wie ein Speedwaymotor, aber vom Motorrad her passt das nicht auf eine Speedwaybahn.»